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Doctor Brants Narrenschiff/Vom Verfall des Glaubens

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« Von ausländischen Narren Sebastian Brant
Doctor Brants Narrenschiff
Den falben Hengst streichen »
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[133r]

Ich bitt üch herren groß / vnd kleyn
Bedencken den nutz der gemeyn
Lont mir myn narren kapp alleyn




von abgang des glouben.


Wann ich gedenck sümnyß / vnd schand
So man yetz spuert / jn allem land
Von fürsten / herren / landen / stett
Wer wunder nit / ob ich schon hett

[133v]

5
Myn ougen gantz der zaeheren voll

Das man so schmaechlich sehen soll
Den krysten glouben nemen ab
Verzich man mir / ob ich schon hab
Die fürsten ouch gesetzet har

10
Wir nemen (leyder) groeblich war

Des krysten glouben not vnd klag
Der myndert sich von tag zuo tag /
Zuom ersten hant die kaetzer hert
Den halb zerryssen / vnd zerstoert

15
Dar noch der schaentlich Machamet

Inn mer / vnd mer verwuestet het
Vnd den mit sym jrsal geschaent
Der vor was groß jnn Orient
Vnd was gloeubig alles Asia

20
Der Moeren landt / vnd Affrica

Jetz hant dar jnn / wir gantz nüt me
Es moecht eym hertten steyn thuon we
Was wir alleyn verlorent hant
In kleyn Asien / vnd Kriechen landt

25
Das man die groß Türcky yetz nennt

Das ist dem glouben abgetrennt
Do sint die syben kirchen gsyn
Do hat Johannes gschriben hyn
Do ist eyn so guot landt verloren

30
Das es all welt moecht han verschworn

On das man jn Europa sytt
Verloren hat jn kurtzer zyt
Zwey keyserthuom / vil künig rich
Vil mechtig land / vnd stett des glich

[134r]

35
Constantinoepel / Trapezunt

Die land sint aller welt wol kunt
Achayam / Etholyam
Boeciam / Thessaliam
Thraciam / Macedoniam

40
Atticam / vnd beyd Mysiam

Ouch Tribulos / vnd Scordiscos
Bastarnas / sambt vnd Thauricos
Euboiam genennt Nygrapont
Ouch Peram / Capham / vnd Idrunt

45
On ander schaden vnd verlust

Die wir erlitten haben sunst
In Morea / Dalmacia
Styer / Kernten / vnd Croacia
In Hungren / vnd der Wyndschen marck

50
Jetz sint die Türcken also starck

Das sie nit hant das mer alleyn
Sunder die Tuonow ist jr gemeyn
Vnd duont eyn jnnbruch / wan sie went
Vil bystum / kyrchen sint gschent

55
Jetz grifft er an Apuliam

Dar noch gar bald Siciliam
Italia die stoßt dar an
So würt es dann an Rom ouch gan
An Lombardy / vnd welsche land

60
Den vyndt den hant wir an der handt

Vnd wend doch schloffend / sterben all
Der wolff ist worlich jn dem stall
Vnd roubt der heylgen kyrchen schoff
Die wile der hirt lyt jnn dem schloff

[134v]

65
Die Roemsche kirch vier schwestern hat

Do man hielt patriarchen stadt
Constantinopel / Alexandria
Jherusalem / Antiochia
Die sint yetz komen gantz dar von

70
Es würt bald an das houbt ouch gon /

Das ist als vnser sünden schuldt
Keyns mit dem andern hatt gedult
Oder mittliden syner schwaer
Jeder wolt / das er groesser waer /

75
Vnd gschicht vnß / als den ochsen gschach

Do eyner dem andern zuo sach
Biß das der wolff sie all zerreyß
Erst ging dem letsten vß der schweyß /
Jeder der grifft yetz mit der hant

80
Ob noch kalt sy syn mur / vnd want

Vnd gedenckt das er nit vor lesch vß
Das für / ee es jm kum zuo huß
So kumbt jm dann rüw / vnd leytt /
Zwytracht / vnd vngehorsamleyt

85
Den krysten gloub zerstoeren duot

On not vergüßt man krysten bluot
Nyeman gedenckt / wie nach es jm sy /
Vnd went doch alweg bliben fry
Biß jm vnglück kumbt für syn thuer

90
So stoßt er dann den kopff har für /

Die porten Europe offen syndt
Zuo allen sitten ist der wyndt
Der nit schloffen noch ruowen duot
In dürst alleyn / noch krysten bluot

[135r]

95
O Rom / do du hatst künig vor

Do waßt du eygen / lange jor /
Dar noch jnn fryheit wardst gefuert
Als dich eyn gmeyner rott regiertt
Aber do man noch hochfart stalt

100
Noch richtuom / vnd noch grossem gwalt

Vnd burger wider burger vacht
Des gmeyn nutzes nyeman acht
Do wart der gewalt zuom teyl zer gon
Zuo letzst / eym keyser vnderthon

