Der erste deutsche Verlagsbuchhändler
[555] Der erste deutsche Verlagsbuchhändler. In der Geschichte des deutschen Buchhandels, welche die Historische Kommission des Börsenvereins der deutschen Buchhändler herausgiebt, werden in der eingehenden und gefälligen Weise, in der das ganze Werk abgefaßt ist, auch die Erfindung der Buchdruckerkunst und die ersten Schicksale derselben geschildert. Interessant ist es zu erfahren, daß der Ruhm Gutenberg’s, des ersten Erfinders derselben, der hier vollständig aufrecht erhalten wird, fast ein ganzes Jahrhundert hindurch verdunkelt war und daß man Fust und Peter Schöffer als die Erfinder dieser Kunst feierte. Namentlich der Letztere ließ durch seine Lohnschreiber das Verdienst Gutenberg’s überall verkleinern. Er war ein spekulativer Kopf und verstand sich überhaupt auf Reklame: er und Fust waren nachweisbar die ersten Händler mit den von ihnen gedruckten Büchern, die ersten Buchhändler; Schöffer aber organisirte dies Geschäft zum ersten Male im größeren Stil; er verschaffte sich einen Vertreter in Paris und verkaufte dort nicht bloß seinen eigenen Verlag, sondern auch die Werke anderer Verleger; er wurde Bürger der Stadt Frankfurt am Main, da diese nahegelegene Reichsstadt mit ihren Messen ihm die beste Gelegenheit zum Absatz seiner Verlagsartikel und zur Anknüpfung neuer Verbindungen bot.
Während der Erfinder Gutenberg verarmte, wurde Peter Schöffer wohlhabend. „In seiner geschäftlichen Thätigkeit,“ heißt es in der „Geschichte des Buchhandels“, „zeigen sich bereits die Grundlinien, auf denen der deutsche Verlags- und Sortimentshandel sich in der Folge weiter entwickelte: Auswahl der zu veröffentlichenden Werke unter bestimmter Rücksichtnahme auf das Bedürfniß und die Bildung der Käufer; Besorgung von Druckaufträgen auf Kosten Dritter; Ausdehnung des Geschäfts durch Errichtung von Filialen nicht bloß in Deutschland, sondern auch im Auslande; Verbindung des Sortimentsbuchhandels mit dem Verlag; Besuch der Frankfurter Messe; öffentliche Ankündigung der Verlagsartikel.“ †