Die Punschgesellschaft
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Diese geistvolle Darstellung einer Gesellschaft, die sich zu einem beträchtlichen Grad von Geistlosigkeit herabgetrunken hat, ist sowohl in England als Deutschland eines der bekanntesten Werke unseres Künstlers. Ich habe selbst das Original an Orten angetroffen, wo sonst dergleichen Werke nicht leicht hinkommen, und der Nachstiche sind sehr viele. Unter diesen befindet sich ein sehr wohlgerathener, verkleinerter mit einem Gedicht: The Bacchanalians; or a Midnight etc., das Herrn Hogarth, vermuthlich mit dessen Erlaubniß, zugeeignet ist. Auch hat ein gewisser Dichter Banks eine verkleinerte Copie dieses Blattes einem bleiernen Gedichte als Schwimmkissen angebunden, um es auf dem Strom der Zeit oben zu halten, und er hat seinen Endzweck erreicht; sie soll
[152] sogar den ganzen Band flott gehalten haben. Um diese Zeit erschien auch ein Pamphlet unter der Aufschrift dieses Kupferstichs, und man hat den Inhalt desselben unter eben diesem Titel auf das Theater gebracht, wenigstens als eine Scene. Daß man endlich einige Gruppen durch Wachsfiguren in Lebensgröße vorgestellt und in der Welt herumgeführt hat, ist bekannt.
Was dieser Vorstellung so vielen Eingang verschafft, ist wohl die große Verständlichkeit derselben, im Ganzen wenigstens. Es ist nämlich allgemeine Natur des Menschen, in dem Zeitpunkte gezeichnet, da es dem Meisterstück der Schöpfung gefällt, seinen Rang etwas zu vergessen, und durch Trunkenheit ein paar Staffeln gegen die Bestien herabzusteigen, oder gar den Bestien zu verstatten, ein paar über es hinaufzutreten. Gemischter kann wohl nicht leicht eine Gesellschaft ohne Frauenzimmer gedacht werden, als diese. Es finden sich hier nicht allein deutlich die Glieder aller vier Facultäten, sondern auch der Nähr- und Wehrstand hat hier seine Repräsentanten. Und dann hat sich noch ein Patron eingeschlichen, von dem man nicht recht weiß, was er ist, Pasquillant, Aufruhrprediger, Poëtaster oder Spitzbube; vielleicht, nach Erforderniß des Beutels und der Zeiten, etwas von allen vieren. Man findet hier die mannigfaltigsten Wirkungen der Trunkenheit, nach ihren verschiedenen Gradationen, meisterhaft dargestellt, von dem Geistlichen an, der seine Vigilien noch immer mit einiger Besonnenheit hält, bis zu dem Officier, der auf dem Schlachtfelde bleibt. Es fehlen hier nur noch der Zänker und der Liberale; die Menschen, denen man Messer und Degen, oder denen man die Börse wegnehmen muß, damit sie nicht die ganze Welt ermorden oder beschenken. Alles dieses ist ohne Uebertreibung ausgeführt, und hierin liegt ein Hauptgrund der Dauer von Hogarth’s Werken und vielleicht von allen Werken der Kunst, die dauern. Eigentliche Caricaturen verdanken ihr kurzes Leben gemeiniglich irgend einem Parteieifer, oder wenn ihnen je ein längeres zu Theil wird, der Geschmacklosigkeit. Mit ersterem, der ihr Schutzpatron war, sind auch viel Hogarthische wahre Caricaturen hingestorben, und die [153] wenigen, die noch übrig sind, leben bloß noch unter der kümmerlichen Obhut der letzteren.
