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Güntersthal

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Textdaten
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Autor: Georg Kilian Halbmann
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Titel: Güntersthal
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau S. 57–59
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch Günthersthal
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[57]
34. Güntersthal.


Vor seinem alten Schlosse
Der Herr von Kyburg stand,
„O, daß mir wär ein Sprosse,
Wie reich wär all mein Land!“

5
Der Alte rief es nieder,

Und traurig klang es wieder
Von steiler Felsenwand:
„O, daß mir wär ein Sprosse,
Wie reich wär all mein Land!“

10
Ein Mägdlein kam gegangen

An süßer Milde reich,
Blaß waren ihre Wangen,
Die Lippen Perlen gleich;
Den Ritter thut es grüßen,

15
Es warf sich ihm zu Füßen

Und flehte blaß und bleich:
„O stille mein Verlangen,
Mach du mich groß und reich!“

Der Vater sprach mit Schmerzen:

20
„Mein Kind, was wünschest du,

Gern sag ich dir von Herzen
Dein mild Verlangen zu.“
Er hob empor die Holde
Umblizt vom Lockengolde,

25
Er weinte still dazu,

„Ach Vater, sprach die Schöne,
Mein Herz begehrt der Ruh!“

[58]

„Was soll mir Gold und Ehre,
Was all des Reichthums Glück!

30
Nach Anderm ich begehre.

Mein Herz sehnt sich zurück,
Hinein zum stillen Walde,
Zu Blumen auf der Halde,
Daß Rosen ich mir pflück,

35
Von Gottes heil’ger Lehre

Zu ew’gem Heil und Glück!“

Der Vater sprach gerühret:
„Mein Hoffen, das ist aus,
Der einst das Schwert geführet

40
In manchem kecken Strauß,

Der sieht die stolzen Hallen
Verwaist in Schutt zerfallen,
Verweh’n im Sturmesbraus,
Kein Sprößling ist’s, der kühret,

45
Die Ehre seinem Haus.“


„Dir still ich dein Verlangen,
Du herzig Töchterlein,
Ein Kloster soll dir prangen,
Drinn ruh’ einst mein Gebein.

50
Die Hallen will ich bauen

Dort in den grünen Auen,
Drinn magst du Nonne sein,
Dir still ich dein Verlangen,
O, wär ein Sprößling mein!“

55
Das Kloster wird gebauet

Tief in des Thales Grund,
Viel Blumen man erschauet
In Gärten seit der Stund’.

[59]

Man hörte Wundersänge,

60
Und schöner Frauen Klänge

Weit in des Waldes Rund,
Wenn Mondnacht hielt umgrauet
Des Thales tiefen Grund.

Da sah von seinem Schlosse

65
Herr Günter einst zu Thal,

Da ging des Hauses Sprosse
Beim ersten Sonnenstrahl,
In Nonnenkleid und Schleier
Zur heil’gen Messe Feier,

70
Schon klang der Festchoral.

Da sah der Herr vom Schlosse
Sein Kind zum Letztenmal.

Durch’s Thal hört man es läuten,
Das klang wie Harfenklang,

75
Man sah in Trauer schreiten

Die Nonnen durch den Gang;
Die Knappen sah man wallen
Mit Schweigen durch die Hallen,
Die Glocken klagten bang.

80
Herr Kyburg wird begraben

Mit Trauer im Klostergang.

(K. Halbm.)