Die Seebraut
„Du blickst so starr, mein Buhle,
Wie in geheimem Schmerz;
Nicht glühen deine Wangen
Von süßem Minneverlangen.
„Mich faßt ein dunkler Schauer
Aus alter, böser Zeit,
Da waren noch Nixen im Lande,
Die wuschen hier am Strande
Oft lauscht’ ich ihrem Sange
Und ihrem lockenden Reih’n.
Viel Nächte kam ich zum Haine,
Denn weh’, der Nixen eine,
Zehn Monde wohl und drüber
Bracht’ ich im Taumel hin.
Da faßte mich endlich ein Grauen,
Ich floh die gespenstigen Frauen
Da hörte man einst im Wasser
Zu später nächtlicher Stund’
Ein Wimmern dumpf und verloren, –
Und das Kind, daß sie mir geboren,
„O sag’ mir mehr, mein Buhle!
Komm’, weine nicht so sehr!“
„Die wilden Wasserfrauen,
Die sah in Wald und Auen
Doch heut’, als die Sonne gesunken,
Und Wald und See in Ruh’, –
Da sah ich die Seebraut am Strande,
Sie wusch die grünen Gewande
„Mein Buhle, laß das Trauern!
Sie thut dir nichts zu Leid;
Mag sie sich baden und schmücken!
Doch sag’, gab sie in Tücken
„Wohl gab sie diese Kette,
Als wir zuerst allein:
Wen diese Perlen schmücken,
Der werde vor Nixentücken
„Du unbeständiger Knabe,
Gieb mir das Kettelein!
Es soll für dein Küssen und Kosen,
Für deine Schwüre, die losen,
„Ach, weißt du doch wie gerne
Ich dein Gefangner bin!
Von den Banden, die mich umkettet,
Hat mich dein Auge gerettet, –
O weh! – Wie flammt dein Auge!
Wie zuckt und wächst dein Leib!
Weh’ mir! Mich packt ein Grausen.
Wie deine Haare sausen! –
„Kennst du die alten Lieder?
Kennst du den Tanz am Strand?
Komm’ mit, mein schmachtender Knabe!
Sie rüsten dir festliche Gabe
Die Wasser kommen mit Rauschen.
Bleib’, treuer Bräutigam, bleib’!
Komm’ mit in mein bräutliches Bette
Zum Dank für die schimmernde Kette!
Aus der versinkenden Hütte,
Da stöhnt ersticktes Weh;
Die Wogen brausen zum Lande,
Blutflecken zu tilgen im Sande,
Und Wind und Wasser schweigen,
In den finsteren Tiefen ist Ruh’.
Die Seebraut sitzt am Strande,
Sie wascht die blut’gen Gewande