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Des Turmes Auferstehung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Franz Werfel
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Titel: Des Turmes Auferstehung
Untertitel:
aus: Wir sind, S. 78-79
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[78]

Des Turmes Auferstehung

Der Turm

Ich war ein Turm vor manchem Jahr,
Bis daß man mich zerbrach.
Nun dröhnet die Posaunenschar,
Da bin ich worden wach.

5
Ein Garten stand um meinen Fuß,

Die Bäume waren lieb.
Mein Kranz war feurig von dem Gruß
Des Himmels, der weitertrieb.

Mein Maul war schwarz und knarrte wild

10
Von Eisen, das sich bog.

Allein mein Auge brannte mild,
Wann’s über die Stürme flog.

Der Fluß zog schwer an mir vorbei,
Der Flößer-Lampen Glühn.

15
Und unter meinem Einerlei

War die Schnittlauchlandschaft grün.

Ich liebe dich und liebe mich,
Mein Herr, laß mich bestehn!
Aus diesem Tage fürchterlich

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In dein Reich eingehn.

[79]

Gott der Herr

Als ich mich schuf, da wars mein Schmerz,
Der in die Weiten fuhr.
Und eines jeden Lebens Herz
Schlug meines Herzens Uhr.

25
Nun will mein Schmerz in mich zurück,

Da brach die Zinke los.
Und jedes Weh und jedes Glück
Stürzt sich in meinen Schoß.

Ach, als ich mich erschuf zur Welt,

30
Da war ich nichts und aus.

Jetzt aber bin ich neubestellt
Und wachse wie ein Haus.

Und meine Liebe ausgestreut,
Wie sammelt sie sich hier.

35
Und jedes Wesen, das sich beut,

Ein Baustein ist’s an mir.

Turm, schwing dich auf, du treuer Mann,
In meinen Busen weit!
Es hebet, ja nun hebt sie an

40
Die große Kinderzeit.