Die Uhr weist hier auf vier, und der helle Tag spiegelt sich schon auf den Bouteillen, den Trinkgläsern und den – Augen, wenigstens unter eilf Paaren auf Einem. Es ist vier Uhr des Morgens – nach der Sonne. So muß Jeder denken, der das Blatt ansieht, aber Hogarth dachte sicherlich noch etwas anderes. Es ist nämlich hier wirklich Mitternacht, und die Leutchen sind erst noch Willens zu sitzen, oder mitunter auch zu liegen, bis an den Morgen, und damit hat es noch vier bis fünf Stündchen Zeit. Dieses hängt so zusammen. In England, worunter hier immer vorzüglich London verstanden wird, hat man, so wie in der ganzen Welt, eine Sonnenzeit; nach dieser richten sich die Uhren. Außer dieser giebt es aber noch eine andere, die von dieser ganz verschieden ist; man könnte sie die Unzeit nennen, und nach der richten sich – die Menschen. Nach der letztern werden nicht wenige Geschäfte von ihnen abgethan, vorzüglich aber alle die, wobei Tisch und Bett in Betracht kommen. Mit diesen nämlich wird sich verbunden, und von diesen wird sich geschieden, bloß nach Stunden der Unzeit. Im Jahre 1756, da dieser Kupferstich erschien, lief also, will Hogarth sagen, die wahre Sonne der Sonne der Unzeit um vier Stunden vor. Es war um vier Uhr des Abends Mittag, und so um vier Uhr des Morgens Mitternacht. Seit jener Zeit haben sich die beiden Sonnen gar sehr viel weiter von einander entfernt. Das sogenannte große Frühstück zeigt sich weit über den wahren Mittag hinaus, so wie das große Mittagessen weit in die Nacht. Weil es aber doch mitunter noch immer Menschen giebt, die bei ihren Verrichtungen noch eine bessere Zeit beibehalten, so entstehet dadurch zuweilen der seltsamste Contrast. Folgende Anecdote ist mir von einem Freunde verbürgt worden, der sich in London befand, als sich die Geschichte zutrug. Der gegenwärtige Minister Pitt, ein großer Verehrer der wahren Zeit und des alten Styls der gesunden Vernunft, wo es einem Minister möglich ist, ihn beizubehalten, wurde von der Herzogin von D** auf einen Abend um zehn Uhr wahrer Zeit zum Mittagessen (dinner) eingeladen. Der Minister ließ bedauern, daß [154] er die Gnade dießmal nicht haben könnte aufzuwarten, weil er an demselben Tage um neun Uhr schon zu einem Abendessen (supper) engagirt sey. So etwas trifft; einen Hieb, wie dieser, hätte schwerlich der vereinte Witz von Fox und Sheridan parirt. So viel von der Zeit, die hier die Geschäfte regulirt; nun etwas von den Geschäftsträgern und den Geschäften im Raume.
Zuerst fällt in die Augen, wie derbes, schwarzes Hebräisch unter profanem Latein mit Didotischen Bleichern gedruckt, der Pastor, vermuthlich minder Schriftgelehrter als Pharisäer, indem er sich nicht einmal scheut, bei diesem mitternächtlichen Gelag in seinem Amtshabit (Cassock) zu erscheinen. Indessen ist er nun auch zur Frühpredigt, wie man sagt, fix und fertig. – Es ist nicht unangenehm zu sehen, wie Hogarth den Stand dieses Mannes auch sogar hier schont. Ein Stümper hätte gewiß etwas Lustigeres geliefert, das ist etwas sehr viel Leichteres und Verächtlicheres. Hier ist mehr. Auch wüßte ich mich keines Kunstwerks des Alterthums zu erinnern, worin Majestät und Ernst mit Umständen gepaart, die mit beiden völlig unvereinbar scheinen, so ganz ohne Verlust ausgedrückt worden wären, wie hier, als etwa im Kopfe Jupiters, wo er auf einem geschnittenen Stein als Liebhaber der Europa vorgestellt wird. Kein Papst und kein Erzbischof, der sich nicht schämte betrunken zu seyn, würde sich schämen dürfen es zu seyn, wie dieser Auserwählte. Mit welcher Würde er nicht rührt und schöpft und mischt und raucht! O – es hilft, wenn man die Mienen und den Körper überhaupt tagtäglich einige Stunden nöthigt, Würde und Anstand zu halten, während der Geist entweder das Gegentheil machinirt oder nicht bei der Hand ist. Sie lernen am Ende den Dienst allein versehen; so wie gut zugerittene Dragonerpferde die Schwenkungen noch mitmachen, wenn ihre Reiter längst hinten im Graben liegen.
Man behauptet allgemein, die meisten Köpfe auf diesem Blatte seyen Porträte, und ich glaube es, weil Hogarth ausdrücklich sagt[1], es sey [155] nicht wahr. Indessen hat sich unter allen nur die Bedeutung von dreien erhalten, und selbst diese mit einiger Zweideutigkeit, die sich nun nach einem solchen Zwischenraum von Zeit nicht mehr berichtigen läßt, zumal da sie Hogarth selbst so lange als möglich zu unterhalten gesucht haben wird.
Auf Aehnlichkeit mit diesem Kopf machen zwei Personen Anspruch, ein gewisser Pastor Ford und ein anderer Namens Henley, sonst schlechtweg auch Orator Henley genannt. Ersterer war einige Zeit Capellan bei Lord Chesterfield als englischem Gesandten im Haag, und Dr. Johnson[2], dessen Bekannter und Verwandter er war, redet von ihm als einem Manne von großen Talenten, aber den verworfensten Sitten. Er hatte eine bekannte Haushaltungsregel auf Oekonomie des guten Namens angewendet: mit viel hält man Haus, mit wenig kommt man auch aus. Nach Sir John Hawkins, dem bekannten Verfasser einer Lebensbeschreibung Dr. Johnson’s, hingegen, ist es der sogenannte Redner Henley, ein damals bekannter sehr populärer Prediger; eine Art von Sackmann, der in einer [156] niedrigen, fast pöbelhaften Sprache eben nicht immer ganz schlechte Dinge sagte und vielen Beifall fand. Sir John’s Angabe wird durch ein Porträt unterstützt, das man von diesem Henley hat, wo er vorgestellt wird, wie er ein Kind tauft, und offenbar mit demselben Gesicht. Doch dieses kümmert uns hier wenig. Sonderbar aber ist es allerdings, daß sich zu dem Bilde eines Pastors, der in vollem Amtshabit noch Morgens um vier Uhr im Punsch rudert, zwei Aehnlichkeiten in England gefunden haben, obgleich das Gesicht desselben so wenig verhüllt ist, daß es vielmehr in vollem Lichte, und gleichsam als der Mittelstein vom herrlichsten Wasser in dem Brillanten-Ringe um die Tafel erscheint, ja die eigentliche Glorie des Ringes selbst ist. So etwas setzt wenigstens voraus, daß, wenn das Gesicht bedeckt gewesen wäre, kein kleines Competenten-Gedränge entstanden seyn würde.
