Die Post zu Fuß
Die Post zu Fuß.[1]
Die Postillione, die mit des Posthorns Schall und mit der Peitsche Knall dahinjagten über Berge und Thäler, haben ihre Dichter gefunden und sind längst in der Poesie und folglich auch im Volksmunde gut eingebürgert. In unserer Phantasie leben sie fort mit aller Jugendfrische ihres lustigen Treibens, obwohl der Zeitgeist ihnen in Wirklichkeit das Lebensflämmchen ausgeblasen. Lenau und Scheffel sorgten dafür, daß die „Schwager“ unsterblich geworden sind. Die Post zu Fuß wird schwerlich jemals solche Anwälte finden. Wenn auch noch so viele schmachtende Herzen in dem Häusermeere einer Großstadt und in den stillen Hütten entlegener Weiler sehnsüchtig den Briefträger erwarten, er wird dennoch niemals ein Gegenstand hervorragender dichterischer Verherrlichung werden. Der Post zu Fuß hängt einmal die Prosa des Lebens an.
Darum aber braucht die Post zu Fuß nicht zu trauern; wir können unmöglich alles in der Welt besingen und in das duftige Gewand des poetischen Nimbus kleiden. Im wirklichen Leben und Schaffen hat sogar die Prosa eine viel festere Basis und einen viel umfangreicheren Wirkungskreis, als ihre leichtbeschwingte Schwester Poesie.
Und in der That, was wäre in unserm Falle die große Weltpost ohne die Post zu Fuß? Mit den Telegraphenlinien, den Eisenbahnen und den Postwagen, welche die Weltpost sich unterthänig gemacht hat, vollbringt sie Wunder und dient Vielen, einem großen Bruchtheile des Volkes. Erst seit dem Augenblicke aber, wo sie den Fußbotendienst in größtem Maßstabe herangezogen, hatte sie ihre Wohlthaten verdoppelt und wurde zu einem gemeinnützigen Institute im vollsten Sinne des Wortes, zu einem Institute, das nicht allein den Städter und den an den Heerstraßen des Verkehrs wohnenden Bürger, sondern auch den Bewohner der entlegensten Weiler und Gehöfte an ihren Segnungen theilnehmen läßt. Die schnellen Rosse, der schnellere Dampf und die blitzgeschwinde Elektricität konnten das älteste aller Mittel zur Nachrichtenbeförderung – die Post zu Fuß, nicht verdrängen, mußten vielmehr ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Abgesehen von den städtischen Briefträgern, beschäftigt gegenwärtig allein die deutsche Reichspost 20000 Personen im Landbriefträgerdienste. Und wie rührig ist dieses Landbriefträgerheer; es bietet alljährlich die respektable Marschleistung von 156 Millionen Kilometer, es besucht werktäglich zweimal 40000 Ortschaften zur Bestellung und Einsammlung von Postsendungen und einmal werktäglich 17000 Ortschaften, während dank seinen Bemühungen 45000 Ortschaften sich im Genusse einer Sonntagsbestellung befinden.
Dieses Landbriefträgerheer hat schließlich im letzten Postjahre nicht weniger als 257 Millionen Postsendungen befördert und im vollsten Sinne des Wortes das platte Land auch in den entlegensten Winkeln, durch die kein Dampfroß braust, dem großen Postverkehre erobert.
Diese Zahlen, diese Thatsachen sprechen deutlich, und sicher werden nach Betrachtung derselben nunmehr auch unsere Leser in dem Manne, der in Wind und Wetter, auf den krummen Stab sich stützend, rüstig und pflichtbewußt seinem Ziele entgegeneilt, einen der stillen Pioniere des Kulturfortschritts erkennen, der uns nicht minder beachtenswerth erscheint, wie sein mit lautem „Hoiho!“ auf der Landstraße dahintrabender Genosse Postillion. – –
Wir haben die Post zu Fuß das älteste aller Mittel zur Nachrichtenbeförderung genannt, und in der That begegnen wir ihr in Gestalt schnellfüßiger Läufer schon in den frühesten Sagen und in der Urgeschichte der Völker. Auf altägyptischen Denkmälern sind Briefboten abgebildet, und auf vergilbten Papyrusrollen finden wir sogar die Namen hervorragender Läufer verzeichnet. Bei Tagesanbruch erschienen sie vor den ägyptischen Königen die eigenhändig alle aus den entlegensten Provinzen des Reiches eingelaufenen Briefe in Empfang nahmen.
