Güntersthal
Vor seinem alten Schlosse
Der Herr von Kyburg stand,
„O, daß mir wär ein Sprosse,
Wie reich wär all mein Land!“
Und traurig klang es wieder
Von steiler Felsenwand:
„O, daß mir wär ein Sprosse,
Wie reich wär all mein Land!“
An süßer Milde reich,
Blaß waren ihre Wangen,
Die Lippen Perlen gleich;
Den Ritter thut es grüßen,
Und flehte blaß und bleich:
„O stille mein Verlangen,
Mach du mich groß und reich!“
Der Vater sprach mit Schmerzen:
Gern sag ich dir von Herzen
Dein mild Verlangen zu.“
Er hob empor die Holde
Umblizt vom Lockengolde,
„Ach Vater, sprach die Schöne,
Mein Herz begehrt der Ruh!“
„Was soll mir Gold und Ehre,
Was all des Reichthums Glück!
Mein Herz sehnt sich zurück,
Hinein zum stillen Walde,
Zu Blumen auf der Halde,
Daß Rosen ich mir pflück,
Zu ew’gem Heil und Glück!“
Der Vater sprach gerühret:
„Mein Hoffen, das ist aus,
Der einst das Schwert geführet
Der sieht die stolzen Hallen
Verwaist in Schutt zerfallen,
Verweh’n im Sturmesbraus,
Kein Sprößling ist’s, der kühret,
„Dir still ich dein Verlangen,
Du herzig Töchterlein,
Ein Kloster soll dir prangen,
Drinn ruh’ einst mein Gebein.
Dort in den grünen Auen,
Drinn magst du Nonne sein,
Dir still ich dein Verlangen,
O, wär ein Sprößling mein!“
Tief in des Thales Grund,
Viel Blumen man erschauet
In Gärten seit der Stund’.
Man hörte Wundersänge,
Weit in des Waldes Rund,
Wenn Mondnacht hielt umgrauet
Des Thales tiefen Grund.
Da sah von seinem Schlosse
Da ging des Hauses Sprosse
Beim ersten Sonnenstrahl,
In Nonnenkleid und Schleier
Zur heil’gen Messe Feier,
Da sah der Herr vom Schlosse
Sein Kind zum Letztenmal.
Durch’s Thal hört man es läuten,
Das klang wie Harfenklang,
Die Nonnen durch den Gang;
Die Knappen sah man wallen
Mit Schweigen durch die Hallen,
Die Glocken klagten bang.
Mit Trauer im Klostergang.