Der verrückte Gränzstein
Der verrückte Grenzstein.
Erasm. Francisci höll. Proteus S. 422. |
Auf dem Feld um Eger herum läßt sich nicht selten ein Gespenst in Gestalt eines Mannsbildes sehen, welches die Leute den Junker Ludwig nennen. Ehedessen soll einer dieses Namens da gelebt und die Grenz- und Marksteine des Feldes betrüglich verrückt haben. Bald nach seinem Tode fing er nun an zu wandern und hat viel Leute durch seine Begegnung erschreckt. Noch in jüngern Zeiten erfuhr das ein Mädchen aus der Stadt. Es ging einmal allein vor dem Thore und gerieth von ungefähr in die berüchtigte Gegend. An der Stätte, wo der Markstein, wie man sagt, verrückt seyn soll, wandelte ihr ein Mann entgegen, gerade so aussehend, als man ihr schon mehrmals die Erscheinung des bösen Junkers beschrieben
[375] hatte. Er ging auf sie an, griff ihr mit der Faust an
die Brust und verschwand. In tiefster Entsetzung ging
das Mädchen heim zu den Jhrigen und sprach: „ich
Hab mein Theil.“ Da fand man ihre Brust, da wo
der Geist sie angerührt hatte, schwarz geworden. Sie
legte sich gleich zu Bette und verschied dritten Tags
darauf.