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Der Henker (Hertz)

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Textdaten
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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Der Henker
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 140f.
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Scans auf Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[140]
Der Henker.

Mein Meister ist gefürchtet im Reich,
     Er trägt einen rothen Mantel;
Er schlichtet stets mit einem Streich
     Den allerverwickeltsten Handel.

5
Ich bin sein liebster Helfersknab’,

     So jung ich auch an Jahren,
Und wenn er schlägt die Köpfe ab,
     So halt’ ich sie bei den Haaren.

Das ist mein liebster Zeitvertreib,

10
     Wenn die gellenden Glöcklein klingen,

Und aus dem todeszagen Leib
     Die rothen Bäche springen.

Einst war ich gut, – und hatt’ ein Lieb,
     Ein Mägdlein klein und munter;

15
Da fiengen und banden sie’s wie einen Dieb

     Und schlugen das Haupt ihm herunter.

[141]

Man sagte, sie habe das Kind ertränkt,
     Das sie im Moore fanden,
Und wie sie ihr lange die Glieder verrenkt,

20
     Da hat sie die Lüge gestanden.


Und wie man das schrille Glöcklein schwang,
     Und wie sie das Galgenlied sungen,
Da ist mir von dem grausen Klang
     Das Herz im Leib zersprungen.

25
O wäre die Welt ein Hochgericht,

     Und dürft’ ich das Richtschwert tragen!
Ein jedes lachende Menschengesicht
     Thät’ ich vom Rumpfe schlagen!

Drum bin ich geworden des Richters Knecht;

30
     Und nach des Meisters Sterben

Werd’ ich mit höchstem Fug und Recht
     Sein gutes Blutschwert erben.