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Die ehemaligen Fischstände auf dem Spittelmarkt in Berlin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: H. H.
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Titel: Die ehemaligen Fischstände auf dem Spittelmarkt in Berlin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 717, 723
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[717]

Die ehemaligen Fischstände auf dem Spittelmarkt in Berlin.
Nach einer Originalzeichnung von Hans Herrmann.

[723] Die ehemaligen Fischstände auf dem Spittelmarkt in Berlin. (Mit Illustration S. 717.) Ein gleiches Schicksal, wie den Blumenmarkt am Dönhofsplatz und andere Märkte, hat den Fischmarkt auf dem Spittelmarkt ereilt; auch dieser ist in die Markthallen gewandert.

Unser Bild zeigt uns die alte Zeit, wo auf dem Spittelmarkt, im Herzen der Stadt und in unmittelbarer Nähe des Dönhofsplatzes, ein überaus reges Treiben herrschte. An denselben Tagen, an denen der Wochenmarkt auf letzterem Platze abgehalten wurde, also Mittwoch und Sonnabend, wurden hier Fische von allen Gattungen und von der verschiedensten Größe, wie sie nur die nahe Spree beherbergt, aber auch Seefische und Krebse feilgcboten. In riesigen, mit Wasser angefüllten Kübeln und Fässern, hinter denen die behäbigen Fischverkäuferinnen in ihren großen, runden Hüten hockten, tummelten sich die unruhigen Thiere im bunten Durcheinander, und darüber war ein weites, leinenes Schutzdach gegen Sonne und Unwetter, meist in Form eines Riesenschirmes, ausgespannt. Auch todte Fische, auf Kasten und in Körben ausgebreitet, wurden gehandelt.

Wenn die Käuferinnen ihre Wahl getroffen, fuhr das unerbittliche Netz zwischen die ängstlich aufgescheuchten und aufplätschernden Thiere, bis der richtige, in dem Fänger zappelnd, herausgehoben und der Käuferin in ihr Handnetz hineingeschoben wurde.

Natürlich fehlte es hierbei auch an komischen Scenen nicht, namentlich, wenn die Straßenjugend auf einen dem Netz wieder entkommenen und in langen, schnellen Windungen über den Platz sich dahinringelnden Aal eine Hetzjagd anstellte.

Die drallen Fischfrauen sorgten aber auch während der Geschäftszeit für ihren eigenen leiblichen Bedarf, wie das auf unserem Bilde bei der im Vordergrunde Placirten ersichtlich. Während der Hitze mußte die „große Berliner Weiße“ die sonst unvermeidliche Kaffeekanne ersetzen; bisweilen fehlte auch die Schnapsflasche nicht.

Ursprünglich befand sich dieser Fischverkauf auf dem Köllnischen Fischmarkt an der Breiten-Straße, der davon auch den Namen hat. Seitdem aber der Verkehr in dortiger Gegend ein so bedeutender geworden, wurde der Markt nach dem Spittelmarkt verlegt.

Nun ist er auch dort verschwunden, und die Fischhändlerinnen sind, gleich den übrigen Markthökerinnen, „Damen der Halle“ geworden. zr|H. H.