Der Sänger (Zwicker)

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Textdaten
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Autor: Carl August Heinrich Zwicker
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Titel: Der Sänger
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aus: Wünschelruthe - Ein Zeitblatt. Nr. 26, S. 101.
Herausgeber: Heinrich Straube und Johann Peter von Hornthal
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Vandenhoeck und Ruprecht
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Erscheinungsort: Göttingen
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Der Sänger.







     Hörst du die fernen Töne nicht
Schon näher näher klingen?
O hörst du nicht, o fühlst du nicht,
Wie sie zum Herzen dringen?

5
Ach wie es rauschet, wie es wühlt

Im vollen wilden Klang!
Wie nun es lispelt, wie es spielt,
Und jetzt mich brennt, und jetzt mich kühlt,
Und sich zum tiefsten Busen stielt

10
In süßem Wehmuthsdrang! -


     Was will mir in der heißen Brust
So bange Seufzer regen? -
Was tritt wie holde Frühlingslust
Jetzt lächelnd mir entgegen? -

15
Und näher schon die Stimme dringt

In hellen Silberwogen,
Die Leier rauscht, das Lied erklingt,
Die Jungfrau ist’s die lockend singt,
Der Jüngling lauscht, das Mädchen winkt,

20
Da wird er hingezogen. -


     „Dort wo die blaue Bergeshöh’
Die goldnen Wolken küßt,
Und weiter über Fels und See,
Der blinkend jenseits fließt

25
Dort lacht er dir dort lacht der Hain

In frischer Jugendschöne
Dort prangt in köstlichem Verein
Zumal was Herbst und Lenz verleih’n;
In Blüten schläft der Zephyr ein

30
Ihn wiegen zarte Töne.


     In heimlich trauter Dämm’rung fließt,
Von Flötenhauch geschwellt,
Die Lust, von Blumenduft versüßt,
Von Mondglanz aufgehellt.

35
Dorthin, o Jüngling! dort zieh’ hin

Zum fernen stillen Hain,
Zu deines Pfad’s Begleiterin,
Die goldne Leier nimm sie hin,
Dort - bin ich selber der Gewinn,

40
Dort bin ich ewig dein!“ -


     Und da das Wort der Lipp entquoll,
Und sie mich angeblickt,
Da war’s im Busen mir so voll,
So wunderbar entzückt -

45
Und sie entwich gleich Windesweh’n

Und ward nicht mehr geseh’n;
Sie hörte nicht mein banges Fleh’n,
Sie ließ mich zagend zweifelnd steh’n;
Soll ich nun hin zum Haine geh’n,

50
Soll ich sie dort erspäh’n? -


     Hoch über Klippen führt der Weg,
Die tiefe Schlucht entlang
Klimmt über’n Fels der schmale Steg
Am jähen schroffen Hang. -

55
Und manches Thal durchpilgern mußt,

Und manches Land durchzieh’n! -
Komm Leier an des Jünglings Brust,
Bin ich des Ziels mir doch bewußt,
Und alter Schmerz verschönt die Lust,

60
Frisch aus! zum Haine hin! -


     Nun wall’ ich schon wol manches Jahr
Zum Liebchen in der Fern
Es winkt der Hain mir immerdar
Blinkt lächelnd wie ein Stern;

65
Hab nimmer Rast, hab nimmer Ruh’

Bis ich das Ziel errang
So zieh ich nun der Ferne zu,
Und meine Leier rauscht dazu
Hab ich nicht Rast, hab ich nicht Ruh’,

70
Da tröstet mich ihr Klang. -
Z.