Die vier ältesten kaiserlichen Prinzen bei ihren Lieblingen

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Autor: Paul Lindenberg
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Titel: Die vier ältesten kaiserlichen Prinzen bei ihren Lieblingen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 425, 428
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[425]

Die vier ältesten kaiserlichen Prinzen bei ihren Lieblingen.
Originalzeichnung von M. Plinzner.

[428] Die vier ältesten kaiserlichen Prinzen bei ihren Lieblingen. (Zu dem Bilde S. 425.) Ein langgezogenes, verwittertes Gebäude ist es, welches sich in unmittelbarer Nähe des majestätischen Königsschlosses in der Breitenstraße zu Berlin erhebt: seine Mauern tragen die Spuren des Alters sichtbar an sich und ihre architektonischen Verzierungen weisen auf zwei bis drei Jahrhunderte des Bestehens zurück. Das ist der königliche Marstall, der, wenn der kaiserliche Hof in Berlin residiert, etwa dreihundert der edelsten Reit- und Wagenpferde in den musterhaft eingerichteten Stallungen beherbergt. Neben letzteren birgt der Marstall noch eine geräumige Reitbahn, in welcher die vier ältesten kaiserlichen Prinzen, so lange sie in Berlin weilen, fast täglich zu bestimmten Stunden ihren Reitunterricht erhalten.

Dann entwickelt sich da ein frohmütiges Leben und Treiben! Früh schon haben die kaiserlichen Eltern ihren Söhnen die Liebe zur Tierwelt eingeflößt, und neben unserem edelsten vierfüßigen Hausfreunde, dem Pferde, sind es besonders die Hunde, denen die Prinzen ihr lebhaftestes Interesse zuwenden. Während die Pferde gesattelt werden, werden die Teckels, Terryers und Jagdhunde geliebkost und durch manchen Leckerbissen erfreut. Einen solchen Augenblick hat der Zeichner unseres Bildes festgehalten. Im Vordergrunde kniet der Kronprinz Wilhelm neben seinem Lieblingshund. Neben dem Pony und diesem den Kopf streichelnd steht Prinz Eitel-Friedrich, hinter diesem, eins der noch ganz jungen Hündchen emporhaltend, Prinz Adalbert. Mehr im Hintergrunde sitzt Prinz August zu Pferde. Nach dieser Pause aber geht’s in die Bahn, wo unter der sorgsamen Leitung des militärischeu Gouverneurs der ältesten Prinzen, Majors von Falkenhayn, der planmäßige Unterricht fortgesetzt wird. Der Kronprinz reitet gewöhnlich einen größeren Pony, „Maiblume“, er führt mit demselben nicht nur alle Gangarten aus, sondern tummelt ihn auch mit großer Sicherheit ohne Zügel und Bügel und macht mit ihm bereits dieselben Voltigierkünste, welche die Instruktion der Kavallerie vorschreibt. Auch die drei nächsten Prinzen wissen die Zügel ihrer Ponies schon sicher zu halten und sind bestrebt, es dem ältesten Bruder gleich zu thun.

Am letzten Geburtstage des Kronprinzen überraschten die Prinzen ihre Eltern mit einer mannigfach zusammengesetzten Vorstellung, wobei sie zeigten, wie sie ihre Pferdchen in der Gewalt hatten und wie gehorsam dieselben ihre Kommandos befolgten. Der Kronprinz ritt alle Gangarten der hohen Schule durch und nahm verschiedene Hindernisse, deren Bewältigung ihm das besondere Lob seines Vaters einbrachte. Nachher kamen auch die Hunde der Prinzen zur Geltung, sie waren gut dressiert, hörten auf jeden Befehl und sprangen in hohen Sätzen durch mit Seidenpapier überspannte Reifen. – Häufig sucht der Kaiser seine Söhne in der Reitbahn auf, dann gelegentlich selbst das Kommando übernehmend, wobei es öfter „scharf“ zugeht. Groß aber ist die Freude, wenn die Kaiserin erscheint und die vier Söhne ihrer Mama in frohsinnig jugendlichem stürmischen Drang ihre neugelernten Künste zeigen wollen – weithin durch den Marstall schallen dann Lust und Jubel und erwecken in den entlegensten Ecken ein heiteres Echo, wie es das alte schwerfällige Gebäude, in welchem meist eine gewisse Feierlichkeit herrscht seit langem nicht gewohnt gewesen. P. L–g.