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Der schwarze Hund zu Budissin

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der schwarze Hund zu Budissin
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 143–144
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[143]
758) Der schwarze Hund zu Budissin.

In Budissin vor dem auswendigen Lauenthore unfern des Gasthofes der drei Linden, nicht weit von der Stelle, wo sich ehemals linker Hand der Rabenstein befand, entsteigt in der zwölften Nachtstunde einer daselbst befindlichen Vertiefung ein großer, schwarzer, zottiger Hund, welcher durch’s Thor hinein bis in die Gegend des Waisenhauses, manchmal noch weiter seine Runde macht, dann zurückkehrt und am besagten Flecke wiederum verschwindet. Seine Erscheinung deutet allemal ein Feuerunglück der Stadt an, indem man vor allen bedeutenden Bränden dieses Ungethüm bemerkt haben will. Sein Ursprung wird folgendermaßen angegeben. Im eilften Jahrhundert, als die Lausitz noch Polen gehörte, lebte in der [144] Hauptstadt dieser Provinz ein polnischer Graf von wüster bestialischer Natur, mehr dem Heiden- als Christenthum ergeben, welcher nach damaliger edelmännischer Sitte und Brauch Bürger und Bauern baß quälte, indem er sie für Vieh bestimmt, zur Frohne hielt, sie nur Hunde nannte und nicht selten ihnen einen rothen Hahn auf’s Gehöfte zu setzen drohte. Als er nun ein Tages die Sache, nach seiner Art, wieder recht toll betrieben hatte, schwang er sich nach genossener Abendmahlzeit von Meth berauscht auf sein Roß und sprengte in toller Wuth zum Lauenthore hinaus. Da fiel plötzlich aus dem wunderlich umflorten Wolkenhimmel eine Feuerkugel herab, wovor sich der Gaul scheuete, der Reiter aber ergrimmte und trotzend mit scharfen Hieben ihn zur Ordnung zu bringen bemüht war. Allein wild schnob und bäumte sich der Rappe und entledigte sich seines despotischen Gebieters auf eine so heftige Art, daß derselbe herabstürzte und am folgenden Morgen mit schwarzem Gesichte und auf den Rücken gedrehtem Kopfe auf dem nämlichen Platze, wo gegenwärtig der Hund der Erde entsteigen soll, entseelt gefunden wurde. Der Gaul aber wurde von Niemandem mehr gesehen, und man sagt, es sei ein böser Höllengeist gewesen, der in dieser Gestalt den Grafen geholt habe, welcher auch verdammt sei, bisweilen als Hund den Menschen zu erscheinen. Ein vor einigen 60 Jahren bekanntes Bänkelsängerlied gedenkt seiner in Folgendem:

Der schwarze Hund, den man hier schaut,
War böhm’scher Graf mit Haar und Haut,
Des Schicksals Lust macht ihn zum Hund,
Wau, wau! bellt er bis diese Stund’.