Zunächst zur Rechten steht (noch zur Zeit) der Vorsänger und – Vortrinker a latere; unter diesen Umständen eine Art von Küster. Er hat seine eigene Perücke abgenommen, und krönt damit die Krone seines würdigen Oberhaupts. Der Raum für zwei Köpfe zielt wahrscheinlich auf die ebenfalls doppelte Bischofsmütze (mitre), und so könnte die ausgebrachte Gesundheit seyn: auf ein baldiges Bisthum für den Herrn Pastor! Neben diesem sitzt nun offenbar der englische marehand de droit, das Jus utrumque, wenigstens Recht und Unrecht dämmert noch aus den zweierlei Augen, auch sitzt die Perücke so doppelt und so zweierlei da, als nur etwas Einfaches sitzen kann; doch scheint die linke Seite die Rechts-Seite zu seyn, wie man finden wird, wenn man die rechte mit dem Finger bedecken will. In der einen Hand hält er die Dose, und in der andern ein Glas Punsch, doch scheint Buridan’s Esel hier für die rechte Seite gestimmt. Es läßt wenigstens, als habe sein stehenbleibendes Lächeln einigen Bezug auf die Rede seines Nachbars zur Rechten, der vielleicht einen Fall vorträgt, wobei etwas zu verdienen ist; allein er denkt nicht mehr, oder, wenn er denkt, so ist es nur so, wie Leute noch in den Zehen fühlen, denen man die Beine längst abgenommen hat. Auch zu diesem Porträt hatten sich, drollig genug, zwei Personen gemeldet. In einem solchen Lande ist es [157] wenigstens gut Satyren zeichnen. Der eine war der nachherige Großkanzler Lord Northington in seiner Jugend, und der andere ein gewisser Kettleby, ein bekannter Advocat, Procurator und vorlauter Schreier an den Gerichtsschranken zu London. Der erstere hat aber seine Ansprüche zurückgenommen, und der letztere kam in den ungestörten Besitz, und konnte sich sein Porträt, wenn er wollte, fassen lassen. Der Ruf dieses Doppelten stieg bis zur Famosität, und er erhielt daher auch eine nicht unbedeutende Rolle in der Causidicade (the Causidicade), einer ehemals sehr gelesenen Satyre, die wohl auch einmal in Wien oder Wetzlar einer deutschen Bearbeitung und des Drucks in Germanien oder Altona würdig wäre.
Dieses waren zwei Facultäten. Jetzt kommen wir, durch einen kleinen Sprung um den Tisch, gleich zur dritten dem Range nach.
Diese wird hier durch das Wesen repräsentirt, das im Vorgrunde an der Stuhllehne hängt, oder schwebt, oder geht, oder steht, man weiß nicht recht, welches. Er glaubt vermuthlich noch im schwankenden Boote zu stehen, während sein Nachbar vor ihm glücklich auf Terra firma gelandet ist. Daß es der Arzt ist, bezeugen alle Ausleger einmüthig, und unter diesen auch die beiden Knoten in der Perücke, wovon nur der Eine noch seine Würde behauptet; der Andere ist aufgegangen, und das Haar hängt vor der Brust. Wenn diese beiden Knoten, die beiden Branchen der Heilkunde: Medicin und Chirurgie, bedeuten, wie ich einmal gehört habe, so ist wohl der aufgelöste die Medicin, denn wirklich hält sich bei diesem Menschen, bei dem sich schwerlich sonst noch was hält, die Chirurgie noch immer so ziemlich. Er gießt nämlich aus Instinct, gleich gießen zu müssen, wo er Contusionen wittert, dem vor ihm hingestürzten Officier eine Flasche mit Schußwein auf den kahlen Kopf. Das Mittel gelangt zwar nicht an den Ort, wohin es verschrieben ist, allein dieses benimmt der Wahrheit der Darstellung nichts. Der größte Theil der Arzneien wird richtiger adressirt als bestellt. Auf den Straßen, die sie zu passiren haben, sind die Posten, die ersten Stationen abgerechnet, noch gar nicht so regulirt, wie man wünscht. – Ich habe den Mann, der da auf dem Schlachtfelde liegt (kein Memento mori, sondern ein bloßes Hic jacet), [158] einen Officier genannt, und das ist er auch, nicht des Schlachtfeldes, sondern der Cocarde wegen, die er offenbar auf dem Hute hat. Cocarden in England bezeichnen immer den Officier, die Farbe des Rocks sey nun welche sie wolle, schwarz oder grün, oder dessen Schnitt noch so seltsam, wie zum Exempel hier die Rockaufschläge von der Art sind, die man ehemals in meinem Vaterlande Römer-Monate hieß. Als mich daher vor einigen Jahren, da auf unserer Universität die Cocarden noch fast von jedem Studirenden getragen wurden, ein durchreisender Engländer, einige Stunden nach seiner Ankunft besuchte, äußerte er seine Verwunderung und Freude darüber, daß hier so viele junge