Der Samariter
Ein Jüngling wollte aus der Königsstadt des guten Rufs in ein Städtchen menschlicher Gesellschaft reisen. Er zog auf offner Straße mit gutem Gewissen daher und fiel unter die Mörder. Verläumdung, Neid und Betrug griffen ihn an, nahmen ihm alles, was er in seinem vorigen Leben Rechtschaffenes erworben hatte; selbst seine Kleider, an denen man etwa den ehemals Guten erkennen könnte, zogen sie ihm aus schlugen ihm tiefe Wunden boshaftiger Lüge, und ließen ihn liegen im Todeskampf mit der Schande.
Ungefähr begab es sich, daß Landsleute die Straße zogen, die mit dem Verwundeten auf mehr als Eine Weise in Verbindung standen. Sie sahen ihn, murmelten etwas, (ob mitleidig oder scheltend, weiß ich nicht,) und gingen vorüber.
Verwandte kamen nach ihnen, die Ein gemeinschaftliches Blut mit dem Verwundeten hätten fühlen sollen. Sie fürchteten, angeflehet zu werden, und eilten vorüber.
Endlich kam Einer von denen, die, der Welt verhaßt, den Lohn heiliger Thoren verdienen, und sahe den Armen. Er war von einer fremden Secte; demohngeachtet aber erbarmete sich der Wanderer des Jünglings, lief zu ihm und verband ihm seine Wunden, goß scharfen Wein, linderndes Oel hinein, hob ihn auf sein Lastthier der Duldung und brachte ihn in die Herberge eines ruhigen Nachdenkens. Er zog zwei Groschen hervor und gab sie dem Wirth, daß er ihn pflegete und ihm zum Licht, zur Gesundheit verhölfe. Werunter den dreien, ihr Menschen, war der Nächste dem Jünglinge, der unter die Mörder gefallen war? So gehet hin, und thut deßgleichen.