Die Venusgrotte am Schinberg
(Das historische über die „Schneeburgen“ ist von dem Herausgeber dieser Sagen in „den Burgen u. s. w. Badens und der Pfalz“ Thl. II. S. 390. ff. behandelt.)
Die alte Schneeburg graut
Dem Schinberg gegenüber,
Einst hoch am Bühl gebaut,
Jetzt wachsen Bäume drüber.
Wo einst ein Ritter haus’te;
Zum Forste zog’s ihn hin,
Wie auch der Sturmwind braus’te.
Kaum tauchte er den Speer
So naht die Wolke schwer
Durchzuckt vom Strahl der Blitze.
Der Regen schwillt den Bach,
Die Jagdgenossen weichen;
Von dichtbelaubten Eichen.
Doch schlägt der Hagel bald
Herab auf Roß und Ritter,
Denn furchtbar überm Wald
Da zeigt in dunkelm Moos
Sich eine Felsenspalte,
Kaum sprengt er darauf los,
Als sie sich röthlich malte;
Erweitert sich zum Gange
Der Fels im Dämmerschein,
Erfüllt mit süßem Klange.
Und sieh! am Eingang winkt
Des Busens Schleier sinkt,
Er kann nicht widerstehen,
Und folgt! – O welches Zauberlicht
Durchströmt der Göttin Halle;
An blitzendem Kristalle.
Wo blau- und grüner Schein
Durchdringt die Wasserfälle,
Ach! dort entspringt im Hain
Sein Weib, so lieb und treu
Muß seinen Kuß vermissen;
Wie frevelhaft dies sei,
Ermahnt ihn das Gewissen.
Bei Priestern Trost zu finden;
Nicht darf von seiner Schuld
Die Kirche ihn entbinden.
Vielleicht im Vatikan
Er tritt die Reise an
Und wählt des Pilgers Zeichen.
Bald zeigt die ew’ge Stadt
Ihm Petrus Säulenpforte;
Und spricht die düstern Worte:
„Eh wird aus diesem Stab
Die Rose sprossend blühen,
Als dir die heil’ge Gab’,
Bestürzt kehrt er zurück.
Am Schinberg in dem Walde,.
Dort sucht sein starrer Blick
Im Moos die Felsenspalte,
Den Drang zum Tod im Herzen;
Drauf schließt sich das Gestein
Und endet seine Schmerzen.
Die Wittwe harrt so bang
Es schweigt der Waldgesang,
Und dürre Blätter fallen.
Als nun zum zweitenmal
Im Schnee die Berge leuchten,
Schon schwarze Sorgen bleichten;
Da kommt ein Bote spät
Den Einlaß zu begehren;
Die Burgfrau, im Gebet,
„Zu Rom im Vatikan
Geschehen Wunderzeichen:
Schon fing die Rose an,
Dem Stabe zu entsteigen.“
Vergeben, schwere Sünden;
Dies läßt des Papstes Huld
Auf Schneeburg mich verkünden.“
Sie sendet Boten ab,
Ein Wunder läßt zum Grab
Das rothe Flämmlein zünden.
Der Ritter sitzt zu Roß,
Die Hände noch gefaltet;
Noch ist sie nicht erkaltet.
Dort, wo die Schneeburg graut,
Dem Schinberg gegenüber,
Ward seine Gruft gebaut,