Der Winter (Hebel, 1803)

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Siehe auch: Der Winter (Werkausgabe 1834)
Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Der Winter
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aus: Allemannische Gedichte, S. 134–136
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Erscheinungsdatum: 1803
Verlag: Macklots Hofbuchhandlung
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons
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[134]
Der Winter.

     Isch echt do obe Bauwele feil?
Sie schütten eim e redli Theil
in d’ Gärten aben und ufs Hus;
es schneit doch au, es e isch Gruus;

5
und ’s hangt no menge Wage voll

am Himmel obe, merki wol.

     Und wo ne Ma vo witem lauft,
so het er vo der Bauwele gchauft;
er treit sie uf der Achsle no,

10
und uffem Hut, und lauft dervo.

Was laufsch denn so, du närsche Ma?
De wirsch sie doch nit gstole ha?

[135]

     Und Gärten ab, und Gärten uf,
hen alli Scheie Chäpli uf;

15
sie stöhn wie großi Here do;

Sie meine ’s heigs sust niemes so.
Der Nußbaum het doch au si Sach,
und ’s Here Hus und ’s Chilche-Dach.

     Und wo me luegt, isch Schnee und Schnee,

20
me sieht kei Stroß und Fuß-Weg meh.

Meng Some-Chörnli, chlei und zart,
lit unterm Bode wohl verwahrt,
und schnei ’s, so lang es schneie mag,
es wartet uf si Ostertag.

25
     Meng Summer-Vögeli schöner Art

lit unterm Bode wohl verwahrt;
es het kei Chummer und kei Chlag,
und wartet uf si Ostertag;
und gangs au lang, er chunnt emol,

30
und sieder schlofts, und ’s isch em wohl.
[136]

     Und wenn im Frühlig ’s Schwälmli singt,
und d’ Sunne-Wärmi abe dringt,
Potz tausig! wachts in jedem Grab,
und streift si Todte-Hemdli ab.

35
Wo nummen au e Löchli isch,

schlieft ’s Leben use jung und frisch. –

     Do fliegt e hungerig Spätzli her!
e Brösli Brod wär si Bigehr.
Es luegt ein so verbärmtli a;

40
’s het sieder nechte nüt meh gha.

Gell Bürstli, sel isch anderi Zit,
wenn ’s Chorn in alle Fure lit?

     Do hesch! Loß andern au dervo!
Bisch hungerig, chasch wieder cho! –

45
’s muß wohr sy, wie’s e Sprüchli git:

„Sie seihe nit, und ernde nit;
sie hen kei Pflug, und hen kei Joch,
und Gott im Himmel nährt sie doch.“