Die Radfahrer und der Wind

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Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Die Radfahrer und der Wind
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 820
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[820] Die Radfahrer und der Wind. Es ist den Radfahrern längst bekannt, daß der schlimmste Feind ihres Sportes sowohl beim Schnell- als Tourenfahren nicht Berg und Thal, Straßenbeschaffenheit oder Unwegsamkeit ist, sondern der Wind. So sehr der von hinten kommende Luftzug das Fahren erleichtert und ein starker Rückenwind den Fahrer sogar fast jeder Mitarbeit enthebt, so schwer ist es, den Gegenwind zu besiegen, der sich dem Radler wie eine Mauer entgegenstellt und seine Kräfte bald erschöpft. Dieser Umstand ist es, der den Tandemrädern, auf denen zwei bis fünf Fahrer hintereinander sitzen eine so beispiellose Ueberlegenheit beim Gegen-den-Wind-Fahren verleiht, denn auf die doppelte bis fünffache Muskelkraft kommt hier nur derselbe Luftwiderstand wie beim Einzelfahrer, da der erste Mann die übrigen gegen den Wind deckt. Im Winter kommt die abkühlende Wirkung des Windes noch dazu, ihn den Radlern verhaßt zu machen. Während man selbst bei 15° Kälte noch eine hübsche Tour machen kann, solange man den Wind im Rücken hat, ist's bei Vorderwind schon, wenn nur 5° Kälte herrschen, mit dem Radeln so gut wie vorbei. Wenige Minuten reichen hin, um den Fahrer bis aufs Mark erstarren zu lassen, und schwer wird er, selbst wenn schleunig umgekehrt wird, nachträglich wieder warm. Den stärksten Beweis für die hemmende Kraft des Vorderwindes hat aber eine originelle Rennvorrichtung, das „Cyclodrom“, ergeben die neuerdings im Dorado des Radfahrens, in Paris, zum besten der Radwettfahrten eingerichtet wurde. Diese Zimmer-Rennbahn erlaubt die Aufstellung von vier Rädern im geschlossenen Raume, die von Wettfahrern getreten und genau ebenso wie beim Rennen gehandhabt werden, mit dem einzigen Unterschied, daß sie, anstatt auf festem Boden, auf beweglichen Rollen laufen. Die Rotation der letzteren ersetzt das Fortgleiten über den Boden der Rennbahn, und ein eigentümlicher Mechanismus setzt nun diese Rollen mit vier reinen Bleifiguren in Verbindung, die auf einem ovalen Tische, der eine Miniatur-Rennbahn vorstellt, sich fortbewegen. Jede dieser Figuren giebt die Geschwindigkeit eines der Wettfahrer an, und die Zuschauer, welche an der Folge der Runden die Schnelligkeit jedes Fahrers in Kilometern genau ablesen können, folgen diesem Schauspiel mit derselben Gespanntheit wie dem der gewöhnlichen Rennen. Bei diesen Zimmerfahrten ist nun der Luftwiderstand ganz vermieden, da der Radler immer auf demselben Flecke bleibt, und dementsprechend werden Geschwindigkeiten erzielt, die im Freien ganz unerreichbar sind. Gute Rennfahrer, die im Freien 40 bis 45 km fahren, erreichen im Cyclodrom 70 km in der Stunde und mehr, während gewöhnliche Fahrer es bis 50 km bringen, ohne sich zu erschöpfen. Dem neuen Sport wird vom Baltikum eine große Teilnahme zugewandt. Bw.