Die Kettenschleppschifffahrts-Gesellschaft der Oberelbe

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Textdaten
Autor: unbekannt
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Titel: Die Kettenschleppschifffahrts-Gesellschaft der Oberelbe
Untertitel:
aus: Das Archiv für Seewesen: Mittheilungen aus dem Gebiete der Nautik, des Schiffbau- und Maschinenwesens, der Artillerie, Wasserbauten etc. Band 5, S. 543–544
Herausgeber: Johannes Ziegler
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Carl Gerold’s Sohn
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Erscheinungsort: Wien
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siehe auch: Tauerei
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[543] Die Kettenschleppschifffahrts-Gesellschaft der Oberelbe hat am 1. November ihren regelmäßigen Verkehr auf der Strecke Merschwitz – Loschwitz eröffnet. (Merschwitz liegt 2,1 Meilen unterhalb Meißen, Loschwitz 0,8 Meilen oberhalb Dresden; Meißen und Dresden sind 31/2 Meilen von einander entfernt.)

Ich habe bisher gezögert, Ihnen eine Nachricht zugehen zu lassen, weil der wirklich regelmäßige Betrieb noch durch mancherlei Vorkommnisse aufgehalten wurde. So lag Anfangs die Kette so lose im Wasser, daß man auf der ganzen 61/2 Meilen langen Strecke wohl 1/4 Meile Kette beseitigen mußte. Mehrmaliges Zusammenfahren mit anderer Schifffahrt und directes Anfahren an die Dresdener Brücken gab zu Aufenthalt und Reparaturen Veranlassung, die wohl meist in der Ungeübtheit der Bedienungsmannschaften ihren Grund hatten. Gegenwärtig sind zwei Kettendampfer in Betrieb, wovon der eine bei Otto Schlick in Dresden, der andere in Buckau bei Magdeburg erbaut wurde. Beide Kettendampfer sind sowohl in der Größe wie in der Form von einander verschieden. Der in Buckau erbaute ist 140’ (engl. Maß) lang in der Wasserlinie, 23’ breit, in der Mitte 7’, an den Enden 5’ hoch und hat einen Tiefgang von 181/2’’. Die beiden Kettentrommeln liegen in der Mittelebene des Schiffes und haben jede einen Durchmesser von 42". Die Dampfmaschine liegt nebst dem Windwerke zur Seite und wird ausbalancirt durch den diagonal an der anderen Seite des Schiffes liegenden Dampfkessel.

Das Schlick’sche Schiff ist 130’ (engl. Maß) lang. 21’ breit, in der Mitte 7’, an den Enden 5’ hoch und hat einen Tiefgang von 19". Die Form des Schlick’schen Schiffes ist gefälliger als die des Magdeburger. Schlick ist von der bisherigen Anordnung von Maschinen, Windwerk und Kessel, welche unzweifelhaft für die Dauer des Schiffes ungünstig ihrer Einseitigkeit wegen sein muß, abgewichen. Die Anordnung und Vertheilung der Gewichte ist beim Schlick’schen Schiffe gleichmäßig. Das Windwerk steht zwischen den Maschinen, die ihrerseits beide gleich weit von der Mitte liegen. Die beiden angewendeten Dampfkessel sind ebenfalls gleich weit von der Mitte [544] des Schiffes entfernt. Die Schlick’schen Kettentrommeln haben einen Durchmesser von 52" engl.

Beide Dampfer haben Maschinen von 60 effectiven Pferdestärken, mit Expansion und Condensation. Die Umsteuerung der Maschinen geschieht durch Stephenson’sche Coulisse, mit welcher zugleich expandirt wird. In der nächsten Zeit werden Indicatorversuche vorgenommen, nach deren Beendigung ich Ihnen nebst Diagrammen nähere Angaben über die Maschinen machen, zugleich auch den Kohlenverbrauch angeben werde.

Beide Schiffe sind an jedem Ende mit einem Steuerruder versehen, welche beide gemeinsam und meist zugleich von einem Mechanismus bewegt werden. Die Schiffe fahren vorwärts und rückwärts und bleiben für gewöhnlich fortwährend an der Kette liegen. Die Kette selbst hat eine Eisenstärke von 7/8 und 15/16" engl. und wiegt pro laufenden engl. Fuß gegen 8 Pfd. Der in Magdeburg gebaute Kettendampfer kostet 25.000 Thlr., der Schlick’sche 22.000 Thlr.

Die Leistungsfähigkeit der Kettendampfer ist doch bedeutend gegenüber den Raddampfern. Die Kettendampfer kommen nicht selten mit einem Zuge von acht und zehn Fahrzeugen, während die besten Raddampfer etwa sechs Fahrzeuge mit 8000–10.000 Centnern stromauf ziehen. Bis jetzt sieht man schon, daß die Leistungsfähigkeit eines Kettendampfers etwa dreimal so groß als die eines Raddampfers, der Kohlenverbrauch dagegen beim Kettendampfer mindestens viermal geringer ist.

Die Kettenschleppschifffahrt ist eben dabei, noch drei weitere Dampfer anfertigen zu lassen, um im nächsten Frühjahre den Verkehr zwischen Riesa und Schandau zu eröffnen. Ob die Strecke bis Magdeburg mit Ketten belegt wird, ist noch unbestimmt, dagegen beabsichtigt man in Oesterreich die Kettenschleppschifffahrt von Schandau bis Prag einzuführen.