Desdemona rechtfertigt ihre Flucht

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Titel: Desdemona rechtfertigt ihre Flucht
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aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4–5, 20
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[4–5]

Desdemona rechtfertigt ihre Flucht mit Othello vor ihrem Vater und dem Senat.
Nach dem Oelgemälde von Hugo König.

[20] Desdemona rechtfertigt ihre Flucht. (Mit Illustration S. 4 u. 5.) Eine der lieblichsten Frauengestalten Shakespeare’s ist Desdemona, des venetianischen Senators Tochter, die den Mohren, den Feldherrn der Republik, liebt. Im ersten Akt des „Othello“ sitzt der Senat zu Gericht; Brabantio, Desdemona’s Vater, hat Anklage gegen den Mohren und gegen sein Kind erhoben, welches das väterliche Haus verlassen und in Liebe dem General der Republik gefolgt ist. Desdemona, die selbst herbeigerufen wird, vertheidigt sich vor den strengen Richtern mit den Worten:

 „Mein edler Vater!
Ich sehe hier zwiefach getheilte Pflicht;
Euch muss ich Leben danken und Erziehung.
Und Leben und Erziehung lehren mich
Euch ehren; Ihr seid Herrscher meiner Pflicht,
Wie ich Euch Tochter. Doch hier steht mein Gatte,
Und soviel Pflicht, als meine Mutter auch
Gezeigt, da sie Euch vorzog Eurem Vater,
Soviel muß ich auch meinem Gatten widmen,
Dem Mohren, meinem Herrn.“

Mit so überzeugender Innigkeit spricht das sanfte anmuthige Mädchen, durch die Nähe des Geliebten ermuthigt; doch Brabantio, der Vater, mit seinen scharfgeschnittenen Zügen, zeigt die Unerbittlichkeit, welche den hohen Würdenträgern der Republik auch sonst eigen zu sein pflegt; die richtenden Senatoren aber lauschen dem Worte des Mädchens nicht ohne Antheil, von seinem sanften und festen Wesen bestochen. Daß Desdemona dem Mohren folgte gegen des Vaters Willen war eine Schuld, welche sie schwer büßen sollte durch den Tod von der Hand des eifersüchtigen Gatten, und wir sehen bei dieser Scene gleichsam schon im Hintergrunde das traurige Verhängniß, dem sie verfallen ist. †