Dom Karlos – Teil 1
Die Ursache, warum das Publikum die Tragödie Dom Karlos in Bruchstücken voraus empfängt, ist keine andre, als der Wunsch des Verfassers, Wahrheit darüber zu hören, eh er sie wirklich vollendet. Bei dem anhaltenden starren Hinsehn auf die nämliche Fläche kann es nicht anders kommen, als daß die Augen, auch des schärfsten Beobachters, anfangen trübe zu werden, und die Objekte verwirrt durcheinander zu schwimmen. Wenn der Dichter nicht Gefahr laufen will, sich in seinen eigenen Irrgängen zu verwickeln, und über der ängstlichen Farbenmischung des Details die Perspektive des Ganzen zu verlieren, so ist es nöthig, daß er zuweilen aus seinen Illusionen heraustrete, daß seine Phantasie von ihrem Gegenstand erkalte, und fremde Empfindung seine eigne zurechtweise. Mit den Lieblingswerken unsers Geistes ergeht es uns beinahe wie mit unsern Mädchen – endlich werden wir blind für ihre Flecken, und stumpf durch Genuß. Dort wie hier sind kurze Entfernungen, kleine Spannungen oft heilsam, die erlöschende Glut des Affekts wieder anzublasen.
[96] Die Flamme der Begeisterung ist keine ewige Flamme. Oft ist es nöthig, daß sie von aussenher borge, und sich durch sympathetische Reibung erneure. Wie schäzbar sind einem Dichter hier geschmackvolle fühlende Freunde, die über seine Schöpfungen wachen, und das neugebohrene Kind seines Genius mit liebevoller Sorgsamkeit warten und pflegen!
Dieser Dienst ist es, den ich bei Vorlegung dieser Fragmente von dem Publikum mir erbitten wollte. Jeder Leser und jede Leserin, welche Wohlwollen genug den für Herausgeber in ihrem Busen fühlen, um für die klassische Vollkommenheit seines Werks bekümmert zu seyn – euch aber insbesondere, Schriftsteller meines Vaterlands, deren Namen der Ruhm bereits schon unter den Sternen aufstellte, die ihr jezt keine schönere Beschäftigung mehr übrig findet, als eurem Schüler und Freund noch die Hand zu reichen, und ihn zu eurer Gemeinschaft empor zu ziehn – euch alle fodre ich auf, diesen Versuch eurer Aufmerksamkeit werth zu achten, und mir den Ausspruch eures Gefühls mit der strengsten Offenherzigkeit mitzutheilen. Ich erschrecke vor eurem Tadel nicht. Das Urtheil der Welt über diese Fragmente – es falle aus, wie es wolle – wird mich nie in Verlegenheit sezen, denn es ist meine lezte Instanz nicht. Ich nehme es für nichts anders, als den belehrenden Wink meines kritischen Freundes, den ich zu Reinigung meiner Arbeit benuzen kann – aber die Nachwelt ist meine Richterin. Was ich bei meinen [97] Zeitgenossen verderbe, steht noch immer in meiner Macht wieder gut zu machen, die Fehler des Jünglings rechnet man ja dem Mann nicht mehr an – aber die Nachwelt verdammt ohne Beklagten, ohne Sachwalter, ohne Zeugen. Das Werk lebt, und sein Schöpfer ist nicht mehr. Die Frist zur Verantwortung ist vorbei; was einmal verloren ist, läßt sich nicht mehr hereinbringen. Von diesem Gerichtshof läßt sich an keinen dritten mehr appellieren. Wie willkommen soll mir also die Zurechtweisung seyn, welche mir über die Gebrechen meiner Dichtung die Augen öfnet, und mir vielleicht dazu dienen kann, sie desto fleckenfreier der strengeren Zukunft zu übergeben – Findet der Kenner schon diese erste Anlage krank, vermißt er hier schon die Gesundheit, die lebendige Kraft, die ihr Dauer versicherte, so wandre die ganze Skize zum Feuer.
Die Geschichte des unglücklichen Dom Karlos und seiner Stiefmutter der Königin, ist von den interessantesten, die ich kenne, aber ich zweifle sehr, ob sie so rührend als erschütternd ist. Rührung, glaube ich, ist hier ganz nur Verdienst des Dichters, der unter den vielerlei Arten der Behandlung gerade diejenige zu wählen weiß, welche die widrige Härte des Stoffs zu weicher Delikatesse herabstimmt und mildert. Eine Leidenschaft, wie die Liebe des Prinzen, deren leiseste Aeuserung Verbrechen ist, die mit einem unwiederruflichen Religionsgesez streitet, und sich ohne Aufhören an der Gränzmauer der Natur [98] zerschlägt, kann mich schaudern, aber schwerlich weinen machen. Eine Fürstin wiederum, deren Herz, deren ganze weibliche Glückseligkeit einer traurigen Staatsmaxime hingeschlachtet worden, die durch die Leidenschaft des Sohns und des Vaters gleich unmenschlich gemishandelt wird, kann mir wohl Murren gegen Vorsicht und Schicksal, Zähneknirschen gegen weltliche Konvenzionen abnöthigen, aber wird sie mir auch wohl Tränen ablocken? – Wenn dieses Trauerspiel schmelzen soll, so muß es – wie mich däucht – durch die Situation und den Karakter König Philipps geschehen. Auf der Wendung, die man diesem gibt, ruht vielleicht das ganze Gewicht der Tragödie. Mein Plan ist auf gleiche Art vereitelt, wenn ich bei Philipps Darstellung den französischen Skribenten folge, als wenn ich bei Karlos Schilderung den Ferreras zum Grund legte. Man erwartet – ich weiß nicht welches? Ungeheuer, so bald von Philipp dem Zweiten die Rede ist – mein Stück fällt zusammen, sobald man ein solches darinn findet, und doch hoffe ich der Geschichte – das heißt der Kette von Begebenheiten – getreu zu bleiben. Es mag zwar ein gothisches Ansehen haben, wenn sich in den Gemählden Philipps und seines Sohns zwei höchst verschiedne Jahrhunderte anstoßen, aber mir lag daran, den Menschen zu rechtfertigen, und konnt’ ich das wohl anders und besser als durch den herrschenden Genius seiner Zeiten?
[99] Der ganze Gang der Intrigue wird, wie ich mir einbilde, schon in diesem ersten Aufzug verrathen seyn. Wenigstens war das meine Absicht, und ich halte es für das erste Requisit der Tragödie. Beide Hauptkaraktere laufen hier schon mit derjenigen Kraft, und nach derjenigen Richtung aus, welche den Leser errathen läßt, wo und wann und wie heftig sie in der Folge widereinander schlagen.
Ein vollkommenes Drama soll, wie uns Wieland sagt, in Versen geschrieben seyn, oder es ist kein vollkommenes, und kann für die Ehre der Nation gegen das Ausland nicht konkurrieren. – Nicht als ob ich auf das leztere Anspruch machte, sondern weil ich die Wahrheit jenes Ausspruchs überzeugend erkannte, habe ich diesen Karlos in Jamben entworfen. Aber in reimfreien Jamben – denn ich unterschreibe Wielands zweite Foderung, daß der Reim zum Wesen des guten Dramas gehore, so wenig, daß ich ihn vielmehr für einen unnatürlichen Luxus des französischen Trauerspiels, für einen trostlosen Behelf jener Sprache, für einen armseligen Stellvertreter des wahren Wohlklangs erkläre – in der Epopee versteht sichs, und in der Tragödie. So bald uns die Franzosen ein Meisterstück dieser Gattung in reimfreien Versen zeigen, so geben wir ihnen ein ähnliches in gereimten.
Der Leser wird sich selbst und dem Dichter nüzen, wenn er vor Lesung dieser Fragmente die Geschichte des Dom Karlos, Prinzen von Spanien, [100] vom Abbe S. Real, welche kürzlich zu Eisenach in der Uebersezung erschienen ist, nur flüchtig durchblättern will. Ich unterbreche zuweilen den Dialog durch Erzählung, weil es geschehen kann, daß das ganze Stück nach und nach in solchen Fragmenten erscheint, und ich ohne diese Vorsicht also leicht der Indiskretion und Gewinnsucht eines Buchhändlers oder Schauspieldirektors anheim fallen könnte, die meinen Karlos zusammen druckten, oder vor der Zeit auf ihr Theaterschaffot schleppten.
Philipp der Zweite, König von Spanien. | ||
Königin Elisabeth, Prinzeßin von Frankreich, seine Gemahlin. | ||
Dom Karlos, der Kronprinz. | ||
Herzog von Alba, | Grandes von Spanien. | |
Graf von Lerma, | ||
Pater Domingo, Beichtvater des Königs, gewesener Inquisitor. | ||
Dom Rodrigo, Marquis von Posa, Kammerjunker des Prinzen. | ||
Fürstin von Eboli, | Damen der Königin. | |
Marquisin von Mondekar, | ||
Mehrere Damen und Grandes. |
Ein angenehmer Prospekt von Orangenalleen, Boskagen, Statuen, Urnen, und springenden Wassern. Die Beleuchtung wird so eingerichtet, daß die vordere Bühne dunkel bleibt, die hintere aber munter und hell ist.
Karlos kommt langsam und in Gedanken versenkt aus dunkeln Boskagen, seine zerstörte Gestalt verräth den Kampf seiner Seele; einigemal steht er schüchtern still, als wenn er auf etwas horchte. Der Zufall führt ihn vor die Statue der Biblis und des Kannus, er bleibt nachdenkend davor stehen – indem hört man hinter der Szene eine ländliche Musik von Flöten und Hoboen, die sich allmählig in der Entfernung verliert. Der Prinz verläßt die Statue in großer Bewegung, man sieht Traurigkeit und Wut in seinen Gebärden abwechseln, er rennt heftig auf und nieder, und fällt zulezt matt auf ein Kanapee. Unterdessen zeigt sich im Hintergrund der Pater Domingo, und bleibt eine Zeitlang stehen ihn zu beobachten. Endlich nähert er sich, auf das Geräusch ermuntert sich Karlos, und fährt unwillig auf.
Karlos.
Der Erzspion verfolgt mich überall
wie die Gerichte Gottes – – Was verlangt ihr?
Wen sucht ihr hier? – Dorthin, soviel ich weiß,
hat sich der König mit dem Hof gezogen.
Domingo.
Der König, Prinz, und alle Grandes stehn
versammelt im Zitronenwald. Die Freude
herrscht allgemein, sie zu vollenden fehlt
nur Karlos noch.
Karlos.
Sie plözlich zu vergiften?
Ist König Philipp seiner guten Laune
schon satt, daß er die Nattern seines Sohns
zu Gaste ruft?
Domingo.
Mir unbegreiflich, Prinz.
Der schönste Frülingstag – die muntern Gärten –
und rings herum die blumenvolle Flur –
Der Himmel selbst wetteifert mit der Gegend,
die Kunst mit der Natur – sie aufzuheitern.
Gleich einem Paradies lacht weit und breit
das prächtige Aranjuez, und doch
in ihrem Aug nicht eine Spur der Freude?
Karlos.
In diesem lachenden Aranjuez
sieht Karlos nichts – als seine finstre Seele.
Domingo.
Doch eben dieser räzelhafte Gram,
den wir schon lang in ihren Blicken lesen,
der Schrecken ihres Reichs, und das Geheimniß
des ganzen Hofs, hat manche Thräne schon
dem König ihrem Vater ausgepreßt.
Karlos.
Fließt mir deßwegen eine einz’ge minder?
heilt dieses Herz vielleicht, wenn seines blutet?
Nur Thränen hat er für den einz’gen Sohn? –
die giebt auch wohl ein Bettler seinem Kinde.