Officiere studirten. Er war auch wirklich schon im Begriff, auf seine Beobachtung eine Reflexion zu gründen, die vermuthlich sehr zum Nachtheil des englischen Militärs ausgefallen seyn würde, als ich ihn unterbrach, und sagte: er irre zwar im Ganzen nicht, es studirten hier viele Officiere, und vielleicht mehr als in irgend einem Lande, aber vermuthlich habe ihn die Cocarde verführt, manchen für einen Officier zu halten, der es nicht sey. In London kann man daher mit der Cocarde lügen, und eine solche würde dem, der sie trägt, über kurz oder lang Beschimpfung zuziehen, von dem Stande sowohl, in den er sich hinein, als dem, aus welchem er sich herauslügen wollte[3]. Bei dem Sturz fällt dem Ueberwundenen Hut und [159] Perücke (?) ab, und es kommen ein Paar Schmarren pour le mérite mit ihren Schönpflästerchen zum Vorschein, die dieser auf halben Sold gesetzte Held wohl auf ähnlichen Bettchen der Unehre geholt haben mag. So wenig auch beide, der Arzt und der Officier, jetzt von Beruf wissen mögen, so ist doch in dem Letzten, was sie hier thun oder leiden, etwas von Beruf. Der Officier stürzt und der Chirurgus salbt, jener mit dem unrechten Gewehr, dieser mit der unrechten Flasche in der Faust. Sie haben sich bloß vergriffen. Ehe der Officier sich retirirte, hat er sich noch in der Eile mit seiner Stuhllehne eine Brücke über einen nicht unbeträchtlichen Strom geschlagen, den hier die reiche Erbin der Bouteillen und des Punschnapfs, die Flußgöttin Cloacina, aus ihrer Urne gegossen hat. Er ist wirklich so ziemlich über das Hauptbett hinüber, das übrige werden die Römermonate aufwischen. Wenn der Officier seine Beine noch etwas ausstreckt, so wird er die Politik mit Füßen treten, deren würdiger Repräsentant hier sitzt. Ein Ruhe genießender und genießen lassender, bedeutungsvoller Kopf. Alles ist in der Miene dieses Staatsmannes so ruhig, alles so zuverläßig, er ist seiner Sache so gewiß – allein was er thut, taugt nicht den Henker. Er hat in seinem Kopf das Project formirt, seine Pfeife anzustecken, und steckt sich die Manschette an, die sogleich das Halstuch, und dieses dann das in der Nähe befindliche große Haarmagazin anstecken wird. Ja, er scheint in seinen Meditationen sogar die Manschette der rechten Hand für das Licht selbst zu halten, das die Pfeife anzünden soll. Was das für eine Politik und für eine Ausführung eines guten Gedankens ist! Aus seiner Tasche blicken zwei politische Blätter von entgegengesetzten Parteien, The London [160] Journal und The Craftsman, hervor, hier wenigstens friedlich verbunden. Sie ruhen bedeutungsvoll auf dem Degen, der doch sogar dem Officier fehlt.
Der bewaffneten Politik zur Rechten sitzt ein alter Zier-Affe (coxcomb) mit Haarbeutel und Solitäre. Er scheint ein Ausländer zu seyn. Schwerlich ist es ein Deutscher; der würde, so nahe bei der Kirche, es auch besser mit ihr halten. Es müßte denn seyn, daß, was er hier singen will, kein Requiem, sondern bloß ein Stückchen etwa zwischen dem vierten und fünften Act wäre: so erschiene er wohl noch einmal wieder im Chor. Was der sogenannte große oder doppelte Hieb einem schön läßt, wenn man einmal bei gewissen Jahren ist! Sogar die vom Wein gelähmte Hand neben ihm auf dem Tische spricht, wozu der Mund noch erst die Worte sucht, aber vermuthlich bald finden wird. Lange kann es unmöglich so bleiben. Ein solcher Crater schließt sich nicht ohne irgend eine Revolution. Ich fürchte, die Politik kommt zwischen zwei Feuer. So eben hat die Sonne da ein Talglicht ausgeschienen; die Rauchsäule des Morgenopfers steigt gegen den Heiligen auf: es scheint aber doch, als wenn das Feinste, und daher Unsichtbare desselben, sich etwas mehr rechts gezogen, und die Gährung in dem Vulcan beschleunigt habe. Ich muß gestehen, so ausdrucksvoll auch dieser Stutzer gezeichnet ist, so sieht sich doch, gerade dem Ausdrucksvollen sonst zuwider, leicht auch dasjenige Geschlecht jetzt an ihm satt, für das er sich gestern wohl nicht mag geputzt haben. Wir wollen ihn daher der Natur überlassen, und uns zu einem angenehmeren Gegenstand wenden, ich meine zu dem schönen Schläfer an der entgegengesetzten Seite des Tisches. Hier schadet wenigstens Mittheilung nicht, die bei dem vorigen zu befürchten war, dessen Mäulchen etwas in die Familie der Gähnenden sieht.
