Der todte Achill

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Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Der todte Achill
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 129-130
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Der todte Achill.

Im Vatican vor dem vergilbten Marmorsarg,
Dem ringsum bildgeschmückten, träumt’ ich heute lang,
Betrachtend seines feinen Zierats üpp’gen Kranz:
Thetis entführt den Sohn, den Rufer in der Schlacht,

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Den Renner, dem die Knie’ erschlafften, welchem schwer

Die Lider sanken – von Delphinen rings umtanzt –
Im Muschelwagen durch des Meers erregte Fluth.
Tritonen, bis zum Schuppengurt umbrandete,
Bärt’ge Gesellen, schilfbekränztes, stumpfes Volk,

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Geberden sich als Pferdelenker. Es bedarf

Der muth’gen Rosse Paar, das, Haupt an kühnem Haupt,
Die weite Fluth durchrudert mit dem Schlag des Hufs,
Des Zügels nicht! In des Peliden Waffen hat
Sich schäkernd ein leichtsinniges Gesind getheilt:

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Die Nereiden. Eine hebt das Schwert und zieht’s

Und lacht und haut und sticht und wundet Licht und Luft.
Ein schlankes Mädchen zielt mit rückgebognem Arm,
In schwach geballter Faust den unbesiegten Speer,
Der auf und nieder, wie der Wage Balken, schwankt.

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Die dritte schiebt der blanken Schulter feinen Bug

Dem Erzschild unter, ganz als zöge sie zu Feld,
Dann deckt damit den sanften Busen gaukelnd sie,
Als schirmt’ das Eisen eines Kriegers tapf’re Brust.
Die vierte – Held, du zürntest, schlummertest du nicht! –

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Setzt jubelnd sich den Helm, den wildumflatterten,

Auf das gedankenlose Haupt und nickt damit.
Scherzt, Kinder! Nur mit dir ein Wort, Vollendeter!

[130]
(Denn mit der Mutter, die dein schlummerschweres Haupt

Im Schooß gebettet hält, der dir das Leben gab,

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Der schmerzversunknen Mutter, plaudert es sich nicht.)

Pelide, sprich! Was ist der Tod? Wohin die Fahrt?
Wozu die Waffen? Zu erneutem Lauf und Kampf?
In deines Grabes Schmuck und düstern Ehren nur?
Was blitzt auf deinem Schwerte? Deine letzte That,

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Verglimmend, wie der Abend eines heißen Schlachtentags?

Die Morgensonnen eines neuen Kampfgefilds?
Bedarfst du deines Schwertes noch, du Schlummernder?
Wohin der Lauf? Zum Hades? Nein, es lügt Homer.
Den Odem neiden einem kleinen Ackerknecht

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Sieht nicht dir ähnlich, Heros! Eher fährst

Du einer Geisterinsel bleichem Frieden zu
Und trägst den Myrtenkranz, beseligt und gestillt,
Mit den Geweihten! Doch auch solches ziemt dir nicht!
Was einzig dir geziemt, ist Kampf und Kampfespreis –

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Pelide! ein Erwachen schwebt vor deinem Boot

Und schimmert unter deinem mächt’gen Augenlid!
Du lebst, Achill? Gieb Antwort! Wohin wanderst du?
Er schweigt! Er schweigt. Der Wagen rollt. Ein Triton bläst
Sein Muschelhorn, daß leis und dumpf der Marmor schallt.