Der graue Mann
’S ist Mitternacht. Die Straße liegt
So öd’ im Mondenschein;
Mit geht ein leiser Schauer
Verstohlen durch’s Gebein.
Ich eile die hohen Häuser entlang
Wie durch die Stadt der Todten.
Nur Einer kommt zu später Stund’
Geschäftig noch heran.
Hilf Gott! der graue Mann!
Im grauen Rock, mit hohlem Blick,
Die weiße Schlafmütz’ im Genick
Und in der Hand den Besen.
Die Schwellen von Haus zu Haus;
Aus jedem trägt man morgen
Den schwarzen Sarg heraus.
Er fegt, als gält’s ein Freudenfest;
Er folgt ihr auf dem Fuße.
Einst bannt’ er sie mit Satans Macht,
Bis er zur Hölle fuhr.
Und muß zum Hohne tilgen
Gar rasch ist ihr verhüllter Gang,
Er keucht die hohen Häuser entlang.
Wie liegen die Schläfer so stille!
Mir wird’s im Herzen todtenkühl;
War wohl bei meinen Lieben
Der graue Mahner auch? –
Fern hallt noch des Gespenstes Tritt. –
Weh’ mir! Wie lenk’ ich meinen Schritt