Ich glaube, bei Betrachtung dieses herrlichen Subjects ist es unmöglich, nicht an Endymion zu gedenken, ob ihm gleich nicht Phöbe, sondern Phöbus hier Antlitz und Beinkeider beleuchten. Wie schön er da sitzt und liegt; die Perücke auf den Stuhl und den Kopf auf die [161] Perücke gestützt! Wenn man ihn nicht schnarchen hört: so, sollte ich denken, müßte man ihn schnarchen sehen. Eine solche Nase, vermuthlich halbdurchsichtiges Horn, ein wahres Clarinetten-Stück, kann bei dem sanften Odem-Wechsel unmöglich gleichgültig bleiben; sie muß vibriren. Es geschieht nichts gegen die ewigen Gesetze der Natur. Wie glücklich der Mann nicht ist! Er sieht nicht mehr den Wolf im Schäferkleid, hört nicht mehr den Ruderschlag des Punschlöffels, noch den Fall des Kriegers, noch das Brücken-Gepolter, und sieht nicht mehr die Mißgriffe der Staatskunst, die sich an ihren eigenen Projecten verbrennt; es fechten ihn nicht mehr an die Sagen der Zeit[4], auch weiß er nicht und ahnt er nicht, daß der geringste Stoß an den Tisch ihm seinen schlecht balancirten Punsch von außen in die Hosen gießen wird. Es ist mir unmöglich, die herrlichen Verse Meibom’s nicht über diesen Glücklichen auszusprechen, mit denen ich mich so oft eingewiegt habe. Schläft auch der Leser dabei ein; wohlan! Dieses Mal wenigstens würde der Schlaf des Lesers den Schriftsteller ehren. Die Damen werden es sich von Jemandem vor dem Einschlafen übersetzen lassen.
Somne levis, (quanquam certissima mortis imago):
Consortem cupio te tamen esse tori:
Alma quies optata veni, nam sic sine vita
Vivere quam suave est, sic sine morte mori.
Gute Nacht!
Weiter hin, von diesem ausgebrannten Räucherkerzchen links ab, gerade vor der Uhr, hat Hogarth ihrer noch zwei hingesetzt, die noch brennen, und also in mehr als einem Sinne des Worts noch dampfen. Die Gruppe hat wirklich etwas, das sich besser und leichter fühlen, als beschreiben läßt. Der eine hat sein Antlitz von der Welt [162] abgewandt, und raucht gegen die Grenze. Der andere sieht, wiewohl mit etwas verschlossenem Blick, in die Zeit hinein. Sie sitzen mit den Rücken gegen einander, und einer ist des andern Stuhllehne. Wenn in einer künftigen Ausgabe vom Orbis pictus die Seelen zweier Hofleute, deren Leiber sich umarmen und küssen, in Kupfer gestochen werden sollten (die Seele des natürlichen Menschen steht schon darin): so könnte man diese Gruppe dazu empfehlen. Wenn sich auch da einmal ein Paar Herzen einerlei Geschlechts ziehen: so geschieht es doch gewöhnlich nur mit diesen Polen. Der heraussehende Mann scheint mir ein schlauer Calculateur zu seyn; ich wette, er ist der nüchternste im Club. Man sehe nur, wie ruhig er sich zwischen Tisch und Stuhllehne gelagert hat, sogar der Zeigefinger sorgt noch, daß der Korkzieher und Tabaksstopfer nicht fällt. Er hat seine Nachtmütze mitgebracht, und was da so erhenkt an der Wand hängt, ist sein Hut und seine Perücke. Er scheint zu meditiren und im Kopfe etwas zu entwerfen; ein Liebchen schwerlich, oder wenn es etwas Metrisches ist, so geht es gewiß nach: Sechs mal sechs ist sechs und dreißig. Mit einem Worte: der Mann weiß, was er thut, und ich schließe aus seinem Sitzen hier die Nacht durch, so wie aus dem Anzuge des Pastors, daß heute kein Börsentag, sondern daß es Sonntag ist; und da kann man in England schon einmal einen Seitensprung thun, nur muß man sich nicht dazu geigen lassen. Auch dort scheint der Sonntag aus der doppelten Absicht eingesetzt, Buße zu thun, und Stoff zu künftiger einzusammeln, nur darf zum Einsammeln nicht gegeigt werden. Denn geigen macht tanzen, und Tanz und Fröhlichkeit soll das Einsammeln etwas erschweren. – So habe ich immer von dem Manne gedacht, und denke auch noch jetzt so, obgleich Herr Ireland, der im Text seiner Erklärung selbst ihn für einen Justitiarus ad pacem, eine Art Gerichtsverwalter, hielt, am Ende in einer Note sagt, man glaube, es sey das Porträt von Hogarth’s Buchbinder, Namens Chandler, einem stocktauben Manne, dem dieser Kopf frappant gleichen soll. Das schadet nicht. Ich sehe nicht ab, warum ein Buchbinder und ein Justitiarius nicht sollte aussehen können wie ein [163] speculirender Kaufmann. Der erste handelt neben seinem Hauptgeschäfte wirklich, und der andere kann sogar aus seinem Hauptgeschäfte einen Handel machen. Und dann ist es ja bekannt, daß die Schale nur zu oft mehr verspricht, als der Kern leistet; ein Sätzchen, von dessen Wahrheit und Nutzen sich tagtäglich zu überzeugen nicht leicht jemand in der Welt mehr Gelegenheit hat als die – Buchbinder.
