Der Page
Wem gilt Dein Lied, Du schöner Knabe?
Dein Auge spricht; es schweigt Dein Mund,
Und Deiner reichen Liedergabe
Lauscht Niemand, als Dein treuer Hund;
Es klingt so wunderseltsam süße,
So wehmuthsvoll und doch so traut –
Wem bringst Du, Page, solche Grüße
Mit Deiner Mandoline Laut?
Dein Vater fiel im heil’gen Lande –
Ihn traf ein Saracenenpfeil;
Am heißen, stillen Cydnusstrande
Ward ihm ein einsam Grab zu Theil.
Dem besten Bruder war beschieden
Der Tod in der Mongolenschlacht,
Und wo die Ahnen ruh’n in Frieden,
Ward Mütterchen zur Ruh’ gebracht.
Will um verlor’ne Todte klagen
Dein Lied so weich und goldig rein?
Willst Du in Tönen ihnen sagen,
Wie Du in weiter Welt allein? –
Allein! – Bist wirklich Du verlassen,
Schläft alle Deine Lieb’ im Grab’,
Und will Dich Niemand warm umfassen
Mit lindem Arm, Du schöner Knab’? – –
Es steht, von Rebengrün umsponnen,
Am Oderstrand ein weißes Haus;
Im warmen Strahle sich zu sonnen,
Blickt dort ein blondes Haupt heraus.
Die süßen Augen blinzeln müde;
Die Locken wehen leicht im Wind;
Es ist, als lausche fernem Liede
Das wunderholde, liebe Kind.
Du kennst das Haus, schwarzlock’ger Knabe,
Und kennst der süßen Augen Stern;
Weit mehr als Deiner Lieder Gabe
Gäbst Du der Holden gar zu gern.
Still sehnend träumst Du noch vom Glücke
Wie von dem fernen Wunderland –
Getrost, Dein Lied baut Dir die Brücke,
Die sich von Herz zu Herzen spannt.