Er presse doch nur einen Tropfen Mohn
aus seines Perus unerschöpften Schachten,
den Schmerz in diesem Busen einzuschläfern; –
er biete doch den pralenden Tribut,
den ihm sein furchtbarer Vasall, das Meer,
aus beiden Indien herüberfrohnt,
ob er vielleicht den Henker seines Karls
damit bestechen kann? – Seht rings herum –
Diß Paradies rief euer großer König
in eine fürchterliche Wildniß her –
er rufe doch – sein Karlos läßt ihn bitten –
ein Lächeln auf mein Angesicht.
Domingo.
Er wirds.
Nur brechen sie diß grauenvolle Schweigen,
nur öfnen sie ihr Herz dem Vaterherzen.
Was Karl dem Philipp anvertraut, wird ja
der König ihm gewähren.
Karlos.
Wird er das? –
Weh mir, und wenn er wollte – kann er das?
und wenn ich mit des Todes leztem Lechzen
es foderte? wenn der erhörte Wunsch
den schon entwichnen Geist aus der Behausung
des Grabs zurücke hohlte? – Nimmermehr.
Domingo.
Ich zittre Prinz – Was sagt mir dieses Räzel?
Karlos.
Bin ich nicht eines großen Königs Sohn?
Mit halben Welten theil ich meinen Vater,
und dennoch soll an einem einz’gen Wunsch
der große Königssohn zu Tode schmachten?
O welch ein Wunsch – – und doch – ich will ja wenig –
will ja nicht mehr, als ich mit so viel Armen
umreichen kann – –
Domingo.
Wie! Wär es möglich Prinz?
Wär noch ein Wunsch zurücke, den der Himmel
dem liebsten seiner Söhne weigerte? –
Ich stand dabei, als in Toledos Mauren
der stolze Karl die Huldigung empfieng,
als graue Fürsten zu dem Handkuß wankten,
und jezt in einem – einem Niederfall
Sechs Königreiche ihm zu Füßen lagen.
Ich stand, und sah das junge stolze Blut
in seine Wangen steigen, seinen Busen
von fürstlichen Entschlüssen wallen, sah
sein trunknes Aug durch die Versammlung fliegen,
in Wollust brechen – Prinz – und dieses Aug
sprach laut: Ich bin gesättigt!
Karlos.
(nach einem tiefen Nachdenken)
Jener Stunde
vergeß ich nie – mit jener Stunde fieng
Mein Leben an – sie floh – es war vollendet.
Domingo.
Vollendet Prinz? – ein mattes Vorgefühl
der königlichen Zukunft – –
Karlos.
Es ist aus.
Wenn schon das Kind von Diademen träumte,
was kann der Jüngling wünschen?
Domingo.
(der ihn laurend ansieht)
sie zu tragen?
Karlos.
Verwegner Mensch – Ihr sprecht mit Philipps Sohn,
nichts mehr davon – mir schauert vor dem Morgen,
der hinter meines Vaters Sarge nur
mir scheinen kann
Domingo.
Und dennoch edler Prinz.
Wenn Karlos ohne Hoffnung wünscht, was sonst
was sonst als eine Krone kann er wünschen?
Groß ist die Welt – der Arm der Könige
reicht weit –
Karlos.
Hier bricht er.
Domingo.
Auch der Arm der Kirche?
O reden sie – Die Ruhe seines Sohns
kann Philipp nicht zu theuer kaufen.
Karlos.
Nicht?
Auch dann nicht, wenn mein rasender Gelust
geradenwegs nach seinem Herzen zielte?
Auch dann nicht, wenn den frevelhaften Durst
nur das abscheulichste Verbrechen löschte,
worüber die besudelte Natur
erschrocken beben, und in Fieberschauern
sich werfen würde.
Domingo.
Das ist schrecklich Prinz.
Karlos.
Jezt wißt ihr alles – Geht, und denkt auch nie
darüber nach – Hier endet Philipps Größe,
kann sein Befehl die Sterne rückwärts drehn,
und machen, daß sich Nord und Süd umarmen? –
Ein ewiges, ein schreckliches Gesez
mit Blut in unsre Brust geäzt – die starre
unwandelbare Regel der Natur
steht gegen mich, ein aufgethürmter Pfeiler,
und keine Macht auf Erden reißt ihn um.
Domingo.
Ich steh erstaunt – Was für ein Ungeheuer
liegt hier im Hinterhalt, wenn selbst die Hoffnung
so vieler Throne keinen Reiz mehr hat?
Karlos.
Vergebens grübelt ihr ihm nach. Ihr müßtet,
Monarch wie ich, in Mutterleib gekrönt,
ihr müßtet in dem Himmelstrich des Thrones
erzogen worden seyn, und an den Brüsten
des Glücks gelegen haben, wenn ihrs faßtet
was einen Fürsten foltert.
Domingo.
Wunderbar –
Noch wunderbarer – – – daß auch ihre Mutter,
die Königin, daßelbe spricht – –
Karlos.
(heftig auffahrend)
Was? Mutter? –
Das Wort auf deiner Zunge sei verflucht,
verflucht der Name aus der Schöpfung.
Domingo.
Prinz?
Karlos.
(in großer Aufwallung herumgehend)
Sie meine Mutter? – Geh Unglücklicher,
an eine Mauer hast du mich geschleudert –
Sie meine Mutter – Mutter sagtest du?
O Himmel gib, daß ich es dem vergesse,
der sie zu meiner Mutter machte.
Domingo.
Prinz,
es sind die heiligste von allen Banden
die sie hier lästern.
Karlos.
Ketten wollt ihr sagen,
Furchtbarer, merkts euch, raßeln sie im Abgrund
der Hölle nicht – Galeeren lassen los –
das Grab gibt frei – die Ketten der Verdammniß
zerbrechen endlich – diese Bande nicht.
Die Zärtlichkeit von allen Müttern, die
gewesen sind, und die noch kommen werden,
macht ewig nimmer wieder gut, was mir
die einzige verdorben hat.
Domingo.
Was hör ich?
Täuscht mich mein Ohr? hat mich ein Traum betrogen?
Ganz Spanien liebt seine Königin
bis zur Anbetung – Prinz – und Sie allein,
Sie sollten sie mit solchem Haß verfolgen?
Karlos.
(hat sich gesammelt, und wird betroffen)
Domingo.
Unmöglich, Prinz – so plözlich werden sie
die Stimme Spaniens nicht Lügen strafen,
so unnatürlich kann der feurige,
für jede Schönheit so begeisterte
so offne Jüngling nimmermehr entarten.
Was Prinz? – Das schönste Weib auf dieser Welt,
beim ersten Blick Monarchin ohne Thron,
kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen,
und eines Greisen Frau – von der Natur
zur Zärtlichkeit, zur Wollust ausgestattet –
an eines freudenlosen Ehestands
tirannische Galeere angeschlossen –
Französin von Geburt – und Königin –
und ehmals ihre laut erklärte Braut?
Unmöglich, Prinz! Unglaublich! Nimmermehr!
Wo ohne Hofnung Greiß und Jüngling lodern,
friert Karlos nicht mit allen Hofnungen.
Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen,
so seltsam widerspricht sich Karlos nicht.
Nein Prinz – ich schwörs in ihrer Mutter Seele –
das wunderbare Räzel ihres Grams,
die Königin – ich wette – kann es lösen.
Verwahren sie sich Prinz, daß sie es nie,
wie sehr sie ihrem Sohn mißfällt, erfahre,
die Zeitung würde schrecklich seyn.
Karlos.
(welcher diese ganze Rede durch, die Augen tückisch auf ihn geheftet hat)
Meint ihr?
Domingo.
Und äußerst unerwartet – Warlich Prinz
auf ihre Rechnung flüstert sich schon längst
von Ohr zu Ohr die lustigste Geschichte.
Wenn sie noch auf das leztere Turnier
zu Saragoßa sich besinnen mögen,
wo unsern König eine Lanze streifte –
Die Königin mit ihren Damen saß
auf des Pallastes oberster Altane,
und sah dem Kampfe zu. Auf einmal riefs:
„Der König blutet!“ – Man rennt durcheinander,
ein unvernehmlich Murmeln dringt zum Ohr
der Königin: „Der Prinz?“ ruft sie, und will
und will sich von der höchsten Gallerie
herunterwerfen „Nein! Der König selbst“
gibt man zur Antwort „So laßt Aerzte holen“
erwiedert sie, indem sie Athem schöpfte.
Karlos.
(nach einigem lebhaften Auf und Niedergehen, mit erkünstelter Gleichgültigkeit)
Ihr sagt mir Wunderdinge, Freund.
Domingo.
Doch wohl
nichts überraschendes?
(indem er sich dem Prinzen vertraulich nähert)
Wie glücklich, Prinz,
dörft ich dafür in ihrer Seele lesen?
Karlos.
Ihr sollts, hochwürd’ger Vater – eurem Amte
verschweigt man nichts – ihr klebt ja eure Tugend
auf euren Rock – Umsonst führt ihr doch wohl
den Schlüssel nicht zu Jedermanns Gewissen,
umsonst, denk ich, hat König Philipp euch
das Rechnungswesen über alle Sünden
der Prinzen vom Geblüt nicht übertragen.
Domingo.
Es gibt auch Lieblingswünsche, Prinz, wobei
man das Gewissen nicht zum Richter nimmt.
Karlos.
Dergleichen Wünsche gibt es allerdings,
doch das sind Heimlichkeiten, die das Plaudern
durchaus nicht leiden können.
Domingo.
Plaudern, Prinz,
ist meines Amtes strafbarste Verlezung.
Karlos.
Ich weiß, hochwürd’ger Vater, weiß ja wohl
wie treulich ihr der Welt verschweigt, was euch
Gott im Vertrauen sagen mag.
Domingo.
Auch, was
mir meine anvertrauten Lämmer beichten.
Karlos.
(nachdem er sich eine Zeitlang bedacht hat)
Nur noch ein Wörtchen – eh mein ganzes Herz
sich euch auf Treu und Glauben überliefert –
Mistrauen, Herr, vergibt man Philipps Blut,
und keinen Freund entlaß ich ohne Probe.
Domingo.
Ich fürchte keine, Prinz.
Karlos.
Nur Kleinigkeit.
Ihr lacht vielleicht – doch sie beweißt für eure
Verschwiegenheit mir alles. Hört mich an.
Domingo.
Mit Ungeduld.
Karlos.
Tief drinn in der Sierra
Morena zeigt man einen Brunnen euch,
der jezt vertrocknet ist, wohin ein alter
kastilianscher König seine Schäze
geflüchtet hat, als über Spanien
die Furcht der Mauren kam. – Tief unten ligt
ein großer schwarzer Quaderstein, worunter,
der Sage nach, drei Nächte vor dem Fest
der Auferstehung, sich der dumpfe Klang
des Goldes hören lassen soll, das jezt
gehoben werden kann. Wer reines Herzens
in diesen Brunnen sich hinunter läßt,
rückt, wie ein Sandkorn, diesen Felsen weg;
doch kaum (fährt das Orakel fort) daß ihn
ein Schalk berührt, bedecken schwarze Beulen
des Frevlers Hand, und der erzürnte Schaz
versinkt um eines Thurmes Höhe tiefer.
Domingo.
Im Ernst, mein Prinz, sagt man das wirklich so?
Karlos.
So wahr ihr ehrlich seid – Man will sogar
Waghälse nennen, die mit dem Gespenst
es aufzunehmen, schon im Eimer hiengen – –
Doch gählings kam die Angst an sie, sie priesen
sich glücklich, daß sie lebend wieder kamen.
Was dünkt euch frommer Vater? – Ihr und Ich –
wir könntens wohl auf gut Gewissen wagen?
Domingo.
Wir? – Nimmermehr! Dafür behüt uns beide
der Himmel, Prinz – Der schwache Mensch versuche
den Teufel nicht – Mir ligt der Mammon gut,
Verzeihung, Prinz. Auch möcht ich in den Karten
der Unterwelt nicht gern die Hände haben.
Karlos.