Was die schwarze Perücke dahinten eigentlich will und thut, ist nicht ganz deutlich. Wahrscheinlich ist es indessen, zum Trost der Ausleger, daß sie es selbst nicht weiß. – So ganz von der Welt abgewandt, so alle Empirie verschmähend, und so ganz für sich aus einer unbekannten Welt kümmerlichen Odem herübersaugend und in die bekannte erstickenden Dampf hinabschmauchend, könnte es wohl die Philosophie seyn. Wäre dieses: so sey es dem Himmel gedankt, daß sie sich wenigstens noch an das: sechs mal sechs ist sechs und dreißig mit ihrem irdischen Pol anlehnt und – anlehnen muß, um nicht unter dem menschlichen Einmaleins endlich ihr Grab zu finden. –
Wäre die heraussehende Hälfte dieser Gruppe nicht taub, welches man dem nachdenkenden Manne hier kaum wünschen möchte; so läge etwas Angenehmes in der Vorstellung, daß beide Hälften sich miteinander besprächen – mit dem Munde, aber auch mitunter durch die Stuhllehnen. Diese Art sich zu unterhalten erinnert mich an eine Scene, die ich verewigen würde, wenn ich im Stande wäre, irgend etwas zu verewigen; indessen für die Zeit muß ich sie beschreiben:
Es waren zwei Juden, die sich auf öffentlicher Straße mit einander besprachen, und gewiß, man wird nicht oft Menschen so miteinander sprechen sehen. Sie waren beide in den fünfzigen, beide sehr wohlhabend (schwere Männer), und von untrüglichem Geschäfts-Instinkt. Wo sie nur einen einzigen Faden hinspannten, da fingen sich sogleich Fliegen in Menge. Sie standen nicht an den Häusern, sondern auf dem Fahrwege, und zwar in der Mitte der beiden Straßen, die sich da durchkreuzten. Sie hätten verdient in Erz gegossen und auf immer da aufgestellt [164] zu werden. Sie standen einander so nahe, daß sie sich berührten, aber bloß mit den beiden Oberarmen, und zwar lag der rechte Oberarm des einen an dem rechten des andern: so daß also der eine gegen Süden sehen mußte, wenn der andere gegen Norden sah. Keiner sah des andern Gesicht und konnte es nicht sehen und – wollte es nicht sehen, aus Furcht, das seinige möchte gesehen werden. Die Arme hatten sie untergesteckt. Jeder sah etwas aufwärts, horchte, sprach leise, und nickte zuweilen kurzab in den Theil der Himmelsluft hinaus, der ihm in der Richtung seiner parallelen Augenaxen gegenüber lag. Sie dachten gewiß sehr viel, sahen aber vermuthlich wenig oder nichts. Sehr oft lehnten sie sich sanft gegen einander, als wollten sie sich die Deltoides reiben, und rieben sie sich auch wirklich ein wenig. Ob dieses sanfte Anstoßen Gedankenstriche vorstellte, oder ob es ein Ratificationszeichen oder ein Signal war, daß man sich völlig verstehe, weiß ich nicht. So viel ist gewiß, es muß wichtig gewesen seyn, denn die Hälfte des Verkehrs und der mutuellen Belehrung ging durch den Oberarm. Was für eine Scene für das Theater! Es ist unbeschreiblich. Offenbar betraf die Unterredung einen Plan zu einem großen, gemeinschaftlichen Gewinn, wovon jeder den größtmöglichen Vortheil zu ziehen hoffte, der aber am Ende, nicht durch Billigkeit, sondern durch Gleichheit des Widerstandes vermuthlich in gleiche Theile gegangen seyn wird. Es ging sicherlich nicht bloß über einen Dritten her, sondern auch mitunter ein wenig über den Freund; denn Freunde waren sie so gut als Kaufleute, die in einer kleinen Stadt mit einerlei Waare handeln, Freunde seyn können. Dieses ist es gerade, was diese Scene dem Moralisten so schätzbar macht. Jeder gab seinen Antheil zum Plan in bloße Worte und Zeichen gewickelt im Dunkeln, und scheuete sich, zur Ehre der Menschheit, den andern sehen zu lassen, wie viel von seinem Gewissen er mit eingewickelt hatte. Das Auge versteht und wird verstanden, plötzlich, wie der Schlag. Es findet da kein Protest Statt, so gering auch die Sicherheit seyn mag; mit dem Ohr und dem Deltoides hingegen ist es ganz anders, da bleibt immer res integra und Zeit zur Gegenanstalt. Bei jenem Richter sind Spruch und Execution, wie Knall [165] und Fall immer Eins; bei diesen bleibt noch immer Raum, sich einmal vor der Execution zu fragen: sind wir nicht allzumal arme Sünder?
