Der Minnesinger
Ich wil das Herz mein Leben lang,
Der holden Minne weihen,
Und meinen leichten Volksgesang
Verdienten Schmeicheleien.
Auf keiner Flur, gewäret
Dem Sänger einen süssern Lohn,
Als wenn er Schönheit ehret.
Wolan, o Laute, werde dann
Und freundlich ist, und minnen kan,
Durch Lied und Lob gefällig!
Dein Schmeicheln mildert die Natur.
Schon lassen Schäferinnen
Durch Lied und Lob gewinnen.
Du solst noch manche Sommernacht,
Um stille Schäferhütten,
Das Mädchen, das im Bette wacht,
Mir danket dann ihr Morgengrus,
Ihr liebevolles Nicken,
Ihr wonniglicher, warmer Kus,
Ihr sanftes Händedrücken.
An kleinen Minnepfändern;
Und prangen wird mein Stab und Hut
Mit Rosen und mit Bändern.
Beim Spiel und Tanze werden mir
Und, die ich fodre, werden schier
Sich mehr als Andre dünken.
Geliebt, geehrt, bis an mein Ziel,
Von einer Flur zur andern,
Herbeigerufen, wandern.
Und, wenn ich längst gestorben bin,
Und unter Ulmen schlafe,
So weidet noch die Schäferin
Und lehnet sich auf ihren Stab,
Und senkt vol heller Thränen,
Den sanften Blik zu mir herab,
Und klagt in weichen Tönen:
So minnigliche Lieder!
O wekte dich mein lauter Ruf
Aus deinem Grabe wieder!
Du würdest mich, nach deinem Brauch,
Dann hätt’ ich doch bei Schwestern auch
Ein Liedchen aufzuweisen.
Dein Minneliedchen säng’ ich dann,
Solt’ auch die Mutter schelten.
Wie wolt’ ich’s dir vergelten!“
Dann wird mein Geist, wie Sommerluft,
Aus seiner Ulme Zweigen,
Zu ihr herunter auf die Gruft,
Wird durch des Wiesenbaches Rohr,
Und Blätter, die sich kräuseln,
Ein Liedchen in ihr horchend Ohr,
Zu ihrem Lobe, säuseln.