(unwillig zurücktretend)
So Bösewicht? – und an mein Herz willst du
die Wünschelruthe halten, daß sie dir
anschlage, wo der Zauber ligt? – Du zitterst
vor Schrecken, die des Fiebers Phantasie
zusammenflickte – und bist frech genug
in meines Herzens Absturz dich hinunter
zu winden, und Gedanken zu behorchen,
ehrwürdiger, als die Mysterien
der Unterwelt? – Elender! Weh dir selbst!
Wohin – wenn dir dein Bubenstück gelänge –
Wohin verkröchst du dich? In einer Auster
Gehirne krümmte deine Seele sich,
wenn ihr die meinige begegnen sollte.
Domingo.
Prinz! Sie verkennen mich.
Karlos.
Ich kenne dich.
Bist du nicht der Dominikanermönch,
der in der fürchterlichen Ordenskutte
den Menschenmäkler machte? Bin ich irre?
Bist du es nicht, der die Geheimnisse
der Ohrenbeicht um baares Geld verkaufte?
Bist du es nicht, der unter Gottes Larve
die freche Brunst in fremdem Ehbett löschte
den heißen Durst nach fremdem Golde kühlte,
den Armen fraß, und an dem Reichen saugte?
Bist du es nicht, der ohne Menschlichkeit,
ein Schlächterhund des heiligen Gerichtes,
die fetten Kälber in das Messer hezte?
Bist du der Henker nicht, der übermorgen
zum Schimpf des Christenthums, das Flammenfest
des Glaubens feiert, und zu Gottes Ehre
der Hölle die verfluchte Gastung gibt?
Betrüg ich mich? Bist du der Teufel nicht,
den das vereinigte Geschrei des Volkes,
des Volks, das sonst an Henkerbühnen sich
belustigt, und an Scheiterhaufen weidet,
den das vereinigte Geheul der Menschheit
aus dem entweihten Orden stieß –
Domingo.
Ists möglich?
Prinz, überlegen sie, wer ich – – –
Karlos.
O Gott,
ich fühle, daß mich mein erhiztes Blut
an meinen fürchterlichsten Feind verrathen,
daß ich für eine Gotteslästerung
an jenem Tag Barmherzigkeit vom Himmel
erlangen kann, Barmherzigkeit von dir
für diese Wahrheit nicht! – Ich weiß voraus,
daß König Philipp dir, den du am Seile
zum Himmel, und zur Hölle lenkst, den Arm
zu deiner Rache borgen wird – daß ich
das schröcklichste zu fürchten hätte, wenn
das schröcklichste nicht hier verborgen läge.
Domingo.
Wie sehr beklag ich sie, mein armer Prinz!
Sie selbst, sie peinigen ihr Herz mit leeren
grundlosen Phantasien.
Karlos.
O zu gut,
zu gut weiß ich, daß ich an diesem Hof
verrathen bin – ich weiß, daß tausend Augen
besoldet sind mich zu bewachen, weiß,
daß König Philipp seinen einzgen Sohn
an seiner Knechte schlechtesten verkaufte,
und jede von mir aufgefangne Silbe
dem Hinterbringer fürstlicher bezahlt,
als er noch keine gute That bezahlte.
Ich weiß, daß er vielleicht die edelste
Provinz des Reichs um mein Geheimniß gäbe,
weiß, daß er diesen schwachen Knaben mehr
als das vereinigte Europa fürchtet,
und ich gestehe, daß er Ursach hat.
(er will gehen)
Domingo.
Wohin mein Prinz? Mit diesem räzelhaften
Bericht soll ich zum König?
Karlos.
Geht nach Hause,
und hinterbringet dem, der euch gesandt.
Nicht ganz umsonst – das laß ihm Karlos melden –
warf er den Angel aus, doch könnt es leicht
geschehen, daß er mehr an’s Ufer zöge,
als er zu finden Willens war. Man spricht
von Basilisken, deren bloßer Anblick
vergiften soll – – er lasse mein Geheimniß
in Frieden gehn. Der Tag, so es enthüllt,
wird seiner Ruhe lezter seyn.
Domingo.
Der lezte?
Karlos.
Beweinenswerther Philipp, wie dein Sohn,
beweinenswerth! – Schon seh ich in die Zukunft –
schon seh ich sie, zwo ungeheure Schlangen,
Furcht und Verdacht, an deiner Seele saugen,
dein unglücksel’ger Fürwiz übereilt
die fürchterlichste der Entdeckungen,
und weinen wirst du, wenn du sie gemacht.
Dein Gold kann sich erschöpfen – deine Heere
in wilden Schlachten fallen – deine Flotten
in Stürmen untergehen – ihren Zügel
zerreißen deine Völker – unter dir
zusammenbrechen deine Trone. Nichts
hast du verloren, wenn dein Herz dir bleibt.
Doch hier, ach hier bedroht dich eine Wunde,
an welcher sich auch Könige verbluten,
die ewig ohne Löschung brennt, für die
kein Balsam wächst in deinen Reichen allen –
Noch schmerzt die Wunde nicht; kennst du sie nie
wird sie dich niemals schmerzen!
(rasch gegen Domingo, und höchst bedeutend)
Mein Geheimniß
möcht er in Frieden lassen. Ich hab ihn
gewarnt.
(Der Dominikaner entfernt sich. Karlos begleitet ihn mit den Augen, bis er verschwunden ist, dann verfällt er in grübelndes Nachdenken, und macht sich Vorwürfe, daß er dem arglistigen Priester zuviel Blößen gegeben. Wie er im Begriff ist hinwegzugehen, sieht er seinen alten akademischen Freund, Dom Rodrigo, Marquis von Posa, der eben jezt von Brüssel in Aranjuez anlangte, durch die Allee herabkommen.)
Karlos. Der Marquis.
Karlos.
– – – Was seh ich? O ihr guten Geister!
Mein Rodrigo!
Marquis.
(dem Prinzen um den Hals fallend)
Mein Karlos!
Karlos.
Ist es möglich?
Ists wahr? ists wirklich? bist du’s? – O du bists!
Ich drück an meine Seele dich. Ich fühle
die deinige allmächtig an mir schlagen.
O jezt ist alles wieder gut. In dieser
Umarmung ist mein krankes Herz genesen.
In meinem Mark ist Ewigkeit. Ich liege
am Herzen meines Rodrigo.
Marquis.
Ihr krankes,
ihr krankes Herz? – Und was ist wieder gut?
Was ists, das wieder gut zu werden brauchte?
Sie hören, was mich stuzen macht.
Karlos.
Und was
bringt dich so unverhoft aus Brüßel wieder?
Wem dank ich diese Ueberraschung? – Wem?
ich frage noch? – – Verzeih dem Freudetrunknen,
erhabne Vorsicht, diese Lästerung – –
Wem sonst, als dir Allgütigste? Du wußtest
daß Karlos ohne Engel war, du sandtest
mir diesen, diesen, und ich frage noch?
Marquis.
Vergebung, Prinz, wenn ich diß stürmische
Entzücken mit Bestürzung nur erwiedre.
So war es nicht, wie Posa Philipps Sohn
erwartete – so fürchterlich umarmte
mich Karl noch nie. Ein unnatürlich Roth
entzündet sich auf ihren blassen Wangen
und ihre Lippen brennen fieberhaft.
Was muß ich glauben, theurer Prinz? – Das ist
der löwenkühne Jüngling nicht, zu dem
ein unterdrücktes Heldenvolk mich sendet.
Jezt Prinz steh ich als Rodrigo nicht hier,
nicht als des Knaben Karlos Spielgeselle,
ein Abgeordneter der ganzen Menschheit
umarm ich sie – es sind die flandrischen
Provinzen, die an ihrem Hals jezt weinen,
und feierlich um Rettung sie bestürmen.
Der Tag ist da, der schreckenvolle Tag,
der ohne Hoffnung ihre Freiheit endigt.
Tirannisch wühlt Dom Philipp in dem Herzen
des freigebodrenen Brabants. Verderben
droht ihrem Haupt, der Einsturz ihren Kirchen,
wenn Herzog Alba, Gottes Strafgericht,
des Fanatismus rauher Henkersknecht,
vor Brüßel rückt, und ihren Glauben mustert.
Auf Kaiser Karls glorwürd’gem Enkel ruht
die lezte Hoffnung dieser edlen Lande.
Sie stürzt dahin, wenn sein erhabnes Herz
vergessen hat, für Menschlichkeit zu schlagen.
Karlos.
(nach einigem Stillschweigen)
So stürzt sie denn dahin.
Marquis.
Ist das die Antwort,
die Karlos der Verzweiflung gibt?
Karlos.
Was soll ich?
Was will man denn? Nur Tränen kann ich geben,
und Tränen brauch ich für mich selbst. Verließ
der Himmel mich – was ligt an Nationen?
Marquis.
Hier kenn ich meinen Karl nicht mehr. Spricht so
der große Mensch – vielleicht der einzge, den
die Geisterseuche seiner Zeit verschonte?
Der bei Europas allgemeinem Taumel
noch aufrecht stand – den gift’gen Schierlingstrank
des Pfaffenthums, von welchem schon das zweite
Jahrtausend sich im Schwindel dreht, beherzt
vom Munde stieß – der gegen Priesterblize
und eines Königs schlaue Heiligkeit
und eines Volks andächtgen[1] Rausch die Rechte
der unterdrückten Menschheit gelten machte,
der zu Madrid für Kezer bat, am Thurme
der Santa Kasa für die Duldung stimmte? – –
So fliehe dann aus dem Gebiet der Christen
Gedankenfreiheit! Sünderin Vernunft
bekehre dich zu frommer Tollheit wieder!
zerbrich dein Wappen, ewige Natur!
Geh unter freies Flandern! – Dein Erretter
verlor den Mut, den Wahnwiz zu bekriegen.
Karlos.
(aus einer Zerstreuung erwachend, und den Marquis bei der Hand fassend mit sanfter Wehmut)
Sprichst du von mir? – Du irrst dich guter Mensch –
auch mir hat einst von einem Karl geträumt,
dem’s feurig durch die Wangen lief, wenn man
von Freiheit sprach – doch der ist lang begraben;
den du hier siehst, das ist der Karl nicht mehr
der zu Alkala von dir Abschied nahm,
der Karl nicht mehr, der sich beherzt getraute
das Paradieß dem Schöpfer abzusehn,
und dermaleins, als unumschränkter Fürst,
in Spanien zu pflanzen – O der Einfall
war kindisch aber göttlich schön. Vorbei
sind diese Träume – ein verborgner Wurm
frißt an dem Herzen dieser stolzen Staude,
auf ewig ist ihr Wuchs dahin.
Marquis.
O Gott,
was ist geschehen, theurer Prinz? – Mir ahndet
die schrecklichste Geschichte.
Karlos.
(an Rodrigo’s Busen sich lehnend)
Laß mich weinen
an deinem Herzen blut’ge Tränen weinen,
du einzger Freund – – Ich habe niemand, niemand,
auf dieser großen weiten Erde niemand.
So weit das Zepter meines Vaters reicht,
so weit die Schiffarth unsre Flaggen sendet,
ist keine Stelle, keine, keine, wo
ich meiner Tränen mich entlasten darf,
als diese!
(mit einer feierlichen Heftigkeit)
O! bei allem, Rodrigo,
was du und ich dereinst im Himmel hoffen,
von dieser Stelle, Rodrigo, verjage,
verjage mich von dieser Stelle nicht.
Marquis.
(neigt sich gegen ihn in sprachloser Rührung)
Karlos.
Sieh mein Lippen brennen heiß auf dir,
heiß fällt der Tränenstrom auf deine Seele;
dein künft’ger Fürst geht betteln um dein Herz,
arm ohne dich, bei sieben Diademen,
Berede dich, ich wär ein Waisenkind
das du am Tron mitleidig aufgelesen.
Ich weiß ja nicht, was Vater heißt – ich bin
ein Fürstenknabe –
Marquis.
