Die Alpschlacht
Die Alpschlacht.
Stalder Fragemente über Entlebuch. Zürich 1797. I. S. 81-85. |
Die Obwaldner und Entlebucher Hirten stritten sich
um einige Weiden, aber die Odwaldner waren im Besitz
und trieben ihr Vieh darauf. Weil sie etwa von
ihren muthigen Gegnern einen Ueberfall besorgten,
stellten sie Wächter zu ihrer Heerde. Die geschwinden und
feinen Entlebucher dachten auf einen Streich; nachdem
sie sich eine Zeitlang still und ruhig verhalten hatten und
die treuherzigen Obwaldner wenig Böses ahnten, sondern
statt Wache zu haben, sich die Langeweile mit
Spielen verkürzten, schlichen kühne entlebucher Hirten
auf die schlechtbewahrte Trift, banden dem Vieh
ganz leise die klingenden Schellen ab und führten den
Raub eilig zur Seite. Einer aus ihnen mußte zurückbleiben
und so lange mit den Kuhglocken läuten, bis
die Räuber vor aller Gefahr sicher wären. Er thats,
warf dann all den Klumpen von Schellen auf den Boden
und sprang unter lautem Hohngelächter mit überflügelnden
Schritten fort. Die Obwaldner horchten auf
und sahen das Unglück. Sie wollten sich rächen, sammelten
bald einen Haufen Volks und überfielen jählings
die Entlebucher, welche sich aber darauf vorbereitet
hatten. Die Obwaldner wetzten ihren Schimpf nicht
aus, sondern wurden noch dazu geschlagen; das ihnen
damals abgewonnene Fähnlein bewahren die Entlebucher
noch heutiges Tags in ihrer Heimlichkeit (einem
[379] alten Thurm im Dorfe Schüpfen) und der Ort, wo
das kleine Gefecht sich ereignete, wird auch diesen Augenblick
noch immer die Alpschlacht genannt.