Nun ist bloß noch einer von den eilfen übrig, die hier, ohne zu rechnen, was von Punsch mag getrunken worden seyn, fünf und zwanzig Bouteillen Wein und Liqueur ausgeleert haben, wenn man nämlich die beiden Bouteillen mitzählt, wovon die eine, auf dem Tische, und nicht außer Dienst ist, und die andere in der Hand des Wundarztes ad pias causas verwendet wird. Fünf und zwanzig Bouteillen! Ein fürchterliches Feuer auf ein Picket von eilf Mann, und doch nur erst ein ganz Todter und höchstens zwei Verwundete. Dieser Eilfte, von dem ich hier noch ein Paar Worte sagen muß, ist das Geschöpf, dessen ich als eines vierfachen, gleich anfangs gedacht habe. Er legt die Hand gegen die Brust, nicht an die Stelle, wo der Point d’Honneur bei den Mannspersonen sitzt, sondern seitwärts auf den rechten Lungenflügel, wo sonst nichts liegt. Es ist ein liederlicher Gestus, den Arm, so wie eine Heuschrecke rückwärts und hoch einzuknicken. Er scheint auf eine Versicherung hinzudeuten, womit sich der Taugenichts selbst schwänzelt. Denn das können manche Leute mit der Hand, so wie manche Affen weit schicklicher mit dem Schwanze greifen. Er weint, und weil sich das mit dem Rauchen nicht gut verträgt: so hat er die Pfeife indessen aus dem Munde genommen. Was für ein Maul, verglichen mit dem süßen Mund des Advocaten! Man glaubt, er klage über Mangel an Recht und Gerechtigkeit in der Welt. Ich habe auch Leute gekannt, die sich des Weins zuweilen durch die Augen entledigten, und dann unter vielen Schwänzeleien gegen sich selbst, über die Regierung und Mangel an Gerechtigkeit klagten; es waren aber mehrentheils Menschen, die gerade diesem Mangel an strenger Gerechtigkeit wenigstens, ihre ganze Existenz noch zu verdanken hatten.
An der Stelle, wo der Officier placirt war, als er noch die Reihe hielt, sieht man einen Theil seines Kriegsgeräthes mahlerisch gekreuzt; eine Tabakspfeife, die in die Luft hinaussteht, und von einer leeren Flasche, die selbst nicht viel sicherer liegt, verhindert wird, sich in dis [166] Grube zu stürzen, in die ihr Herr so rühmlich gefahren ist. Es ist sicherlich eine Armatur, die Hogarth über dem Leichnam aufgehängt hat. Darneben liegt ein Blatt: Freeman’s Best. Dieses könnte ein Tabakspapier seyn: Freemanni Optimum subter Solem, oder ein politisches Blatt, oder beides zugleich, wie viele in Deutschland. Hier liegt es aber muthwillig als Motto des Wappens: Summum bonum freigeborener Briten – (Tabak und Wein und – So zu stürzen!)
Mit dem Tabakrauchen hat sich es aber jetzt in England, wenigstens in den höhern Gesellschaften, sehr gegeben. Die Flaschen paaren sich da jetzt mehr mit den Würfeln. Dr. Johnson machte, wie Sir John Hawkins in dessen Leben meldet, mehrmals die wichtige Bemerkung, daß der Selbstmord unter der bessern Classe in England sehr zugenommen habe, seitdem man nicht mehr rauche. Es ist auch gewiß; bei hohem Spiel, und wo auf Tod und Leben gewürfelt wird, läßt sich nicht rauchen; die Pfeifen gehen alle Augenblick aus. Wäre hier gewürfelt worden; so möchte wohl manches Mitglied des Clubs zu Hause an sich selbst thun, was der Buchbinder dort bloß seinen Hut und die Perücke an der Wand thun läßt. Hogarth hat auch eine solche Würfelscene, wie wir künftig sehen werden, meisterhaft dargestellt[5].