Schrecklicher Gedanke,
doch allzuwahr! –
Karlos.
O wenn es eintrifft, was
mein Herz mir sagt, wenn du aus Millionen
herausgefunden bist, mich zu verstehn –
Wenns wahr ist, daß die schaffende Natur
den Rodrigo im Karlos wiederhohlte,
und unsrer Seelen zartes Saitenspiel
am Morgen unsers Lebens gleich bezog,
wenn eine Träne, die mir Lindrung gibt
dir theurer ist, als meines Vaters Gnade – –
Marquis.
O gern will ich sie weinen.
Karlos.
Sieh! so tief
bin ich gesunken – bin so arm geworden,
daß ich an unsre frühen Kinderszenen
dich mahnen muß, daß ich dich bitten muß,
die längst gestrichne Schulden heimzuzahlen,
die du noch[2] in der Ammenstube machtest.
Als du und ich, zween Knaben wilder Art,
so brüderlich zusammen aufgewachsen,
als mein Gewissenswurm kein andrer war,
als mich von dir beschämt zu sehn[3], ich endlich
mich kühn entschloß, dich gränzenlos zu lieben,
weil mich der Mut verließ, dir gleich zu seyn.
Da fieng ich an, mit tausend Zärtlichkeiten
und warmer Bruderliebe dich zu quälen,
Du, stolzes Herz, gabst sie mir kalt zurück.
Ich stand, und sah den Kuß, wornach ich geizte,
vorbei an mir auf fremde Wangen fallen,
oft stand ich da, und – doch, das sahst du nie –
und heiße schwere Tränentropfen hiengen
in meinem Aug, wenn du, mich überhüpfend,
Vasallenkinder in die Arme drücktest.
„Warum nur diese? rief ich weinend aus,
bin ich dir nicht auch herzlich gut?“ – Du aber,
du schieltest mich bedaurend an: „Nimm du
mit deinem Tron vorlieb – – Monarchenknabe!“
Marquis.
O stille, Prinz, von diesen kindischen
Geschichten, die mich jezt noch schaamroth machen.
Karlos.
Ich hatt es nicht um dich verdient. Verschmähen,
zerreißen konntest du mein Herz, doch nie
von dir entfernen – dreimal wiesest du
den Fürsten von dir, dreimal stand er wieder
als Bettler da, um Liebe dich zu flehn,
und dir gewaltsam Liebe aufzudringen.
Ein Zufall that, was Karlos nie gekonnt.
Einmal geschah’s, bei unsern Kinderspielen,
daß meines Vaters zahmer Pavian
dich ärgerte, der Pavian sein Liebling,
den er mit eigner Hand zu füttern pflegte.
Ein Messer warfest du nach ihm, das Thier
lief heulend zu dem König und blieb tod
zu seinen Füßen liegen. Rasend sprang
der König auf, ein schrecklicher Befehl
beruft die ganze Dienerschaft des Hofes
den Thäter zu erfragen. Der Monarch
schwört einen fürchterlichen Schwur, den Mord
des Thiers, und wärs an seinem eignen Kinde,
barbarisch zu bestrafen. – Damals sah ich
dich zitternd in der Ferne stehn, und jezt,
jezt trat ich vor, und warf mich zu den Füßen
des Königs hin „Ich that es, rief ich aus,
an deinem Sohn erfülle deine Rache.“
Marquis.
Nichts mehr, um Gotteswillen Prinz –
Karlos.
Sie wards.
Im Angesicht des ganzen Hofgesindes,
das mitleidsvoll im Kraise stand, ward sie
auf Sklavenart an deinem Karl vollzogen.
Ich sah auf dich und weinte nicht. Mein Blut,
das Blut von dreißig königlichen Ahnen
floß schändlich unter unbarmherzgen Streichen,
ich weinte nicht – des Schmerzens Uebermaaß
schlug meine Zähne knirschend aneinander,
ich sah auf dich, und weinte nicht. Mein Stolz
empörte sich, ich sagte zu mir selbst:
„Bin ich nicht ein gebohrner Fürst? Ists nicht
der Boden meines Erbreichs, wo ich jezt
gleich einem Wurm mich winden muß? Wer sind sie,
die diese knechtische Begegnung sehn?
Wie heißen sie, wenn ich ein Mann seyn werde?“
Jezt fühlt ich keine Ruthe mehr, nur diese
zermalmende Erinnerung – ein Blick –
ein Blick auf dich, ich war vergnügt. Den König
erbitterte des Knaben Heldenmut.
Drei fürchterliche Stunden zwang er mich
auf hartem Holz ihn knieend abzubüßen.
So hoch kam mir der Eigensinn zu stehn,
von Rodrigo geliebt zu seyn – Du kamst,
lautweinend sankst du mir zu Füßen: „Ja,
Ja! – riefst du aus – Mein Stolz ist überwunden –
ich will bezahlen, wenn du König bist.“
Marquis.
(in der heftigsten Aufwallung)
Und mich verleugne zwischen Tod und Leben
die himmlische Barmherzigkeit – das Thor
des Paradieses schlage eilend zu,
wenn einst mein abgeschiedner Geist dort landet,
die Auferstehung misse mein Gebein,
Gott meine Seele, wenn ich je – –
Karlos.
Halt ein,
du sollst nicht schwören –
Marquis.
Wenn ich je vergesse,
was Karl für seinen Rodrigo gethan,
was Rodrigo dem Karlos zugeschworen –
Auch meine Stunde schlägt vielleicht.
Karlos.
Jezt, jezt,
O zögre nicht – jezt hat sie ja geschlagen.
Die Zeit ist da, wo du vergelten kannst,
ich brauche Liebe.
Marquis.
Liebe, bester Prinz,
ists ja allein, woran Dom Rodrigo
nicht ärmer ist, als seines Königs Sohn.
Karlos.
Ein unerträgliches Geheimniß brennt
auf meiner Brust – es soll – es soll heraus,
ich will und muß das Urtheil meines Todes
in deinen todenbleichen Mienen lesen.
Hör an – erstarre – doch erwiedre nichts –
ich liebe meine Mutter.
Marquis.
O mein Gott!
Karlos.
Nein! Diese Schonung will ich nicht. Sprichs aus,
sprich, daß auf diesem großen Rund der Welt
kein Elend an das meine gränze – sprich,
gesteh, daß eines Rasenden Gelüste,
der sich an seiner Kette Klang ergözt,
bescheidener, als meine Wünsche lauten.
Was du mir sagen kannst, errath ich schon –
der Sohn liebt seine Mutter – Weltgebräuche,
die Tafeln der Natur und Roms Geseze
verklagen diese Leidenschaft. Mein Wunsch
stößt fürchterlich auf meines Vaters Liebe,
Ich fühls und dennoch lieb ich. Dieser Weeg
führt nur zu Wahnsinn oder – Blutgerüste,
ich liebe ohne Hoffnung – lasterhaft –
mit Todesangst, und mit Gefahr des Lebens,
das seh ich ja, und dennoch lieb ich.
Marquis.
Weiß
die Königin um diese Neinung?
Karlos.
Konnt ich
mich ihr entdecken? – Sie ist Philipps Frau
und Königin, und das ist spanscher Boden –
von meines Vaters Eifersucht bewacht,
von Etikette rings um eingeschlossen,
wie konnt ich ohne Zeugen mich ihr nahn?
Acht höllenbange Monde sind es schon,
daß von der hohen Schule mich der König
an seinen Hof zurückberief – daß ich
sie täglich anzuschauen[4], anzuhören
verurtheilt bin, und – wie das Grab zu schweigen.
Acht höllenbange Monde, Rodrigo,
daß dieser Brand in meinem Busen wüthet,
daß tausendmal sich das entsezliche
Geständniß schon auf meinen Lippen meldet,
doch scheu und faig zurück zum Herzen kriecht.
O Rodrigo – nur wen’ge Augenblicke,
nur soviel Zeit als Menschen nöthig haben
mit Gott sich zu vergleichen, schenke mir
allein mit ihr – und nimm dafür die ganze
Unsterblichkeit des Karlos zur Verschreibung.
Marquis.
Prinz – Prinz – was sie auch Willens sind zu thun,
bei dem Allmächt’gen bitt ich – schonen sie
der Ruhe ihres Vaters –
Karlos.
Meines Vaters?
Unglücklicher! warum an den mich mahnen?
Sprich mir von allen Schrecken des Gewissens,
von meinem Vater sprich mir nicht – Unheilbar
auf ewig sprangen zwischen mir und ihm
die demantstarken Bande der Natur.
Marquis.
Sie hassen ihren Vater!
Karlos.
Nein! o Gott!
ich hasse meinen Vater nicht – doch Schauder
(kann ich dafür?) und Höllenangst ergreifen
bei den zwo fürchterlichen Silben mich
als hört ich alle Sünden meines Lebens
am Tag des Weltgerichts herunterlesen.
Kann ich dafür, wenn eine viehische
Erziehung schon in meinem jungen Herzen
der Kindesliebe zarten Keim zertrat?
Mein Vater sagst du? Recht! mit diesem Namen
erschröckten meine Ammen mich – das war
von allen Künsten ihrer Kinderzucht
die wirksamste, wenn alle Ruthenstreiche
an mir verloren waren – Sieben Jahre
hatt’ ich gelebt, als mir zum erstenmal
der Fürchterliche, der, wie sie es nannten,
mein Vater war, vor Augen kam – es war
an einem Morgen, wo er steh’nden Fußes
vier Bluturtheile unterschrieb – nach diesem
sah ich ihn nur, wenn mir für ein Vergeh’n
Bestrafung angekündigt ward – o Gott!
hier fühl ich, daß ich bitter werde, weg,
weg, weg von dieser Stelle.
Marquis.
Nein! sie sollen,
jezt sollen sie sich öfnen Prinz. In Worten
verblutet sich der stille Gram so gern.
Karlos.
Oft hab ich mit mir selbst gerungen, oft
um Mitternacht, wenn meine Mohren schliefen,
mit heißen Tränengüßen vor das Bild
der Hochgebenedeiten mich geworfen,
sie um ein kindlich Herz gefleht – doch ohne
Erhörung, eißkalt stand ich wieder auf.
Was ist das? Wer erklärt mir das? – Sonst ist
die Welt zu eng, die Liebe aufzufassen,
die hier in meinem Busen für sie quillt – –
Hier schlägt ein Herz, wie keins in allen Ländern,
die meinem Vater zinsbar sind. Diß Herz,
groß wie mein Rang, der Menschheit aufgethan,
und weit genug, die Schöpfung zu umschließen,
diß Herz allein – nicht meine Erstgeburt,
nicht meiner Ahnen pralerische Kette,
die tief im Heidenthum sich untertaucht –
diß Herz allein ist mein Beruf zum Tron,
und dieses Herz – O weint um mich ihr Armen –
verschließt sich einem Menschen nur – nur einem –
und wer ist das?
Marquis.
Abscheulich!
Karlos.
Rodrigo,
enthülle du diß wunderbare Räzel
der Vorsicht mir – Warum von tausend Vätern
just eben diesen Vater mir? und ihm
just diesen Sohn von tausend bessern Söhnen?
Zwei unversöhnlichere Gegentheile
fand die Natur in ihrem Umkreis nicht,
wie mochte sie die beiden lezten Enden
des menschlichen Geschlechtes – mich und ihn
durch ein so heilig Band zusammen schmieden?
Furchtbares Loos! warum mußt es gescheh’n?
Warum zween Menschen, die sich ewig meiden,
in einem einz’gen eigensinn’gen Wunsch,
auf einem Brett, das keine Theilung duldet,
in unglücksel’ger Harmonie sich finden?
Hier Rodrigo siehst du zwei feindliche
Gestirne, die, im ganzen Lauf der Zeiten
ein einzigmal, in scheitelrechter Bahn
zerschmetternd sich berühren, dann auf immer
und ewig auseinander flieh’n!