Nirgends jedoch hatten im Alterthum die Läufer eine so hohe Stellung erlangt, wie in dem klassischen Griechenland, das neben andern Leibeskünsten auch die des Schnelllaufens mit besonderer Vorliebe pflegte. Aus den Siegern bei den olympischen Spielen waren die „Hemerodromoi“ oder Tagläufer hervorgegangen. Es waren zumeist „junge Leute, welche vor Kurzem aus den Kinderschuhen getreten, denen nahe, welche einen Milchbart haben.“ Auf ihrem Laufe nahmen sie nichts als Bogen, Pfeile, Wurfspieß und Feuersteine mit.
Von der Schnellfüßigkeit der Hemerodromen berichten die griechischen Geschichtschreiber geradezu erstaunliche Proben. Als die Athener beim Einfall des Darius von den Lacedämoniern schleunige Hilfe erbaten, legte der Tagläufer Phidippides den 1200 Stadien (etwa 200 Kilometer) langen Weg von Athen nach Lacedämon in einem Tage und einer Nacht zurück, und in den Kriegen des Epaminondas bewährten sich die Hemerodromen, wenn man den Zeitverhältnissen Rechnung trägt, in ähnlich rühmlicher Weise wie der Feldtelegraph in modernen Feldzügen. Kein Wunder also, daß noch heute Denksäulen vorhanden sind, die den im Staatsdienste erworbenen Ruhm bewährter Läufer der späten Nachwelt verkünden.
Weniger angesehen waren die Fußboten in Rom, da nur Sklaven und Freigelassene zu diesem Dienst verwandt wurden. Man klagte vielfach über ihre große Unzuverlässigkeit und behandelte sie nach ihrem Werthe. Einst richteten die römischen Fußboten an Kaiser Vespasian eine Petition um Erhöhung des Schuhgeldes, aber mit recht schlimmem Erfolg. Der geldgierige Kaiser dekretirte nämlich, daß den Bittstellern das Schuhgeld ganz entzogen und ihnen zum Ausgleich dieses Verlustes angerathen wurde, künftighin ihren Dienst barfuß zu verrichten.
Als die große römische Staatspost in den Wogen der Völkerwanderung weggeschwemmt wurde, [394] suchte sich das Mittelalter nach eigener Art zu helfen und rief Institutionen ins Leben, die den einzelnen Berufskreisen zur Vermittelung des Nachrichtenverkehrs dienen sollten. So entstanden die Klosterboten, Universitätsboten und die Metzgerposten, die Post des Deutschen Ordens und das Städtebotenwesen, aus denen allen sich die ehrsame Botenzunft herausbildete. Ihre Mitglieder besorgten den Dienst bald zu Roß bald zu Fuß und wußten sich Jahrhunderte lang namentlich den Kaufleuten unentbehrlich zu machen. Bis an die neuere Zeit begegnen wir überall in Stadtchroniken und Archiven ausführlichen Botenordnungen, und aus verhältnißmäßig nicht allzu weiter Vergangenheit, aus dem 17. Jahrhundert, stammt die Abbildung des Baseler Briefboten her, den wir als Repräsentanten der Botenzunft unseren Lesern vorführen.
