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Die Statue Friedrich’s des Großen in der Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: A. T.
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Titel: Die Statue Friedrich’s des Großen in der Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 573, 592
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[573]

Das Denkmal Friedrich’s des Großen von J. G. Schadow
in der Jubiläums-Kunstausstellung zu Berlin.
Originalzeichnung von R. Warthmüller.

[592] Die Statue Friedrich’s des Großen in der Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin. (Mit Illustration Seite 573.) Charakteristischer und packender konnte die kurze Spanne Zeit, auf welche die Jubilarin Berlins, die Kunstausstellung, in diesem Jahre zurückblickt, nicht dargestellt, schöner und trefflicher der Dank einem Könige, der als Pathe einst an ihrer Wiege stand, nicht ausgesprochen werden, als es in der Wanddekoration des Schlußsaales des großen Ausstellungspalastes von Meisterhänden mit ungewöhnlichem Geschick und Geschmack geschehen ist. Wenn die Huldigung in dem prächtigen ersten Saale, welcher an den festlichen Kuppelraum am Eingange grenzt, dem Wiederaufrichten des Deutschen Reiches und seinem Hause gilt, unter dessen glorreicher Regierung Kunst und Industrie einen ungeahnten Aufschwung nahmen, so feiert der Schlußsaal fast allein das Angedenken des Philosophen von Sanssouci, der, in Waffen- und Geisteskämpfen gleich groß als Held, einst den Grundstein zur Berliner Kunstakademie legte, und der, obwohl selbst in Kunst und Poesie dem deutschen Wesen scheinbar abgewandt, dennoch in seiner charaktervollen Gestalt, seinen unsterblichen Thaten und der Zeit, welcher er seinen Stempel aufdrückte, allen Künsten Stoff und neues Leben lieh und dadurch der Wiedererwecker deutscher Kunst geworden ist. Das haben die Künstler unserer Tage in edler Huldigung ausgesprochen.

An der Schlußwand der langen Flucht der buntschillernden Räume baut sich in einem sonnendurchflutheten, weiten Lichthofe, zwischen dessen Bosketts und Blumenteppichen Fontainen rauschen und Polstersitze zum Verweilen einladen, eine von einem architektonisch gegliederten Rundbogen umrahmte hohe Nische auf, durch deren malerisch geraffte Vorhänge, zwischen Blättergezweig, das Tusculum des königlichen Philosophen, Sanssouci, mit seinen mächtigen Freitreppen, Marmorbildern und Orangenkübeln herüber grüßt. Im Vordergrunde der Nische ragt aus Blattpflanzen mannigfacher Art die Büste des Kaisers Wilhelm und dahinter die von Schadow meisterlich entworfene Statue Friedrich’s des Großen empor, über dessen Haupte eine der Wand scheinbar entschwebende Göttin den Lorbeer krönend hält. Scharf und wahr tritt uns das Bild des genialen Herrschers entgegen. So sahen ihn seine Zeitgenossen, so lebt er noch heute in der dankbaren Erinnerung des preußischen Volkes. Dort oben auf der Terrasse seines Sanssouci saß er oft am Abend, einsam, stumm, das große Auge sinnend hinaus in die dämmernde Ferne gerichtet, das Schicksal seines Volkes wägend. Zurückgezogen von dem lauten Treiben dieser Welt, die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens durchmessend, war er sich selbst genug in dem Bewußtsein, als erster Bürger des Staates seine Pflicht voll und ganz gethan und kommenden Geschlechtern noch für Jahrhunderte ein bewundertes Vorbild gegeben zu haben. A. T.