Marquis.
Mir ahndet
ein schreckenvoller Augenblick.
Karlos.
Mir selbst.
Wie Furien des Abgrunds folgen mir
die schauerlichsten Träume – Zweifelnd ringt
mein guter Geist mit gräßlichen Gelüsten,
durch labirinthische Sophismen kriecht
mein unglücksel’ger Scharfsinn, bis er plözlich
vor eines Abgrunds gähem Rande stuzt – – –
O Rodrigo, wenn ich den Vater je
in ihm verlernte – Rodrigo – ich sehe
dein todenblasser Blick hat mich verstanden –
Wenn ich den Vater je in ihm verlernte,
was würde mir der König seyn?
(Der Marquis beschwört den Prinzen, seiner Leidenschaft keinen Schritt zu erlauben, den er nicht zuvor der Freundschaft anvertraut hätte. Der Prinz wirft sich ganz in seine Arme, und fodert ihn bei dem heiligen Gelübd seiner Liebe auf, ihm eine Zusammenkunft mit der Königin zu bewirken. Die Königin ist zur nämlichen Zeit in Aranjuez; die Einsamkeit der Gegend, die zwanglose Sitte des Landlebens machen eine solche Zusammenkunft hier leichter möglich, als zu Madrid. Der Marquis hat Gelegenheit in den flandrischen Angelegenheiten Audienz bei der Königin zu erhalten, und verspricht dem Prinzen, ihre Empfindungen für ihn zu erforschen, und sie zu dieser Unterredung zu stimmen. Die Königin pflegte sich die meiste Zeit, daß der Hof zu Aranjuez war, in einer Eremitage aufzuhalten, die sie vorzüglich liebte. Dahin geht jezt der Marquis, nachdem er zuvor dem Prinzen gerathen hatte, in der Nähe dieses Plazes versteckt zu seyn, damit er sogleich auf das gegebene Zeichen erscheinen könnte.)
Die Königin. Die Fürstin von Eboli. Die Marquisin von Mondekar, (welche sich mit kleinen Gärtnerarbeiten beschäftigen.) Der Marquis von Posa (tritt auf, und wird durch die Fürstin der Königin vorgestellt; nach einer kurzen Unterredung schickt die leztere die Fürstin weg, und die Marquisin verliert sich in die andere Gegend der Eremitage.)
Die Königin und der Marquis.
Königin.
Hier zeig ich ihnen meine Welt. Diß Pläzchen
hab ich mir längst zum Liebling ausgesucht.
Wie schön ists hier – wie herzlich – wie vertraulich –
hieher – so scheint es – hat sich die Natur
vor den Verfolgungen der Kunst geflüchtet.
In unbelauschter Freiheit wohnt sie da
von wenigen empfunden – o wie gerne
verzeih ich hier dem König sein gerühmtes
Aranjuez – die prächtige Verstümmlung
der Werke Gottes.
Marquis.
So verächtlich spricht
die Königin vom achten Erdenwunder?
Königin.
Bewundern sie die glatten Buchenwände,
der Bäume banges Zeremoniell,
die starr und steif, und zierlich wie sein Hof,
in trauriger Parade um mich gähnen.
Hier grüßt mich meine ländliche Natur,
die Busenfreundin meiner jungen Jahre,
hier find ich meine Kinderspiele wieder,
und meines Frankreichs Lüfte wehen hier.
Wird mein Gemahl die Sehnsucht mir verargen?
Ich bin in Spanien – so schnell vergessen
Parisermädchen ihre Heimat nicht.
Marquis.
Doch, wenn sie darum nur Paris verließen,
um Königinnen hier zu seyn?
Königin.
O stille!
Deßwegen bin ich ja dem Plaz so gut,
weil ich das hier vergesse.
Marquis.
Königin?
Königin.
Weil diese friedliche Umschattung mir
den freudelosen Rang verhehlt, in welchen
ihr mich lebendig einzumauren wußtet.
Betrübter Rang, der von der ganzen Welt
durch einen unglücksvollen Spalt mich scheidet,
der zwischen meinen königlichen Gram
und eines Freundes offne Brust sich lagert,
der mir die Träne zum Verbrechen macht,
die ich so gern an[5] seinem Halse weinte! – –
Einsiedlern auf einem öden Tron,
auf welchen nie das Mitleid mich begleitet,
wo nichts als sklavische Verehrung mir
nach einer hergebrachten Formel räuchert,
mein Herz umsonst nach einem Herzen lechzt –
Die Puppe des tirann’schen Hofgebrauches,
der eure Fürsten wie vergiftete
Tarandeln hütet, eure Königinnen
wie Mumien vor der Berührung schüzt,
wo find ich, was ich suche? – eine Seele,
die sich vertraulich an die meine schmiegte?
(Der Marquis nimmt hier Gelegenheit das Gespräch auf ihre Situation mit dem König – auf die Jahre ihrer frühen Jugend – auf ihre Bekanntschaft mit dem Prinzen zu lenken. Sie zeigt ihm überall – ausgenommen in Betreff des Prinzen – die vertrauteste Offenherzigkeit. Er erzählt ihr die Geschichte des leztern und ihre eigene unter einer fremden Einkleidung, wodurch sie merklich beunruhigt wird. Der Schluß dieser Erzählung ist, daß die Königin, von dem lebhaftesten Antheil dahingerissen, die Empfindungen ihres Herzens verräth. Der Marquis gibt dem Prinzen das Zeichen, und zum Schrecken der Königin tritt der leztere auf. Jener zieht sich in die Eremitage zurück, die Damen der Königin unter der Zeit zu beschäftigen.)
Die Königin und Karlos.
Karlos.
(vor ihr niedergeworfen)
So ist er endlich da, der Augenblick,
und Karl darf diese theure Hand berühren,
und meine schwellende Empfindung darf
in wollustvollen Strömen sich ergießen.
O heller Strich in meinem Lebenslauf;
Jezt bin ich glücklich.
Königin.
Unbesonnener!
Was für ein Schritt! Welch eine strafbare
tollkühne Ueberraschung! Stehn sie auf!
Um Gotteswillen stehn sie auf! – Die Gegend
hat Augen und mein Hof ist in der Nähe.
Karlos.
Ich steh nicht auf – hier will ich ewig knien.
Auf diesem Plaz will ich verzaubert liegen,
in dieser Stellung angewurzelt kleben,
bis über mir und unter mir das Rad
der Schöpfung stillgestanden.
Königin.
Rasender!
Zu welcher Kühnheit treibt sie meine Gnade!
Wie? Wissen sie in welches Heiligthum
sie diesen frevelhaften Einbruch wagen?
Unglücklicher, daß es die Königin,
daß es die Mutter ist, an die sich diese
verwegne Sprache richtet? Wissen sie,
daß ich den Schänder meiner Majestät
dem Arme des Gerichts zu übergeben
gezwungen bin?
Karlos.
Und daß ich sterben muß.
Man reiße mich von hier aufs Blutgerüste,
man richte mich wie einen Hochverräther,
ein Augenblick gelebt im Paradiese
wird nicht zu theuer mit dem Tod gebüßt.
Königin.
(mit dem schmelzendsten Tone)
Und ihre Königin?
Karlos.
(steht schnell auf)
Gott! Gott! ich gehe,
ich will sie ja verlassen – Muß ich nicht,
wenn sie es also fodern – Mutter! Mutter!
wie schrecklich spielen sie mit mir! ein Wink,
ein halber Blick, ein Laut aus ihrem Munde
wirft zwischen Höll’ und Himmel mich herum,
gebietet mir zu seyn, und zu vergehen.
Was wollen sie, das noch geschehen soll?
Was unter dieser Sonne kann es geben,
das ich nicht hinzuopfern eilen will,
wenn sie es wünschen.
Königin.
Fliehen sie!
Karlos.
(steht in banger Unentschlossenheit)
O Gott!
Königin.
Das einz’ge Prinz, warum ich sie mit Tränen
beschwöre – fliehen sie, eh die Prinzessin,
eh meine Pagen, meine Kerkermeister,
in dieser wilden Wallung sie und mich
beisammen finden, und die große Zeitung
vor ihres Vaters Ohren bringen – – Noch,
noch schwanken sie, und stehen unentschlossen? –
Unglücklicher, wolan, so bleibe denn,
uns beide zu verderben.
Karlos.
Ich erwarte
mein Schicksal – es sei Leben oder Tod.
hätt ich umsonst durch jedes Hinderniß
und jedes Labirinth der Etikette,
und alle Minotauren dieses Hofs,
und alle Schlingen Philipps mich geschlagen?
Was? hätt’ ich darum meine Hoffnungen
auf diesen einz’gen Augenblick verwiesen,
der sie mir endlich ohne Zeugen schenkt,
daß mich am Ziele faige Schrecken täuschten?
Nein Königin! Die Welt kann hundertmal,
kann tausendmal um ihre Axe treiben,
eh diese Gunst der Zufall wiederhohlt.
Königin.
Auch soll er das in Ewigkeit nicht wieder,
Unglücklicher, was wollen sie von mir?
Karlos.
O Königin – daß ich gerungen habe,
gerungen wie kein Sterblicher noch rang,
ist Gott mein Zeuge – Königin, umsonst –
Hin ist mein Heldenmut, ich unterliege.
Königin.
Nichts mehr davon – hinweg mit dieser Sprache –
um meiner Ruhe willen, schweigen sie.
Karlos.
Nein! ich will reden. Mein gerechter Schmerz
erleichtre sich in wütender Verwünschung.
Sie waren mein. Im Angesicht der Welt
mir zugesprochen von zwei großen Tronen,
mir zuerkannt von Himmel und Natur,
und Philipp, Philipp hat mir sie gestohlen.
Gestohlen – O das ist das wahre Wort –
laut will ichs ihm in beide Ohren rufen,
laut durch die ganze weite Erde schrei’n,
ein königlicher Dieb hat mich bestohlen.
Königin.
(sehr ernsthaft)
Es ist ihr Vater.
Karlos.
Ihr Gemahl.
Königin.
Der ihnen
das größte Reich der Welt zum Erbe gab.
Karlos.
Und sie zur Mutter!
Königin.
Großer Gott, sie rasen –
Karlos.
Und weiß er auch, wie reich er ist? Hat er
auch warmes Blut, sich seines Raubs zu freu’n?
Hat er ein Herz, das ihrige zu schäzen?
Ich will nicht murren. Große Vorsehung,
ich will es dir vergeben, will vergessen,
wie unaussprechlich selig ich mit ihr
geworden wäre – wenn nur er es ist,
Er ists nicht – hör es große Vorsehung!
so frevelhaft beschimpft er deine Gabe!
er ist es nicht – Das, das ist Höllenquaal!
er ist es nicht, und wird es niemals werden!
Du nahmst mir meinen Himmel nur,
um ihn in Philipps Armen zu vertilgen.
Königin.
Abscheulicher Gedanke!
Karlos.
O ich weiß,
wer dieser Ehe Stifter war – ich weiß,
wie Philipp lieben kann, und wie er freite.
Unglückliche Prinzessin – nicht allein
mein Schicksal, auch das ihrige bewein ich.
Allmächtige Natur! ein solch Geschöpf,
wie keines dir noch seit Jahrtausenden
gelungen ist, wie in Jahrtausenden
dir keines mehr gelingen wird, und jezt,
jezt, jezt – erröthe für dich selbst, Natur!
zum Unterpfand zerbrechlicher Verträge
für einen Frieden schändlich hingeschlachtet –
im Kabinet und bei verschloßnen Thüren,
durch einen Klubb von Rathen und Prälaten
zu seiner Ranggehülfin ausgewürfelt,
auf Krämerart gefeilscht, und dann dem Käufer
nach abgeschloßnem Handel ausgeliefert!
So freien Könige!
Königin.
O Still davon!
Karlos.
