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Die Zwingburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Die Zwingburg
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 108
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[108]

Die Zwingburg.

Gebrochen ist der alte Twing,
Ringsum ergrünt sein Mauerring,
Der Eppich schwankt im Fenster,
Versunken in der Erde Schooß

5
Tief unter das besonnte Moos

Sind Ritter und Gespenster.

Wo durch das tiefgewölbte Thor
Die zorn’ge Fehde schritt hervor
Und ließ die Hörner schmettern,

10
Da hat sich, durftig eingeengt,

Ein Zicklein ans Gesträuch gehängt
Und nascht von jungen Blättern.

Wo wild verträumt Frau Minne stund,
Zerrann auf blauem Himmelsgrund

15
Der kecke Bau des Erkers.

Wo tief der stumme Haß gegrollt,
Liegt weich, ins hohe Gras gerollt,
Ein feuchter Stein des Kerkers.

Und wo den Teich vom Hügelhang

20
Herab die trotz’ge Feste zwang

Ein finster Bild zu spiegeln,
Da rudert, von der Flut benetzt,
Der Burg zerstörtes Wappen jetzt:
Ein Schwan mit Silberflügeln.