Der Henker (Hertz)
Mein Meister ist gefürchtet im Reich,
Er trägt einen rothen Mantel;
Er schlichtet stets mit einem Streich
Den allerverwickeltsten Handel.
So jung ich auch an Jahren,
Und wenn er schlägt die Köpfe ab,
So halt’ ich sie bei den Haaren.
Das ist mein liebster Zeitvertreib,
Und aus dem todeszagen Leib
Die rothen Bäche springen.
Einst war ich gut, – und hatt’ ein Lieb,
Ein Mägdlein klein und munter;
Und schlugen das Haupt ihm herunter.
Man sagte, sie habe das Kind ertränkt,
Das sie im Moore fanden,
Und wie sie ihr lange die Glieder verrenkt,
Und wie man das schrille Glöcklein schwang,
Und wie sie das Galgenlied sungen,
Da ist mir von dem grausen Klang
Das Herz im Leib zersprungen.
Und dürft’ ich das Richtschwert tragen!
Ein jedes lachende Menschengesicht
Thät’ ich vom Rumpfe schlagen!
Drum bin ich geworden des Richters Knecht;
Werd’ ich mit höchstem Fug und Recht
Sein gutes Blutschwert erben.