Wer sind sie denn in diesem Reich? Laß hören.
Regentin etwa? – Nimmermehr! wie könnten,
wo sie Regentin sind, die Alba würgen?
wie könnte Flandern für den Glauben bluten?
Wie? Oder sind sie Philipps Frau? Unmöglich,
ich kann’s nicht glauben. Eine Frau besizt
des Mannes Herz, und hat er eins zu geben?
Und bittet er nicht jede Schmeichelei,
die ihm vielleicht im Fiebertraum entwischte
dem Zepter ab, und seinem grauen Haar?
Königin.
Wer machte sie so stolz, diß zu behaupten?
Wer sagte ihnen, daß in Philipps Armen
mein Loos beweinenswürdig sei?
Karlos.
Mein Herz,
das feurig fühlt, wie es in meinen Armen
beneidenswürdig wäre.
Königin.
Eitler Mann!
Wenn mein Herz nun das Gegentheil mir sagte?
Wenn Philipps herzliche Gefälligkeit
und seiner Liebe stumme Mienensprache
weit inniger als seines stolzen Sohns
verwegene Beredsamkeit mich rührte?
Wenn diese eifersücht’ge Angst um mich,
und dieser Geiz mit seines Weibes Liebe
mir schmeichelte? Wenn mich die langsame
und überlegte Achtung eines Greisen,
wollüstiger als eines jungen Manns
aufwallende Verehrung kizelte?
Karlos.
(unwillig und bitter)
Das ist was anders. Freilich wohl! Vergebung!
Ich wußt es nicht, bei Gott, ich wußt es nicht,
daß sie den König lieben.
Königin.
Dieses stolze
Gelächter kenn ich – Nein, ich lieb ihn nicht –
doch unterlaß ich nie, es ihm zu heucheln,
weil ihn die süße Täuschung glücklich macht.
Karlos.
(nachdem er etlichemal stillschweigend auf und niedergegangen)
Sie haben nie geliebt?
Königin.
(steht betroffen)
Seltsame Frage!
Karlos.
Sie haben nie geliebt?
Königin.
(nach einer Pause)
Ich liebe nicht mehr.
Karlos.
(rascher.)
Weil es ihr Eid? Weil es ihr Herz verbietet?
Königin.
(in sichtbarer Beunruhigung)
Verlassen sie mich, Prinz, und kommen sie
zu keiner solchen Unterredung wieder.
Karlos.
Weil es ihr Herz? Weil es ihr Eid verbietet?
Königin.
Weil meine Pflicht – ich bitte, gehen sie!
Karlos.
Weil ihre Pflicht?
Königin.
O Himmel schweigen sie,
und fliehen sie, und fragen sie nicht weiter.
Karlos.
Weil ihre Pflicht mit ihrem Herzen streitet?
Königin.
(nach einer Pause, worinn sie ihn starr angesehen)
Unglücklicher – wozu die traurige
Zergliederung des schrecklichen Geschickes,
dem sie und ich gehorchen müssen?
Karlos.
Müssen?
Dem wir gehorchen müssen?
(nach einer großen Pause wendet er sich mit Majestät und Ernst zu der Königin)
Ich bin Fürst[6] –
der Erbprinz Spaniens – der einz’ge Sohn
des Mächtigsten auf dieser Hemisphäre.
Geraume Zeit, eh ich sie selbst betrat,
war schon der beste Theil der Welt mein eigen.
Ich nahm die Brust von einer Königin,
und Kronen trugen meine Wärterinnen,
was müssen sei, erfuhr der Knabe nie,
wird sich der Jüngling an das Wort gewöhnen?
Es zu erfüllen, steht ein Weltkrais da,
es auszusprechen, ist für Meinesgleichen.
Königin.
Was wollen sie mit diesem sonderbaren
und feierlichen Vorbericht?
Karlos.
Soviel,
daß Karlos nicht gesonnen ist, zu mussen,
wo er zu wollen hat – daß Karlos nicht
gesonnen ist, der unglückseligste
in seinem Reich zu bleiben, wenn es ihn
nichts als den Umsturz der Geseze kostet,
der glücklichste zu seyn.
Königin.
(faßt seine Rede mit Bestürzung auf)
Wie? Was ist das?
Versteh ich sie? – – Sie wollten also? – Wie?
sie hoften noch?
Karlos.
(fest)
Ich hoffe.
Königin.
Rasender!
Wo alles alles schon verloren ist?
Karlos.
Ich gebe nichts verloren als die Todten.
Königin.
Auf mich? auf ihre Mutter hoffen sie?
Karlos.
Auf meines Vaters Frau.
Königin.
Was hör ich? – Gott!
Auf ihres Vaters Leichnam, auf den Trümmern
des Allerheiligsten gedenken sie
in meinen Arm zu eilen – eine That,
wovor die Sonne schaamroth sich verkriechen,
worüber Menschen, Schöpfer und Natur
in allgemeinem Sturme schaudern würden?
Karlos.
Nur die Natur.
Königin.
Und alle göttlichen
und himmlischen Geseze.
Karlos.
Nein, sag ich.
In meines Vaters Diebstahl mischte sich
der Himmel nicht – ein so allmächtig Band,
als uns vereinigte, zerriß nur Philipp,
der Himmel nicht – die Rechte meiner Liebe
sind älter als die Formel am Altar,
und gelten mir in voller Größe wieder,
wenn Philipps Tod das Band der Kirche bricht.
Ich frevle. Doch – in meinen eignen Reichen,
und das Gesez ist auch mein Unterthan,
ich stürze diesen unbarmherz’gen Richter,
und seze meine Kreaturen ein.
Königin.
(mit ruhiger Hoheit)
Das können sie – der neuerwählte König
kann mehr als das, kann die Verordnungen
des Abgeschiednen durch das Feuer vertilgen,
kann seine Bilder stürzen, seinen Namen
durch ein Edikt bei Strang und Schwerd verbieten,
aufbauen was der Sel’ge niederriß,
und was baute schlaifen – kann sogar –
wer hindert ihn? – die Mumie des Todten
(Karlos geht in schrecklicher Beängstigung auf und nieder)
aus ihrem Sarge zu Eskurial
hervor an’s Licht der Sonne reißen, seinen
entweihten Staub in die vier Winde streun
und dann zulezt – um herrlich zu vollenden –
Karlos.
(ausser Fassung)
Um Gotteswillen! reden sie nicht aus.
Königin.
Zulezt noch mit der Mutter sich vermählen.
Karlos.
(in der heftigsten Erschütterung)
Verfluchter Sohn – – abscheulicher Entwurf –
wie Gottes Fluch durchschauert er die Seele –
Ja, es ist aus – jezt ist es aus – o Gott –
jezt seh ich, seh ich klar und helle, was
mir ewig ewig dunkel bleiben sollte.
Sie sind für mich dahin – dahin – dahin –
auf immerdar – – jezt ist der Wurf gefallen.
Sie sind für mich verloren – O in diesem
Gefühl liegt Hölle, Hölle liegt im andern,
sie zu besizen – Gott! ich faß es nicht,
und meine Nerven fangen an zu reißen.
Königin.
(mit Rührung und Güte)
Beklagenswerther theurer Karl – ich fühle,
ganz fühl ich sie, die namenlose Pein,
die jezt in ihrem Busen tobt. Unendlich
wie ihre Liebe, ist ihr Schmerz – unendlich,
wie er, ist auch der Ruhm, ihn zu besiegen.
Erringen sie ihn junger Held. Der Preiß
ist dieses hohen starken Kämpfers werth,
des Jünglings werth, durch dessen Herz die Tugend
so vieler königlichen Ahnen rollt.
Ermannen sie sich edler Prinz – Der Enkel
des großen Karls fängt frisch zu ringen an,
wenn andrer Menschen Kinder muthlos enden.
Europa ruht auf weichem Frieden aus,
Amerika trägt Ketten – für die Flagge
der Spanier ist keine Welt mehr da,
bezwingen sie den Wunsch – mich zu besizen.
Karlos.
Zu spät – o Gott, es ist zu spät.
Königin.
Ein Mann
zu seyn? – O Karl, wie groß wird unsre Tugend,
wenn unser Herz bei ihrer Uebung bricht.
Hoch stellte sie die Vorsicht – höher, Prinz,
als Millionen ihrer andern Brüder,
partheilich gab sie ihrem Liebling, was
sie andern nahm, und Millionen fragen:
Verdiente der in Mutterleib wohl schon
mehr als wir andern Sterblichen zu gelten?
Auf, retten sie des Himmels Billigkeit,
kann Karl von seines Schicksals Gnade leben?
Verdienen sie der Welt voran zu gehn,
erwerben sie, was sie geschenkt bekamen,
und opfern sie, was keiner opferte.
Karlos.
Das kann ich auch. – O beste Königin –
sie zu erkämpfen hab ich Löwenstärke,
sie zu verlieren keine.
Königin.
Läugnen sie
den schönsten Zug in Karlos Herzen nicht.
Karlos.
Warum mußt ich als König Philipps Sohn,
und Blut vom Blute meines Nebenbuhlers,
erzürnte Vorsehung, warum nicht lieber
ein schlechtes Hirtenkind gebohren werden?
Ich hätte sie, o Göttliche, gesehn,
sie angebetet – Von der Bettlerhütte
bis zu dem Tron ist für den Glücklichen,
der sie gesehen hat, der Sprung nicht schwer.
Mit Riesenmuth hätt’ ich den Sprung gewagt,
mit Riesenkraft vollendet.
Königin.
Was den König
vom Bettler trennt, ist Menschenfügung – was
den Sohn von seines Vaters Ehbett scheidet,
ist Gottes Fluch. Ohnmächtig schlägt der Mensch
auf die geweihte Rüstung der Geseze,
der Kampf mit Gott ist Gaukelspiel – und doch
wagt Karlos diesen Kampf vielleicht, besiegt
den Abscheu der Natur, Gewissen, Welt,
der Kirche Zorn, und das Geschrei der Priester,
Mich aber, mich besiegt er nicht. Mein Herz
wird nie der Preis für ein Verbrechen seyn,
der Weg zu mir führt nicht durch Blut und Schande.
Gestehen sie sichs Karlos – Stolz ist es,
und Eigensinn und Troz, was ihre Wünsche
so wütend nach der Mutter zieht. Die Liebe,
das Herz, das sie so schwelgerisch mir opfern,
gehört den Welten an, die sie dereinst
regieren werden – – Sehen sie, sie prassen
von ihres Mündels anvertrautem Gut.
Die Liebe ist ihr großes Amt. Bis jezt
verirrte sie zur Mutter – bringen sie,
o bringen sie sie ihren künft’gen Reichen,
und fühlen sie, statt Donnern des Gewissens,
die Wollust, Gott zu seyn. Elisabeth
war ihre erste Liebe – ihre zwote
sei Spanien! Wie gerne, guter Karl,
will ich der besseren Geliebten weichen!
Karlos.
(wirft sich von Empfindungen überwältigt vor der Königin nieder, und drückt ihre Hand wider sein Gesicht)
Wie groß sind sie, o Himmlische – Ja! Alles,
was sie verlangen, will ich thun – auch sterben,
und, wenn sie wollen, nimmer selig seyn.
Verdammniß selbst und Bluturtheile lauten
verführerisch in ihrem Mund.
(er steht entschlossen auf)
Hier steh ich
in des Allmächt’gen Richterhand, und schwöre,
und schwöre ihnen, schwöre ewiges – –
O Himmel nein! nur ewiges Verstummen,
doch ewiges Vergessen nicht.
Königin.
(sehr zärtlich, indem sie ihm die Hand reicht)
Wie könnt’ ich
von Karlos fodern, was ich selbst zu leisten
nicht Willens bin?
(Man hört in der Nähe Waldhörner blasen)
Marquis.
(kommt eilig und erschrocken aus dem Hintergrund der Eremitage.)
Der König!
Königin.
Gott!
