Die Ringtheater-Katastrophe
[872] Die Ringtheater-Katastrophe. Soeben, kurz vor Schluß dieser
Nummer (9. December), geht uns die telegraphische Nachricht von dem
entsetzlichen Brandunglücke zu, welches so tiefe Trauer, so schweres Elend
über das herrliche Wien gebracht hat. Wenn diese Zeilen in die Hände
unserer Leser gelangen, haben die Organe der Tagespresse Schilderungen
der Einzelheiten jener schrecklichen Katastrophe und Beleuchtungen ihrer
Folgen längst in alle Welt getragen. Es kann nicht unseres Amtes sein,
auch unsererseits die herzbewegenden Schreckensbilder zu entrollen, welche
das beklagenswerthe Brandunglück in Scene setzte. Eine Erwägung aber
ist es vor allem, welche die erschütternde Kunde von Wien neben tief
gefühltem Antheil an dem unaussprechlich schmerzlichen Ereignisse in uns
wach ruft, die Erwägung: es muß im Interesse der gefährdeter Menschheit
etwas Eingreifendes geschehen zur Verhinderung ähnlicher Massenunfälle,
und die Presse ist es vor allem, welche hier zu richten, zu rathen und
anzuregen hat. Wir hoffen, in Kürze nach dieser Seite hin unsere Pflicht
thun zu können. D. Red.