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Die Gedanken des Königs René

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Die Gedanken des Königs René
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 243
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
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[243]

Die Gedanken des Königs René.

Der fromme Lautenschläger Herr René
Trug braune Locken – sie sind weiß wie Schnee.
An seiner Stirn verglomm der Kronen Glanz,
Da haftet nichts als nur ein Lorbeerkranz.

5
Schloß Tarascon – er bietet’s zum Verkauf –

Dran spritzt die blaue Rhone scherzend auf,
Von hoher Warte wandert rings der Blick
Der König wägt als Denker sein Geschick:

„S’ist eigen daß man immer mich vertreibt!

10
S’ist eigen daß mir nichts in Händen bleibt!

Lothringen erbt’ ich, wo die Trift sich sonnt,
Das nahm mir weg Anton von Vaudemont.

Dann erbt’ ich flugs das Fürstentum Anjou
Und noch das nette Ländlein Bar dazu –

15
Herr König Ludwig trat in mein Gelaß

Als Gast und schrieb mir meinen Wanderpaß.

Reich Napel war’s, das dann zu Erb mir fiel,
Dort mischte sich der Aragon ins Spiel –
Das schöne Napel! Richtig werd’ ich schlemm!

20
Mir bleibt das himmlische Jerusalem!


Da schimmert unvergänglich Dach und Fach –
Ich erb’ es schon. Das Erben ist mein Sach!
Doch geht mein Sach, wie hier, so droben dort,
Holt aus dem Himmel mich der Teufel fort.“