In den damaligen unsicheren Zeiten hatten jene Boten mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen und manche Gefahr zu bestehen. Oft waren sie dabei nur auf sich selbst angewiesen, indem die eine oder andere Stadt bei der Verpflichtung eines städtischen Boten sich ausdrücklich ausbedang, „daß sie nicht nöthig haben solle, ihn auszulösen, falls er gefangen genommen werde.“ Diese Zustände brachten es wohl mit sich, daß die Boten auch ihrerseits nicht an Pflichttreue dachten und ihr Ruf nicht der beste war. So entwirft Thomas Garzonus in seinem „Allgemeinen Schauplatz“, Venedig 1610 (Uebersetzung aus dem Italienischen, Frankfurt a. Main 1659), nachdem er vorher das Ungemach, das die Boten nicht selten zu erdulden hätten, aufgeführt hat, folgende drastische Schilderung von ihren Fehlern. „Was aber die Boten selber anbelangt, findet man auch ihre Mängel. Denn beneben anderer Untreu, so offtermahls gespüret wird, daß sie die Brieffe auffbrechen, die Siegel verfälschen, Heimlichkeiten verrathen, sind sie auch meisterlich darauf abgerichtet, daß sie Päck und Geld aufmachen, verspielen, versauffeu etc., und geben hernach für, sie seyn angegriffen worden, beklagen sich auch ihres Leibs, als übel geschlagen, und reden den Leuten einen solchen Seubert ein, daß sie Mitleyden mit ihnen haben, und ihnen noch Geld darzu geben. Und wenn ihnen solches einmal angehet, wagen sie es noch mehr, und stecken sich allgemach in den Strick, darinnen sie endlich bleiben, oder das Land räumen müssen, wenn sie merken, daß man ihrer buben-Stück ist gewahr worden.“
Wir müssen jedoch den europäischen Boden verlassen, wenn wir die Post zu Fuß in ihrer höchsten Vollkommenheit schauen wolle. In der alten Welt bildete der Reiter stets den gefährlichen Konkurrenten des Fußboten und mußte auch bei Dienstleistungen auf weite Entfernungen über denselben naturgemäß den Sieg davontragen. Einer eigenartigen Kultur der Völker der neuen Welt, in der das Pferd unbekannt war, blieb es vorbehalten, die Post zu Fuß in wunderbarster Weise auszubilden. Abgeschlossen von jedem Weltverkehr lag das mächtige Reich der Inka und schuf sich dennoch eine Post, die bei den spanischen Entdeckern des Goldlandes Peru das größte Staunen hervorrief.[2] „Tschaskis“ („Umtauscher“) nannte man die dortigen Postläufer, die sich nicht allein durch ihre Schnellfüßigkeit, sondern auch durch unbestechliche Zuverlässigkeit hervorthaten. Ein nicht unbeträchtlicher Theil der Botschaften wurde mündlich durch sie befördert, und sie mußten auf das Strengste das Amtsgeheimniß bewahren, dessen Verletzung mit Todesstrafe geahndet wurde. An den vier großen Heerstraßen des Reiches waren in Abständen von ungefähr sechs Kilometer Posthäuser, kleine hölzerne mit Stroh gedeckte Gebäude, errichtet worden, welche den Tschaskis zur Herberge dienten. In Friedenszeiten lagen in jeder dieser Wachen vier, in Kriegszeiten acht, zehn und mehr von ihnen, da mindestens die Hälfte der Mannschaft bei Tage, wie bei Nacht bereit sein mußte, im gegebenen Augenblicke Dienst zu thun. Während zwei oder mehrere ruhten und schliefen, standen zwei, unverwandt nach dieser und jener Richtung die Straße überschauend, zu beiden Seiten des Häuschens, um des von nächster Poststation zu gebenden Feuerzeichens rechtzeitig ansichtig zu werden. Sowie Rauch aufstieg oder die Flamme aufleuchtete, zündete der, welcher das Zeichen gesehen hatte, unverzüglich einen stets bereit gehaltenen Holzstoß an, nun die nächste Postwache zu benachrichtigen. Dann lief er dem erwarteten Kameraden ein Stück Weges entgegen, um sich, noch bevor dieser sein Ziel erreichte, den mündlichen Auftrag mittheilen, das von ihm überbrachte Schnurenbündel[3] oder Gepäckstück einhändigen zu lassen. Beide liefen nunmehr im schnellsten Rennen so lange nebeneinander her, bis der Ablösende die ihm mitgetheilte Botschaft Wort für Wort auswendig gelernt hatte und ohne Anstoß wieder hersagen konnte. Nunmehr ließ er jenen zur Ruhe gelangen und eilte in gleichmäßig beschleunigtem Laufe dem nächsten Posthäuschen zu.
Bei Tage, wie bei Nacht, in den heißen Sandwüsten der Küste, wie auf den eisig kalten Hochebenen, in menschenleeren Einöden, wie in dicht bevölkerten Thälern warteten die Tschaskis ihres Dienstes mit solchem Fleiße, daß der Inka in seiner gegen 500 Kilometer vom Meere entlegenen Hauptstadt frische Seefische speisen konnte.
Mit diesen Worten schließt R. B. Brehm seinen interessanten Bericht über die größte Fußpost, welche jemals die Welt gesehen.
