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Der schlaue Husar

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Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Der schlaue Husar
Untertitel:
aus: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes
S. 64-66
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1803-1811
Erscheinungsdatum: 1811
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[64]
Der schlaue Husar.

Ein Husar im letzten Kriege wußte wohl, daß der Bauer, dem er jezt auf der Straße entgegen gieng, 100 fl. für geliefertes Heu eingenommen hatte, und heimtragen wollte. Deswegen bat er ihn um ein kleines Geschenk zu Tabak und Branntwein. Wer weiß, ob er mit ein paar Bazen nicht zufrieden gewesen wäre. Aber der Landmann versicherte und betheuerte bei Himmel und Hölle, daß er den eigenen letzten Kreuzer [65] im nächsten Dorfe ausgegeben, und nichts mehr übrig habe. „Wenns nur nicht so weit von meinem Quartier wäre,“ sagte hierauf der Husar, „so wäre uns beiden zu helfen; aber wenn du hast nichts, ich hab nichts; so müssen wir den Gang zum heil. Alfonsus doch machen. Was er uns heute beschert, wollen wir brüderlich theilen.“ Dieser Alfonsus stand in Stein ausgehauen in einer alten, wenig besuchten Kapelle am Feldweg. Der Landmann hatte Anfangs keine große Lust zu dieser Wallfahrt. Aber der Husar nahm keine Vorstellung an, und versicherte unterwegs seinen Begleiter so nachdrücklich, der heil. Alfonsus habe ihn noch in keiner Noth stecken lassen, daß dieser selbst anfieng Hoffnung zu gewinnen. Vermuthlich war in der abgelegenen Kapelle ein Camerad und Helfershelfer des Husaren verborgen? Nichts weniger! Es war wirklich das steinerne Bild des Alfonsus, vor welchem sie jezt niederknieten, während der Husar gar andächtig zu beten schien. „Jezt, sagte er seinem Begleiter ins Ohr, jezt hat mir der Heilige gewinkt.“ Er stand auf, gieng zu ihm hin, hielt die Ohren an die steinerne Lippen, und kam gar freudig wieder zu seinem Begleiter zurück. „Einen Gulden hat er mir geschenkt, in meiner Tasche müße er schon stecken.“ Er zog auch wirklich zum Erstaunen des andern einen Gulden heraus, den er aber schon vorher bei sich hatte, und theilte ihn versprochenermaßen brüderlich zur Hälfte. Das leuchtete dem Landmann ein, und es war ihm gar recht, daß der Husar die Probe noch einmal machte. Alles gieng das zweitemal wie zuerst. Nun kam der Kriegsmann diesmal viel freudiger von dem Heiligen zurück. „Hundert [66] Gulden hat uns jezt der gute Alfonsus auf einmal geschenkt. In deiner Tasche müssen sie stecken.“ Der Bauer wurde todesblaß, als er dies hörte, und wiederholte seine Versicherung, daß er gewiß keinen Kreuzer habe. Allein der Husar redete ihm zu, er sollte doch nur Vertrauen zu dem heil. Alfonsus haben, und nachsehen. Alfonsus habe ihn noch nie getäuscht. Wollte er wohl oder übel, so mußte er seine Taschen umkehren und leer machen. Die Hundert Gulden kamen richtig zum Vorschein, und hatte er vorher dem schlauen Husaren die Hälfte von seinem Gulden abgenommen, so mußte er jezt auch seine Hundert Gulden mit ihm theilen, da half kein Bitten und kein Flehen.

Das war fein und listig, aber eben doch nicht recht, zumal in einer Kapelle.