Karlos.
Bis hieher
folgt uns der Fluch des Himmels nach?
Marquis.
(zieht ängstlich an Karlos)
Hinweg,
hinweg aus dieser Gegend, Prinz.
Königin.
Sein Argwohn
ist fürchterlich, erblickt er sie, sind wir
verloren –
Marquis.
Fliehen sie!
Karlos.
(zur Königin, schrecklich)
vor ihrem Räuber?
Königin und Marquis.
Um Gotteswillen, fliehen sie!
Karlos.
Ich bleibe.
Er oder Ich. Wer hat das Recht zu stehn?
In dieser Laune will ich ihn drum fragen.
Königin.
Und wer wird dann das Opfer seyn?
Karlos.
(reißt den Marquis am Arm weg)
Fort! Fort!
komm Rodrigo!
(indem er abgehen will, wendet er sich noch einmal zur Königin)
Was darf ich mit mir nehmen?
Königin.
Die Freundschaft ihrer Mutter.
Karlos.
Wie? Nichts weiter?
Königin.
(mit sehr viel Bedeutung, indem sie ihm einige Briefe gibt)
Und diese Tränen aus den Niederlanden!
Karlos.
(nimmt die Briefe – nach einer kleinen Pause, wie aus einem Traume erwacht)
Ha! ich verstehe!
(er geht schnell mit dem Marquis ab)
Königin.
(schaut sich unruhig nach ihren Damen um, welche sich nirgends erblicken lassen, und wie sie sich nach dem Hintergrund der Bühne zurückziehen will, tritt ihr der König entgegen.)
König Philipp. Die Königin. Herzog von Alba. Graf von Lerma. Pater Domingo. Gefolge von Damen und andern Grandes. Bald darauf die Marquisin von Mondekar, welche von der andern Seite heraustritt, und sich verlegen unter die übrigen Damen mischt.)
Philipp.
(blickt mit Befremdung umher, und schweigt einen Augenblick)
So allein Madame?
und auch nicht eine Dame zur Begleitung? –
Das wundert mich – Wo blieben ihre Frauen?
Königin.
Mein gnädigster Gemahl –
Philipp.
Und was ist das?
sie scheinen ganz verwirrt Madame? – Wie Feuer
brennt ihr Gesicht – – Es ist nicht, wie es sollte –
Warum allein? Wo blieben ihre Damen?
(aufgebracht zum Gefolge)
Bei Gott, und meiner königlichen Ehre!
von diesem unverzeihlichen Versehn
soll man die strengste Rechenschaft mir geben.
Wer hat das Hofamt bei der Königin?
Wen traf der Rang, sie heute zu bedienen?
Königin.
(in bittendem Tone)
Mein Herr und König – –
Philipp.
(nachdrücklich zum Gefolge)
Antwort will ich haben.
Königin.
O zürnen sie nicht mein Gemahl. Ich selbst,
ich bin die schuldige – auf mein Geheiß
entfernte sich die Fürstin Eboli.
Philipp.
Auf ihr Geheiß?
Königin.
Die Kammerfrau zu rufen,
weil ich ein kindisches Verlangen trug,
mich mit der kleinen Klara zu vergnügen.
Philipp.
Und darum die Begleitung weggeschickt?
Seltsam, bei Gott! Doch gut – ich will es glauben.
Nur künftig – bitt ich, gute Königin,
verschonen sie mein Reich mit der Satire,
daß Philipps Frau, wenn ihr der Einfall kommt
mit ihrem kleinen Wiegenkind zu spielen,
in einem Winkel zu Aranjuez
es so erwarten soll – Kastilien
und Arragon und Leon, meine Länder,
sind hoffentlich an Menschen reich genug,
die Königin mit Frauen zu versorgen. –
Doch diß entschuldigt nur die erste Dame,
wo war die zwote?
Marquisin von Mondekar.
(tritt näher)
Ihro Majestät,
ich fühle, daß ich strafbar bin –
Philipp.
Deßwegen
vergönn ich ihnen zehen Jahre Zeit,
fern von Madrid, darüber nachzudenken.
(die Marquisin tritt mit weinenden Augen zurück. Der König fährt gegen die Versammlung fort)
Und jezt erklär ich vor dem ganzen Hof,
bei dem Verluste ihres Rangs und Adels
wird jede mir für ihre Fürstin stehn,
verdoppelt sich von jezt an ihr Gefolge.
(Alle Damen sehen furchtsam und bestürzt auf die Königin. Allgemeines Stillschweigen.)
Königin.
Marquisin, wen beweinen sie?
(zum König mit Hoheit und gemäßigtem Stolz)
Hab ich
gefehlt, mein gnädigster Gemahl, so sollte
die Königskrone dieses Reichs, wornach
ich selber nie gegriffen habe, mich
zum mindesten für dem Erröthen schüzen.
Mit Spaniens Gebräuchen nicht bekannt,
Pariserin von Launen und Geblüte,
gab ich dem Zuge meines Herzens nach,
das lange schon, der Hofgaleere gram,
nach einem freien Augenblick sich sehnte.
Gibts ein Gesez in diesem Königreich,
das vor Gericht Monarchentöchter fodert?
Blos Zwang bewacht die Frauen Spaniens?
Schüzt sie ein Zeuge mehr als ihre Tugend? –
Geraume Zeit, eh König Philipp mich
Gemahlin hieß, war ich schon Heinrichs Tochter –
Wenn Ehre zu verlezen war, so fürcht ich,
stand eine größre auf dem Spiel, als mir
Kastilien zur Morgengabe brachte?
Und jezt Vergebung, mein Gemahl – ich bin
es nicht gewohnt, die mir mit Freude dienten,
in Tränen zu entlassen – – Mondekar!
(indem sie ihren Gürtel abnimmt, und der Marquisin überreicht)
Den König haben sie erzürnt, nicht mich,
drum nehmen sie diß Denkmal meiner Gnade
und dieser Stunde. – Meiden sie das Reich –
Sie haben nur in Spanien gesündigt,
in meinem Frankreich wischt man solche Tränen
mit Freuden ab – O muß michs ewig mahnen!
(sie lehnt sich an eine Dame, und verbirgt ihr Gesicht)
in meinem Frankreich wars doch anders.
Philipp.
(heftig erschüttert)
Was?
Beim großen Gott! Sie weinen doch wohl nicht?
Ists möglich? – Wie? Elisabeth? – o Himmel!
hat es noch dahin kommen müssen? War
mein graues Haupt zu dieser tödlichen
Beschimpfung aufgehoben, solche Tränen
aus einem solchen Aug zu pressen? – Konnte
ein Vorwuf meiner Liebe sie betrüben,
ein Wort betrüben, das die zärtlichste
Bekümmerniß auf meine Lippen legte?
(er wendet sich gegen die versammelten Granden)
Hier stehen die Vasallen meines Trons!
Sank je ein Schlaf auf meine Augenlieder,
ich hätte dann am Abend jedes Tags
berechnet, wie die Herzen meiner Völker
in meinen fernsten Himmelstrichen schlagen,
ich wüßte dann, was auf den Richterbänken,
und was vor den Altären meines Reichs
verhandelt wird – was an Europa’s Höfen
gebrütet – und was in den Kabineten
der Könige gesiegelt wird – – und solt ich
theilnehmender für Reich und Unterthan,
als für die Gattin meines Herzens beben?
Was hälf es mich, in stolzer Sicherheit
auf allen meinen Tronen mich zu fühlen,
wenn ich von diesem stürzen sollte? – Nein!
Für meine Völker kann mein Schwerd mir haften
und – Herzog Alba. Dieses Auge nur
für meines Weibes Liebe. Schreckenlos
seh ich die Woogen der Rebellion
bis an die Stuffen meines Trones schlagen.
Mein Tron steht fest. Doch wenn in diesem Herzen
der Feind sich zeigt, und dort Empörung ruft,
dann fahre wohl, o Ruhe meines Lebens.
Königin.
(richtet sich schnell auf, verläßt die Dame, und beugt sich sanft gegen den König)
Sind sie beleidigt, mein Gemahl?
Philipp.
Ich heiße
der reichste Mann in der getauften Welt.
In meinen Staaten liegen die vier Winde,
der Ozean ist meines Landes Teich,
die Sonne geht in meinem Reich nicht unter.
Doch alles das besaß ein andrer schon,
wird nach mir mancher andre noch besizen,
Das ist mein eigen.
(indem er die Königin in die Arme schließt)
Was der König hat
ist nur des Himmels Lehengut – gehört
nur seinem Rang – Elisabeth dem Philipp!
(er schweigt eine Zeit lang, heftet einen bedeutenden Blick auf die herumstehenden Grandes, und dann auf die Königin)
Hier ist die Stelle, wo ich sterblich bin.
(er hält wieder inn, und fährt dann unter heftigen Bewegungen fort)
Nur hieher nicht – – o Gott! Nur der Gedanke
wirft mich von allen meinen Tronen, schleudert
aus allen meinen Welten mich! – Nur hieher –
nur hieher, meine Granden, nicht.
Königin.
Entsezlich!
Sie können zweifeln mein Gemahl?
Philipp.
(schaut sich forschend im ganzen Zirkel um)
Ich zähle
die Großen meines Hofs – der erste fehlt.
Wo ist Dom Karlos mein Infant?
Königin.
(sehr beunruhigt)
Bei allem,
was Menschen heilig seyn kann – weichen sie
nicht aus. Erklären sie mir das – sie haben
ein Wort gesprochen, das mich schaudern macht.
Sie fürchten?
Philipp.
(blickt sie scharf an)
Dieses graue Haar doch nicht? –
Wenn ich einmal zu fürchten angefangen,
hab ich zu fürchten aufgehört – – Doch wem
ist mein Infant begegnet?
Domingo.
(tritt hervor)
Mir, mein König.
Philipp.
Und wo war das?
Domingo.
Nachdem ich wohl das ganze
Aranjuez vergebens durchgewandert,
traf ich des Prinzen königliche Hoheit – –
Philipp.
(stürzt ihm rasch in die Rede)
Bei seiner Mutter? – sie erblaßt – sie bebt.
Es ist heraus – es ist – ich bin verrathen.
Königin.
(fällt einer Dame erschrocken in die Arme)
O heil’ger Gott!
Domingo.
Nein, gnädigster Monarch,
bei den Fontainen fand ich ihn. In düstre
Betrachtungen versunken, wie bisher
lag er auf einem Kanapee. Ich war
so dreist, ihn anzureden.
Philipp.
Gut. Bis morgen
seid ihr im Kabinet bei mir – Graf Lerma
und Herzog Alba!
Alba und Lerma.
(treten näher)
König!
Philipp.
Dieser Knabe,
Dom Karl fängt an, mir fürchterlich zu werden.
Er meidet meine Gegenwart, seitdem
er von Alkalas hoher Schule kam.
Sein Blut ist heiß – warum sein Blick so kalt,
so ernst und regelmäßig sein Betragen.
Ein Kind von sieben Jahren schon, schlug er
mit beiden Fäusten einer Königin
ins Angesicht, und seiner Unart müde
verließen graue Diener meinen Hof.
Jezt hör ich keine Klagen mehr – Wie kommt das? –
Das Herzog, das ist irgend ein Komet,
der meinem Horizont sich schrecklich nähert.
Mir graut vor seiner Nachbarschaft. – Seid wachsam.
Seid wachsam, sag ich noch einmal. Der Erbe
so vieler Kronen zählt die Aderschläge
des Vaters ungeduldig nach. Der Kizel,
Gott geich zu werden, hekte Teufel aus.
Seid wachsam, ich beschwöre euch.
Alba.
Ich bins.
So lang ein Herz an diesen Panzer schlägt
mag sich Dom Philipp ruhig schlafen legen.
Wie Gottes Cherub vor dem Paradieß
steht vor des Königs Leben Herzog Alba.
