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Die Damen der Königin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: S.
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Titel: Die Damen der Königin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 25, 39–40
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[25]

Die Damen der Königin.
Nach dem Oelgemälde von E. Gelli.

[39] Die Damen der Königin. (Mit Illustration S. 25.) Die edle Herrin hatte sich wegen Unwohlseins in ihr Schlafgemach zurückgezogen, und ihre Hofdamen waren dadurch dienstfrei geworden. In dem stillen Palast war es recht langweilig, und eine der jungen Schönen nach der anderen suchte nach einem Einfall, um sich mit den Genossinnen die müßige Zeit zu vergnügen. Da kam mit seinem Recht, überall bei Hofe sein Spiel zu treiben, der Hofnarr zufällig in den Saal, wo die Damen sich aufhielten und eben dem Spiel der Einen auf der Laute und ihrem Gesange zuhörten. Er kam in seinem vorschriftsmäßigen Kleid, mit dem Narrenbarett, dem großen Radhalskragen und dem Scepter, dem Zeichen seiner närrischen Würde, in der Rechten, und in der anderen Hand [40] hielt er ein Joujou, mit dem er seine leichten Kugelfangkünste trieb, um doch für einen richtigen alten Narren nichts fehlen zu lassen. Uebermüthiges Gelächter und Neckreden der aufgeräumten jungen Damen begrüßten ihn. Der Narr kam ihnen gerade recht und war ja dazu da, sich Scherz gefallen zu lassen und anzugeben. Er solle einmal die Laute spielen und singen, rief die Eine. Ja, ja! die Andere – und ein Liebeslied! Sie klatschten dem übermüthigen Vorschlag Beifall mit den Händen und reichten ihm die Laute hin.

Der Narr stutzte eine Weile, ließ seine Augen auf der Jüngsten der Hofdamen schmachtend ruhen, als wolle er sagen, daß er für sie Alles zu thun bereit sei, was sie wünsche, warf Scepter und Joujou auf den Teppich, ergriff die Laute und stellte sich in theatralischer Haltung in einiger Entfernung vor den Damen auf, die auf einer Bank an der Wand in lustiger Erwartung Platz nahmen. Und er sang, der drollige Geck; es kam so süß, so innig seine Liebesklage heraus, daß er ein homerisches Gelächter damit erregte. Sichtlich, er richtete sein Lied an die Jüngste. Welch ein Spaß, daß sie eine förmliche Liebeserklärung von dieser aufgeputzten Mißgeburt erhielt! Was für ein pikantes Geheimniß offenbarte sich da! Der Narr verliebt, und er that so, als sei es ihm Ernst damit, als erflehe er wenigstens ihr Mitleid. Zum Todtlachen! Nur sie, der es galt, mochte ihn nicht deswegen verspotten und kränkend verlachen. Erstaunen und Mitleid nahmen sie vielmehr in Bann. Am Ende hatte auch dies Geschöpf da, dieser Narr, dieser berufsmäßige Spottvogel ein Herz mit edlen Empfindungen. Ihr Blick voller Antheil verrieth ihm, was sie dachte, und seine Augen, in denen es schmerzlich zuckte, antworteten ihr darauf: Ja, ja, so ist’s! Auch ich bin ein Mensch und fühle wie ein solcher. Dank Dir, holdes Weib, wenn Du dies würdigtest! S.