Zum Beschluß noch einen kleinen, aber drolligen Zug, den alle Ausleger übersehen haben, wie denn dieses durch das ganze Werk, das wir dem Publikum vorzulegen gedenken, fast auf jedem Blatte der Fall mehr als einmal ist. Was bedeutet nämlich der helle Fleck auf dem Zifferblatt der Uhr? Offenbar Folgendes: Die Sonne scheint bereits in das Zimmer, wie man an dem scharfen Schatten des umgefallenen Leuchters, und der Kriegsarmatur und an den hellen Lichtblicken, sowohl auf der convexen als concaven Seite des Punschnapfs sieht. Also ist der helle Fleck da oben Sonnenlicht aus der zweiten Hand, das von irgend einer Flüssigkeit, an welcher hier kein Mangel ist, zurückgeworfen wird. Vom großen See in der Halbkugel selbst kommt es schwerlich, denn der schlägt [167] Wellen, es muß also wohl von irgend einem kleinem inländischen See herkommen. Wenn es doch gar von Cloacinens Urne wäre! Gestreift wird sie wirklich ein wenig von der Sonne. Doch wo der Fleck auch herrühren mag, wenn er nur von einer der ruhigen Flüssigkeiten hier herrührt, so ist der Winkel, den der Sonnenstrahl mit dem Horizont macht, allemal etwas stark für die vier Uhr Morgens, selbst am längsten Tage in London. Es könnte also gar wohl seyn, daß Hogarth damit sagen wollte: nach der Sonne ist es zehn Uhr. Wenigstens wäre dieses ganz in seiner Manier, und so ganz in der Sprache gesprochen, worin er so unerschöpflich, und gewiß viel schwerer zu erreichen ist, als selbst in seinen ausdrucksvollsten Köpfen. – So zeigte also die Uhr weder wahre Zeit noch Unzeit, gerade so wie diese Menschen. Und wie ist es möglich, daß eine Uhr in einem Zimmer richtig gehen kann, wo so viele Leute zusammen kommen, deren Wege so unrichtig sind!
- ↑ Oder durch die Verse sagen läßt, die unter dem Original stehen, aber, wie man wohl zu merken hat, erst einige Zeit nach der Bekanntmachung beigestochen worden sind, wo ihm die Deutungen Verdruß zu machen anfingen. Die beiden ersten
Zeilen heißen:
Think not to find one meant resemblance here;
We lash the Vices, but the persons spare. - ↑ Boswell’s Life of Dr. Johnson Vol. 2 p. 263. An dieser Stelle wird als ausgemacht angenommen, daß Ford der Mann sey, der hier erscheint, auch erzählt, daß er nach seinem Tode einem Aufwärter in einem Gasthofe zweimal erschienen sey, aber nicht als ausgemacht. Die Worte, worin Johnson Ford’s Charakter giebt, sind ganz dieses, wiewohl sonst redlichen Betbruders würdig: I have been told he was a man of great parts; very profligate, but i never heard he was impious. Das klingt doch, zumal von einem Pastor gebraucht, fast als wie: ich habe gehört, er sey zwar ein Wolf gewesen, aber nie, daß er ohne Schaafs- oder Schäferkleid umher gegangen sey.
- ↑ Vermuthlich war es auch eine solche Lügnerin, die der Schimpf in folgender herrlichen Geschichte traf. Man kennt die großen Vorrechte englischer Richter, wenn sie, als Ausleger und Sprecher des Gesetzes, im Gericht sitzen. Es ist bekannt, daß einer einmal den Prinzen von Wallis, nachherigen König Heinrich V., der ihn bei Verwaltung seines Amtes in’s Gesicht geschlagen hatte, sogleich arretiren ließ, und man weiß, zur größten Ehre des hitzigen, aber vortrefflichen Prinzen, daß er selbst diesen Schritt nachher sehr gebilligt, und den Richter um Vergebung gebeten hat. Nun ereignete es sich vor einigen Jahren, daß ein Mensch, der einem Soldaten sehr ähnlich sehen mochte, sich in dem peinlichen Gerichtshof in der Old Bailey auf eine Bank gesetzt hatte, wo eigentlich bloß Zuschauer, wie er war, nicht hingehörten. Der Richter, der dieß bemerkte, sagte daher zum Gerichtsdiener ganz freundlich, aber doch etwas laut: „sagt doch dem Soldaten dort, er möchte so gut seyn, und sich an eine andere Stelle setzen.“ Hierdurch fand sich der Herr beleidigt, fuhr hitzig auf und sagte: „Ich bin kein Soldat, ich bin ein Officier,“ und wieß auf die Cocarde. Nunmehr sagte der Richter, ohne seine Fassung im mindesten zu verlieren, ganz laut und mit gebieterischer Stimme zum Gerichtsdiener: „Hört, schafft einmal dort den Officier weg, der kein Soldat ist.“
- ↑ Die Zeitungen.
- ↑ Im Leben eines Liederlichen auf dem 6ten Blatt.