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Der tolle Bischof noch einmal

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Der tolle Bischof noch einmal
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 84–85
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[84]
46. Der tolle Bischof noch einmal.

Anno 1299 wollte der tolle Bischof Borchert alles Land, Wischen und Hölzungen, was an der Trave und um Swartau gelegen, als des Domkapitels Eigenthum angesehen wissen. Als ihm aber Ein Ehrbarer Rath zu Lübeck solches nicht zugestehen konnte und wollte: so fing der heilige Mann abermal an zu bannen und zu vermaledeien. Dem sah der Rath und die Bürgerschaft eine Zeitlang stille zu: es begab sich aber, daß arme Leute aus der Stadt von des Bischofs Volk auf dem Koldenhof, als sie sich etwas Holz holten, mit Schelten und Schlägen verjagt wurden. Hierüber entstand nun großer Aufruhr, so daß der gemeine Mann auf einem Freitag, und zwar nach dem heil. Pfingstfest, als sich alle toll und voll gesoffen, aus der Stadt lief, im Koldenhof plünderte, was man mitnehmen, und vernichtete, was man nicht mitnehmen konnte, den Hof in Brand steckte und ihn brennen ließ. Dann zog der Haufe nach der Stadt, überfiel die Domhöfe, und brach alles bis in den Grund ab. Ein Ehrbarer Rath sandte einige Personen aus seiner Mitte dahin; allein die Verbitterung war gar zu groß, daß weder gute Worte noch Zwangsmittel etwas ausrichteten.

[85] Das verdroß nun den Bischof gar sehr; weil er aber sah, daß die Bürger sich vor dem Bann gar wenig fürchteten, suchte er andere Mittel hervor, sie zu besserer Erkenntniß zu bringen; und rief den Markgrafen von Brandenburg und den Herzog von Lüneburg zu Hülfe. Diese sandten nun der Stadt einen Absagebrief und droheten zum höchsten. Nachdem aber Ein Rath den Markgrafen umständlicher berichtet, stund derselbe von seinem Vorhaben ab, und ward der Stadt sogar wohl gewogen. Aber der Herzog von Lüneburg blieb beim Bischof. Da ließ nun der Rath den großen dicken Thurm am Burgthor bauen, den mittelsten auf dem Marstall, der noch heut und diesen Tag steht. Endlich hat er sowohl den Herzog als den Bischof besiegt.

Bemerkung

[390] Einen Thurm am Burgthor ließ die Stadt allerdings bauen, s. Detmar 1299. Die jetzigen gehören ins 15. Jahrh. – Wischen – Wiesen.