In dem Reiche Montezuma’s fanden die Spanier ähnliche Einrichtungen vor, mit dem Unterschiede, daß hier die Postläufer theatralischer auftraten. Hatten sie die mißliche Aufgabe, die Nachricht von einer verlorenen Schlacht zu überbringen, so ließen sie ihr Haar in Unordnung flattern und begaben sich, ohne auf dem Wege mit irgend Jemand ein Wort zu wechseln, in den Palast des Herrschers, dem sie, ähnlich wie die Boten der alten Pharaonen, ihre Botschaft knieend ausrichteten. War dagegen ein Sieg zu melden so trug der Bote das Haar mit rothen Bändern geknotet, die Lenden umkleidet mit weißen Linnen, in der Linken einen Schild, in der Rechten einen Degen, den er zum Zeichen des Triumphes in der Luft schwenkte.
Auf denselben Grundsätzen war auch in China, als Marco Polo im 13. Jahrhundert das Reich des Kublai Khan besuchte, die Nachrichtenpost organisirt, und auch dort brachten Postläufer dem großen Khan in Stunden frischgepflückte Früchte von Orten, die von seinem jeweiligen Wohnsitz 10 Tagereisen entfernt waren. Hier hat sich der Beförderungsdienst zu Fuß bis in die neueste Zeit erhalten, sodaß im ganzen weiten chinesischen Reich noch gegenwärtig der gesammte Verkehr der Staatspost sowie der Privat-Postanstalten durch Fußboten erledigt wird. Auf unserer Abbildung sehen wir den kaiserlich chinesischen Fußboten, wie er, Laterne und Schirm in beiden Händen haltend, seine Briefschaften in einem Bündel trägt, das mit einem um Brust und Schultern geschlungenen Tuch festgehalten wird. Eine am Bündel befestigte Schelle beweist, daß wir es mit einem amtlichen Briefträger zu thun haben, der durch dieses Abzeicheu seiner Würde zugleich sein Herannahen verkündigt.
[395] Diese Boten führen den vielversprechenden Namen Ch'ien fu „starke Männer“ oder Ch'ien li ma „Tausend-Li-Pferd“; leider fehlen uns genauere Angaben darüber, in welcher Zeit und in welchen Absätzen der Träger des stolzen Namens seine tausend Li, das wären ungefähr 500 Kilometer, zurücklegt. Nach den interessanten Aufzeichnungen eines englischen Konsularbeamten in China, Mr. Giles, rekrutiren sich diese Fußboten in der That nur aus den stärksten und gesundesten Männern, die selbst mit einem Pack von 80 bis 90 (engl.) Pfund Gewicht ihren Weg stets im Trott zurücklegen, unbekümmert um Hitze und Kälte, bei Tag und bei Nacht. Namentlich die Dienstleistung zur Nachtzeit wird als etwas Außergewöhnliches angesehen, weil die Leute aus den unteren chinesischen Volksklassen eine abergläubische Furcht vor Gespenstern haben. Daraufhin wird deßhalb der „starke Mann“ noch ganz besonders geprüft, ehe man ihm ein Postpacket anvertraut, weil man sonst überzeugt sein könnte, daß er nächtlicher Weile bei dem geringsten Geräusche oder einer sonstigen ungewöhnlichen Erscheinung sofort den Postsack abwerfen würde, um den Geistern der Finsterniß desto schneller entrinnen zu können. Um den Körper ausdauernder zu erhalten, nehmen diese Leute fast nie eine volle Mahlzeit zu sich, sondern essen sich nur, wie der Chinese sagt, zu sechs bis sieben Zehnteln voll, so oft sie Hunger verspüren.
Auch der indische Postbote, dem man den Ehrentitel hurkara (Postrenner) beigelegt, trägt wie der starke Mann in China Glöckchen und Schellen, die hier allerdings den ernsten Zweck verfolgen, die zahlreichen Giftschlangen und Raubthiere zu verscheuchen, welche besonders nach Eintritt der Dämmerung die Wege unsicher machen. In manchen Gegenden Indiens hat man sogar den Fußboten, der über Ströme ohne Brücken setzen muß, in ein Amphibium umgewandelt und ihm eine Ausrüstung gegeben, die in einem Paar Schwimmhosen, einem Kopfbund und einem um die Hüften geschlungenen Netz besteht, in welchem eine Anzahl flaschenförmige Schwimmblasen stecken.
