Diskussion:Warhafftige Beschreibung Von einer grossen Paß-Geigen zu Preßlau in Schlesien
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Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Xarax
Weiß eigentlich jemand, was es mit dieser ergötzlichen Historie wirklich auf sich hat? Ist das völlig aus den Fingern gesogen, oder nur besonders hübsch übertrieben? (Wer das Heidelberger Faß gesehen hat, zweifelt ja nicht unbedingt an der Möglichkeit eines Breslauer Kontrabasses...) --AndreasPraefcke 18:16, 5. Feb. 2007 (CET)
- Hm. Sehen wir das erst mal als eine typische Amplificatio, die zu Fabulierlust führt und beim unbedarften Leser basses Erstaunen weckt? Immerhin ist so ein Instrument schon eine technische Unmöglichkeit; selbst in der verhältnismäßig "kleinen" Variante, die das Bild zeigt – da bräuchte man keine 28 Wochen, um die auf dem Pferd zu umrunden – ist so ein Trumm nicht herzustellen. Wahrscheinlich wollte der Autor für Resonanz sorgen (nicht im akustischen Sinne, wohlbemerkt), die Breslau interessant macht. Ein Motiv, diesen Text gerade über die Bassgeige zu verfassen, scheint mir nämlich die Aktualität. Um diese Zeit entwickelten sich die Streichinstrumente zu ihren modernen Formen; eine "Bassgeige" war eine Viola da gamba, die sich dann zu Violoncello und Kontrabass auseinander entwickelte (und erst viel später auch tatsächlich im Ensemble erschien). Gerade bei der Abbildung habe ich aber mehrere kleine Schwupper gefunden:
- Das Instrument hat noch keine abfallenden Schultern (d. h. der Ansatz des Griffbretts ist rund), das Griffbrett besitzt noch Bünde und ist insgesamt doch ziemlich kurz gemessen an den Proportionen.
- Dennoch sind auch moderne Elemente zu finden: die Bauform des Saitenhalters lässt bereits auf eine höhere Saitenspannung schließen, die Löcher haben schon ƒ-Form, während der Text noch von einem Sternloch (Rosette?) spricht.
- Das mutet alles danach an, als ob hier zwei Verfasser am Werk waren: einer, der die Geschichte erfand bzw. aufgriff und in Breslau verortete, und einer, der nach Vorbildern wie Virdung oder Agricola ein Fantasieinstrument entwarf (und nicht eben viel Kenntnisse im Instrumentalbau besessen haben muss).
- Ob es auf Grund der riesigen Dimensionen etwas mit "den Himmel für eine Bassgeige ansehen" zu tun hat (niederländisches Pendant "Hij ziet den hemel voor een doedelzak aan"), entzieht sich meiner Kenntnis; ich müsste bei Gelegenheit mal in Wanders Sprichwörterlexikon nachschlagen. Ganz sicher ist dies im Zusammenhang mit der Redensart "Lügen wie die breslauer Bassgeige" für eine besonders dreiste Übertreibung zu sehen. Wobei man das aber den Bambergern, Bremern, Nürnbergern und Strassburgern auch nachsagen kann, die waren wohl nicht besser und haben jeweils ihre eigene Sprichwort-Variante abgekriegt ;-) --DasBee 15:55, 29. Jul. 2007 (CEST)
- Hallo DasBee, sehr interessante Gedanken. Deshalb meine Bitte: Kannst du die Erläuterungen auch in Form einer kleinen Einleitung zum Text ergänzen, also sozusagen auf der Vorderseite. Ich denke mir, dass sowas auch für einen Leser von Interesse wäre. Und in WS darf man auch gern fundierte Theorien und Thesen zu den Texten loswerden. Gruß --Finanzer 21:37, 29. Jul. 2007 (CEST)
- siehe dazu auch Die deutschen Lügendichtungen bis auf Münchhausen S. 68 (72) und 135 (139) --Xarax (Diskussion) 22:14, 29. Jul. 2007 (CEST)