Die Attendoren

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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Die Attendoren
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aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 183–184
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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[183]
94. Die Attendoren.

1406, acht Tage nach Ostern, war ein so großes Ungewitter von Donner und Blixen in der Luft, daß Mancher vor Schrecken und Angst zu Winkel gekrochen ist, und nicht gewußt hat, wo er bleiben sollen.

Dazumal waren zu Lübeck im S. Johanniskloster drei Schwestern, Töchter eines vornehmen Patriziers Geert von Attendorn; die haben sich auf der Aebtissin Befehl mitten im heftigsten Gewitter auf den Friethof hinausbegeben und daselbst beten müssen. Kaum aber daß sie niedergekniet und sich dem lieben Gott in ihrem Gebet ergeben: da werden sie alle drei vom Donner und Ungewitter erschlagen. Am folgenden Tage sind sie unter einen Stein daselbst begraben. Darauf ist ihr Bildniß zu sehen; die Inschrift aber liest sich übel:

Drei Schwestern allhie begraben sind,
Eins Vater und Mutter liebe Kind,
Vom Donner erschlagen worden;
Das war ihr End’ in solchem Orden.

[184] Nun ist es an dem, daß ein erfahrener und wohlgelahrter Mann auf eine Zeit zur Mutter dieser drei Schwestern gekommen, da sie kleine Mägdlein gewesen. Wie sie aber vor ihm stehn, fängt er an tief zu seufzen, und offenbart der Mutter, was sie an den Kindern erleben müßte, nämlich daß sie alle drei vom Donner würden erschlagen werden. Die Mutter theilt dieß ihrem Herrn und Ehemann mit, und beide Eheleute werden darauf einig, daß sie ihre drei Kinder ins Kloster geben und bestätigen wollen.

Die Aebtissin oder Domina aber hat von der Mutter zu wissen begehrt und sie gefragt: warum sie doch die drei schönen und noch jungen Mädchen ins Kloster gäbe? Da ist ihr, jedoch im Vertrauen, die Ursache vermeldet.

Ob sie nun gleich die Mädchen ins Kloster eingenommen, hat sie doch alle Jahr, sobald es zu donnern und zu blixen angefangen, es so gehalten, daß sich alle drei auf den Friethof außerhalb des Klosters begeben müssen, damit nicht, wofern sie drinnen blieben, Andere mit ihnen verderben und umkommen möchten.

Bemerkungen

[393] Das Geschlecht stammte aus Westfalen; im Rath saß zuerst [394] Volmar v. A. 1277 ff. und wurde 1318 erschlagen. Mit einer Gertrud v. A., die im S. Joh.-Kloster war, starb die Familie im 15. Jahrh. aus.