Der Streich, der meinem König gilt, muß erst
den Weg durch mich und Christus Kirche suchen.
Zwar weiß ich, wer mich tödlich haßt. Mein Name
steht obenan auf Karlos Todenliste,
doch fürcht ich nichts, denn – Gott ist mit verdammt.
Lerma.
Darf ich dem weisesten der Könige
mich demuthsvoll zu widersezen wagen?
Ich läugne, was der Herzog sprach. Zu tief
verehr ich meines Königs Majestät,
als seinen Sohn so übereilt zu richten.
Ich fürchte viel von Karlos heißem Blut,
doch nichts von seinem Herzen.
Philipp.
Graf von Lerma,
ihr redet gut, den Vater zu bestechen,
des Königs Stüze wird der Herzog seyn.
Doch morgen mehr – Jezt eil ich nach Madrid.
(er wendet sich gegen das Gefolge)
Mich ruft mein königliches Amt. Die Pest
der Kezerei steckt meine Völker an,
der Aufruhr wächst in meinen Niederlanden.
Es ist die höchste Zeit – ein schauerndes
Exempel soll die Irrende bekehren.
Den großen Eid, den alle Könige
der Christenheit am Krönungstage schwören,
ich will ihn morgen lösen – hundert Opfer
sind reif zum Tod – der Rauch von ihren Flammen
verkündige dem dreimalheilgen Gott,
wie glorreich Philipp seine Schuld entrichtet.
Diß Blutgericht soll ohne Beispiel seyn.
Mein ganzer Hof ist feierlich geladen.
(der Königin den Arm reichend)
Und Sie begleiten mich.
Königin.
(aus einer Betäubung erwachend)
Zum Scheiterhaufen?
Auch mich Barbar? – – – O Gott! sind sie’s, mein König?
Barmherzigkeit! Was wollen sie? Wohin?
Ich bin ein Weib – ein weiches Weib – ein Mensch.
Philipp.
Auch eine Christin hoff ich. Kommen sie
es zu beweisen.
Königin.
Schrecklich! Nimmermehr!
Philipp.
Was? Nimmermehr?
Königin.
Erbarmung, mein Gemahl.
Ich kann es nicht – verschonen sie – mir schaudert –
ich kann das traurige Gericht nicht sehn.
Philipp.
So lernen sie’s und folgen!
(mit Ungeduld sie am Arm nehmend)
Königin.
(die sich mit Abscheu und Entschlossenheit von ihm losmacht)
Eh zum Tode!
Philipp.
(bleibt erstaunt stehn, und ruft unter die Versammlung)
Was hör ich? Was entdeck ich? – Spanier!
Schimpf eurem Gott und der kathol’schen Lehre!
Die Königin des Reichs – Dom Philipps Frau –
des allerchristlichsten Monarchen Tochter,
erklärt sich laut für eine Kezerin!
Königin.
(wirft sich dem König erschrocken in den Arm)
Nein, so wahr Gott mir helfen soll! – Ich folge.
(der König führt sie hinweg. Man hört Musik, und der ganze Hof folgt nach.)
Karlos und der Marquis,
(welche von der entgegengesezten Seite herauskommen)
(Karlos hat die Briefe in der Hand, die die Königin ihm beim Abschied gegeben, und zeigt jezt die freudigste Entschlossenheit für das bedrängte Flandern zu handeln, ganz wieder Held zu seyn, sich ganz dem Wohl seiner Völker hinzugeben, und auf keine andre Belohnung Anspruch zu machen, als auf das Wohlgefallen der Königin. Die Gefahr ist die höchste. Der Herzog von Alba soll mit einer Armee in die Niederlande rücken, die Rebellen zu züchtigen. Dieses abzuwenden, beschließt der Prinz Audienz beim König zu suchen, und das Gouvernement dieser Staaten von ihm zu begehren. – Der Marquis sollte in Spanien bleiben, und zwischen der Königin und ihm eine geheime Verbindung fortsezen.)
Graf Lerma. Die Vorigen.
(Der Graf kommt und meldet dem Prinzen, daß der König mit dem ganzen Hof nach Madrid aufgebrochen sei, und den Befehl hinterlassen habe, daß der Prinz dahin folgen solle, dem Auto da Fe beizuwohnen. Karlos spricht mit Abscheu und Heftigkeit von diesem Gericht, verspricht aber zu erscheinen, und schickt den Grafen hinweg.)
Karlos. Der Marquis.
(Der Prinz hat bemerkt, daß sich Dom Rodrigo in Gegenwart des Grafen fremd und zurückhaltend gegen ihn betragen,
und alle Steifigkeiten des spanischen Zeremoniels gegen ihn beobachtet hatte. Er dankt ihm für diese Delikatesse, lobt seine List, bittet ihn aber, sobald sie allein beieinander wären, jeden Unterschied des Stands zu vergessen.)
Karlos.
– – – Aus unserm Bunde sei
diß weinerliche Possenspiel verwiesen.
Berede dich, wir beide hätten uns
auf einem Ball mit Masken eingefunden.
In Sklavenkleider Du – und ich aus Laune
in einen Purpur eingemummt. So lange
der Fasching währt, verehren wir die Lüge,
der Rolle treu, mit lächerlichem Ernst,
den süßen Rausch des Haufens nicht zu stören.
Doch durch die Larve winkt dein Karl dir zu,
du drückst mir im Vorübergehn die Hände,
und wir verstehen uns.
Marquis.
Der Traum ist göttlich.
Doch wird er nie verfliegen? Ist mein Karl
auch seines eignen Selbsts gewiß genug
mit eines Trons allmächtiger Verführung
die unerhörte Wette einzugehn?
O Ueberlegung theurer Prinz. Wir wagen,
was seit Erschaffung dieser Welt noch nie
zu Stande kam – sie ein Monarchenkind,
ich ihr Vasall, und wollen Freunde werden?
(der Prinz wird nachdenkend. Der Marquis bemerkt es, und fährt ernsthafter fort)
Noch ist ein großer Tag zurück – ein Tag,
wo dieser Heldensinn – ich will sie mahnen –
auf einer schweren Probe sinken wird.
Dom Philipp stirbt. Karl erbt das gröste Reich
der Christenheit – ein ungeheurer Spalt
reißt vom Geschlecht der Sterblichen ihn los,
und Gott ist heut, wer gestern Mensch noch war.
Jezt hat er keine Schwächen mehr. Die Pflichten
der Ewigkeit verstummen ihm – Die Menschheit
(noch heut ein großes Wort in seinem Ohr)
verkauft sich selbst, und kriecht um seine Launen.
Sein Mitgefühl löscht mit dem Leiden aus,
und Wollüste verklagen seine Tugend,
für seine Thorheit schickt ihm Peru Gold,
für seine Laster zieht sein Hof ihm Teufel.
Er schläft berauscht in diesem Himmel ein,
den seine Sklaven staatsklug um ihn pflanzen,
lang wie sein Traum währt seine Herrlichkeit,
und wehe dem, der ihn barmherzig weckte!
Was aber würde Rodrigo? O würde
mein Anblick nicht – Befragen sie sich selbst –
an dieser Wonne lügenhaften Spiegel
den trüben Athem der Vernichtung hauchen?
Wir wollen zeitig scheiden, Prinz. Die Freundschaft
ist wahr und kühn – Die sieche Majestät
hält ihren fürchterlichen Stral nicht aus.
Den Stolz des Bürgers könnten sie nicht dulden,
ich nicht den Troz des Fürsten.
Karlos.
(nachdem er etlichemal stark auf und nieder gegangen)
Wahr und schrecklich
ist dein Gemählde von Monarchen. Ja,
ich glaube dir – doch nur die Wollust schloß
dem Laster ihre Herzen auf – – Ich bin
ein drei und zwanzigjähr’ger Jüngling – Prinz –
und Spanier, und feurig kocht mein Blut
und feuriger begehren unsre Weiber.
Doch Rodrigo – sieh, unaussprechlich groß
ist die Empfindung – unter dem Bekänntniß
hebt sich mein Busen königlich empor –
rein bin ich noch, rein wie aus Mutterleibe.
Was vor mir Tausende gewissenlos
in schwelgenden Umarmungen verpraßten,
des Geistes beste Hälfte, Männerkraft,
hab ich dem künft’gen Herrscher aufgehoben.
Der Wollust Pfeil zerbrach an dieser Brust,
lang, ehe noch Elisabeth hier herrschte –
ob ich ihn jezt noch fürchte? – Rodrigo?
Was könnte dich aus meinem Herzen drängen,
wenn es nicht schöne Weiber thun?
Marquis.
Ich selbst.
Könnt ich so rein und innig sie noch lieben,
wenn ich sie fürchten müßte?
Karlos.
So erklär ich
dich zum Vasallen einer fremden Macht.
Marquis.
Dann würde Karl den Glücklichen vermeiden,
der seiner Gnade spotten kann.
Karlos.
So will ich
durch einen fürchterlichen Eid mich binden.
Marquis.
Sie können nur bei Gott im Himmel schwören,
und was er droben ist, sind sie alsdann
auf dieser Welt – und brechen ihn sich selber.
Karlos.
(nach einem langen Stillschweigen mit zärtlicher Wehmuth)
O sieh, ich bringe diesem Bürgerkinde
(das erste Beispiel von den Fürsten allen)
das Herz von einem Königssohn – der Bürger
will Stolz mit Stolz beschämen, überlegt,
(das erste Beispiel von den Bürgern allen)
ob er’s auch nehmen will?
Marquis.
(mit lebhafter Entschlossenheit)
Wohlan! ich weiche,
hier meine Hand –
Karlos.
Der Meinige?
Marquis.
Auf ewig,
und in des Worts verwegenster Bedeutung.
Karlos.
Auf Du und Du?
Marquis.
Auf immerdar und ewig.
Karlos.
Auf Du und Du?
Marquis.
(fällt ihm um den Hals)
Dein Bruder.
Karlos.
Unerschüttert
bei jeder höhern Stuffe meines Glücks?
So treu und warm, wie heute dem Infanten,
auch dermaleins dem König zugethan?
Marquis.
Das schwör ich dir.
Karlos.
Auch dann noch wenn der Wurm
der Schmeichelei mein unbewachtes Herz
umklammerte – wenn dieses Auge Tränen
verlernte, die es sonst geweint – diß Ohr
dem Flehen sich verriegelte, willst du
ein schreckenloser Hüter meiner Tugend
mich kräftig fassen, meinen Genius
bei seinem großen Namen rufen?
Marquis.
Ja!
Karlos.
So tritt herunter, gute Vorsehung,
laß dich herab ein Bündniß einzuseegnen,
das neu und kühn und ohne Beispiel ist,
seitdem du oben waltest.
(er faßt Rodrigo’s Hand und hält sie gegen den Himmel)
Hier umarmen,
hier küssen sich vor deinem Angesicht
zween Jünglinge, voll schwärmerischen Muths,
doch edlern bessern Stoffs als ihre Zeiten,
getrauen sich den ungeheuren Spalt,
wodurch Geburt und Schicksal sie geschieden,
durch ihrer Liebe Reichthum auszufüllen,
und größer als ihr Loos zu seyn – hierunten
nennt man sie sonst Monarch und Unterthan,
doch droben sagt man Brüder.
Marquis.
Lächle freundlich
auf dieses schöne Hirngespinnst herab,
erhabne Vorsicht! – die Vernunft der Weisen
sprach deiner Allmacht dieses Wunder ab,
beschäme sie, und mache wahr und wirklich,
was nimmer seyn wird, nie gewesen war,
laß dieses Bündniß dauren.
Karlos.
Jezt zum König! –
Ich fürchte nichts mehr –
(seinen Arm um Rodrigo’s Hals schlingend)
Arm in Arm mit Dir –
So fodr’ ich mein Jahrhundert in die Schranken!
(sie gehen ab.)
Thalia/Erster Band | Dom Karlos – Teil 2 » | |
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