Nach alledem, was wir bis jetzt berichtet, wird es uns nicht verwundern, daß auch in Afrika die Post mit dem primitiven Verkehrsmittel der menschlichen Beine rechnen muß. Die Art und Weise, in welcher der schwarze Postbote von der Loangoküste die Korrespondenz befördert, ist weder neu noch rein afrikanisch. Aehnlich trugen in früheren Jahrhunderten japanische Boten die ihnen anvertrauten Briefe an einem Stäbchen, und ebenso verfahren heutigen Tages die Australneger, die in Queensland den Fußbotendienst besorgen.
Aber wir brauchen nicht Europa zu verlassen, um derartige Originale von Briefträgern zu sehen. Auch die französische Regierung hat in gewissen Gegenden ihre Landbriefträger mit allerlei Rüstzeug zum Kampf gegen die Naturhindernisse ausgestattet.
Besonders originell ist die in unserer Abbildung wiedergegebene Ausrüstung mit Stelzen. Im Departement des Landes und im südlichen Theile der Gironde bedienen sich die Landbewohner, um in dem sandigen, oftmals mit hohem Haidekraut bewachsenen Boden rascher fortkommen zu können, hoher an den Beinen festgemachter Stelzen und, zur nöthigen Unterstützung des Gleichgewichts, langer Gehstöcke. Um die Landbriefträger auch in Bezug auf Schnelligkeit nicht hinter den landesüblichen Ansprüchen zurückstehen zu lassen, hat die französische Postverwaltung dieses Gehwerkzeug unter die vorschriftsmäßigen Beförderungsmittel aufgenommen. Aehnlich sind die Landbriefträger in der von Sümpfen und Wassergräben durchzogenen Vendée mit langen Stangen versehen, welche im Sprung über die unwegsamen Stellen hinweghelfen sollen. Im Jura bedienen sich die Landbriefträger langer, flacher Schneeschuhe, welche den Marsch auf verschneiten Wegen erleichtern. – –
In der Zeit des großartigsten Aufschwungs des Postverkehrs, in dem letzten Jahrzehnt, das vor Kurzem seit der Gründung des Weltpostvereins verflossen ist, hat man überall in Europa den hohen Nutzen der Fußbotendienste wieder anerkannt, und in allen Staaten ist jetzt die Post zu Fuß als Bindeglied zwischen den Postanstalten und den einzelnen Ortschaften, die keine Postanstalten besitzen, eingeführt. Die preußische Postverwaltung war die erste, die im Jahre 1824 reformirend auf diesem Gebiete vorging und versuchsweise eine „Länd-Fußbothen-Post“ in der Umgegend von Frankfurt an der Oder ins Leben rief.
Wir würden den Leser nur ermüden, wollten wir mit Zahlen
beweisen, wie groß die Arbeitsleistung der bescheidenen Post zu
Fuß im Laufe der letzten Jahre auf allen Punkten der civilisirten
Erde geworden. Auch ohne die stattlichen Zifferreihen wird er
schon aus dieser kurzen Skizze, in der wir dem „Buche von der
Weltpost“ im Wesentlichen gefolgt sind, ihre Bedeutung erkannt
und auch hierin gelernt haben, wie mit scheinbar geringfügigen
Kräften die Menschheit Großes zu vollbringen vermag. St. J.
- ↑ Wir entnehmen die Illustrationen zu diesem Artikel dem im Verlage von Herm. J. Meidinger in Berlin erscheinenden Werke „Das Buch von der Weltpost“ von O. Veredarius. Die großartige Entwickelung der Post und der Telegraphie und ihr Wirken im Weltverkehre sind bis jetzt noch nirgends in so klarer und anziehender Weise geschildert worden, und wir glauben unseren Lesern einen guten Dienst zu erweisen, wenn wir durch Wort und Bild ihre Aufmerksamkeit auf dieses hochinteressante, reich und schön illustrirte Werk hinlenken. D. Red.
- ↑ Vergl. „Das Inka-Reich“. Von Dr. med. Reinhold Bernhard Brehm. (Jena, Fr. Mauke’s Verlag. 1885.)
- ↑ Quipu, indianische Knotenbriefe.