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Des Rechenbergers Knecht

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Des Rechenbergers Knecht
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 251–253
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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[251]
174.
Des Rechenbergers Knecht.

Agricola im Sprüchw. 301. Bl. 172.
Kirchhof’s Wendunmuth V. Nr. 247–249. S. 304. 305.
Luther’s Tisch-Reden. 106.

Es sagte im Jahr 1520. Herr Hans von Rechenberg in Beiseyn Sebastians Schlick und anderer viel ehrlicher und rechtlicher Leute, wie seinem Vater und ihm ein Knecht zur Zeit, da König Matthias in Ungarn [252] gegen den Türken gestritten, treulich und wohl gedienet hätte viel Jahr, also daß sie nie einen bessern Knecht gehabt. Auf eine Zeit aber ward ihm Botschaft an einen großen Herrn auszurichten vertrauet und da Herr Hans meinte, der Knecht wäre längst hinweg, ging er von ohngefähr in den Stall, da fand er den Knecht auf der Streu bei den Pferden liegen und schlafen, ward zornig und sprach, wie das käme? Der Knecht stand auf und zog einen Brief aus dem Busen, sagte: „da ist die Antwort.“ Nun war der Weg ferne und unmöglich einem Menschen, daß er da sollte gewesen seyn. Dabei ward der Knecht erkannt, daß es ein Geist gewesen wäre. Bald nach diesem wurde er auf eine Zeit bedrängt von den Feinden, da hob der Knecht an: „Herr, erschrecket nicht, gebt eilends die Flucht, ich aber will zurückreiten und Kundschaft von den Feinden nehmen.“ Der Knecht kam wieder, klingelte und klapperte feindlich in seinen vollgepfropften Taschen. „Was hast du da?“ sprach der Herr. „Ich hab allen ihren Pferden die Eisen abgebrochen und weggenommen, die bring ich hier.“ Damit schüttete er die Hufeisen aus und die Feinde konnten Herrn Hansen nicht verfolgen.

Herr Hans von Rechenberg sagte auch: der Knecht wäre zuletzt wegkommen, niemand wüßte wohin, nachdem man ihn erkannt hätte.

Kirchhof, welcher von einem andern Edelmann, der sich aus dem Stegreif ernährt, die Sage erzählt, hat noch folgende Züge. Einmal ritt sein Herr fort [253] und befahl ihm ein Pferd, das ihm sehr lieb war: er sollt dessen fleißig warten. Als der Junker weg war, führte der Knecht das Pferd auf einen hohen Thurm, höher denn zehn Stufen; wie aber der Herr wieder kam, vernahm und kannte es ihn im Hineinreiten, steckte den Kopf oben im Thurm zum Fenster hinaus und fing an zu schreien, daß er sich gar sehr verwunderte und es mit Stricken und Seilen mußte vom Thurm herablassen.

Auf eine andere Zeit lag der Edelmann um eines Todschlags willen gefangen und rief den Knecht an, daß er ihm hülfe. Sprach der Knecht: „obschon es schwer ist, will ichs doch thun, doch müßt ihr nicht viel mit den Händen vor mir flattern und Schirmstreich brauchen.“ Damit meinte er ein Kreuz vor sich machen und sich segnen. Der Edelmann sprach, er sollte nur fortfahren, er wollte sich damit recht halten. Was geschah? Er nahm ihn mit Ketten und Fesseln, führte ihn in der Luft daher; wie sich aber der Edelmann in der Höhe fürchtet und schwindelt und rief: „hilf Gott! hilf! wo bin ich!“ ließ er ihn herunter in einen Pfuhl fallen, kam heim und zeigte es der Frau an, daß sie ihn holen und heilen ließ, wie sie that.