105
Vnd vnder solchem gwalt / vnd schyn

Bist fünffzehen hundert jor gesyn
Vnd staets genomen ab / vnd von
Glich wie sich myndern duot der mon
So er schwyndt / vnd jm schyn gebrist

110
Das yetz gar wenig an dir ist

Well gott / das du ouch groessest dich
Do mitt du sygst dem mon gantz glich /
Den dunckt nit / das er ettwas hab
Wer nit dem roemschen rich bricht ab

115
Zuom erst die Saracenen hant

Das heilig vnd gelopte landt
Dar noch die Turcken handt so vil
Das als zuo zalen / naem vil wil /
Vil stett sich brocht hant jnn gewer

120
Vnd achten yetz keyns keysers mer

Eyn yeder fürst / der ganß bricht ab
Das er dar von eyn faeder hab /
Dar vmb ist es nit wunder groß
Ob joch das rich sy blutt vnd bloß

[135v]

125
Man byndt eym yeden vor das jn

Das er nit vordern soll das syn
Vnd lossen yedem jn sym stadt /
Wie ers byß har gebruchet hadt
Durch gott / jr fürsten sehen an

130
Was schad / zuo letst dar vß werd gan /

Wann joch hyn vnderkem das rich
Ir bliben ouch nit ewiglich /
Eyn yedes ding me sterckung hatt
Wann es bynander gsamlet statt

135
Dann so es ist zerteylt von eyn /

Eynhellikeyt jn der gemeyn
Vffwachsen die bald all dyng macht
Aber durch mißhell / vnd zwitracht
Werden ouch grosse ding zerstoert /

140
Der tützschen lob was hochgeert

Vnd hat erworben durch solch ruom /
Das man jnn gaeb das keyserthuom /
Aber die tütschen flissen sich
Wie sie vernychten selbst jr rich

145
Do mit die stuodt zerstoerung hab

Bissen die pferd jr schwentz selb ab
Worlich yetz vff den fuessen ist
Der Cerastes / vnd Basylist /
Mancher der würt vergyfften sich

150
Der gyfft dar schmeycht dem Roemschen rich

Aber jr herren / künig / land /
Nit wellen gestatten solch schand
Wellent dem Roemschen rich zuo stan
So mag das schiff noch vffrecht gan

[136r]

155
Ir haben zwor eyn künig milt

Der üch wol fuert / mit ritters schylt
Der zwuengen tueg all land gemeyn
Wann jr jm helffen wendt alleyn
Der edel fürst Maximilian

160
Wol würdig ist der Roemschen kron

Dem kumbt on zwifel jn syn handt
Die heilig erd / vnd das globte landt
Vnd würt syn anfang thuon all tag
Wann er alleyn üch trüwen mag /

165
Werffen von üch solch schmoch / vnd spott

Dann kleynes heres / waltet gott /
Wie wol / wir vil verlorn handt
Sindt doch noch so vil krysten landt
Frumm künig / fürsten / adel gemeyn /

170
Das sie die gantze welt alleyn

Gewynnen vnd vmb bringen baldt
Wann man alleyn sich zamen halt
Trüw / fryd / vnd lieb sich bruchen duot
Ich hoff zuo gott / es werd als guot /

175
Ir syndt regierer doch der land

Wachen / vnd duont von üch all schand
Das man vch nit dem schiffman glich
Der vff dem mer flißt schloffens sich
So er das vngewitter sicht /

180
Oder eym hund der boellet nicht /

Oder eym waechter der nit wacht
Vnd vff syn huott hatt gantz keyn acht
Stont vff / vnd wachen von dem troum
Worlich / die axt stat an dem boum

[136v]

185
Ach gott gib vnsern hoeptern jn

Das sie suochen die ere dyn
Vnd nit yeder syn nutz alleyn
So hab ich aller sorgen keyn
Du gebst vnß sigk jn kurtzen tagen

190
Des wir dir ewig lob thuon sagen

Ich mane all staedt der gantzen welt
Was würde / vnd tyttel die sint gezoelt
Das sie nit duont / als die schüfflüt
Die vneinß sint / vnd hant eyn stritt

195
Wann sie sint mitten vff dem mer

Inn wynd / vnd vngewytter ser
Vnd ee sie werdent eyns der fuor
So nymbt die Galee eyn gruntruor /
Wer oren hab / der merck vnd hoer

200
Das schifflin schwancket vff dem moer

Wann Christus yetz nit selber wacht
Es ist bald worden vmb vnß nacht
Dar vmb jr die noch üwerem stadt
Dar zuo gott vsserwelet hatt

205
Das jr soent vornan an den spytz

Nit lont / das es an üch ersytz
Duont was üch zymbt noch üwerm grad
Do mit nit groesser werd der schad
Vnd gantz abnaem die Sunn / vnd mon

210
Das houbt / vnd glyder vnder gon /

Es loeßt sich eben sorglich an
Leb ich / ich man noch manchen dran
Vnd wer nit an min wort gedenck
Die narren kappen ich jm schenck