Ein Epiker

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Epiker
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 846
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[846] Ein Epiker. Es ist eine Reihe von Jahren her, daß einer unserer ältesten Mitarbeiter, Ludwig Storch, über ein neues Epos, das damals von Julius Grosse erschienen und „das Mädchen von Capri“ betitelt war, folgendermaßen schrieb: „Unserer Ueberzeugung nach ist das ‚Mädchen von Capri‘ eins der besten Erzeugnisse der neuen deutschen Poesie überhaupt, und in der lyrisch erzählenden Gattung ist seit ‚Hermann und Dorothea‘ nichts, das diesem Werk Grosse’s gleich käme, erzeugt worden. Ein echtes, gesundes Flügelkind jener wunderbaren Verbindung des antiken Geistes mit der modernen Weltanschauung ist es vom Schöpferhauche Homer’s und Goethe’s gleich stark durchglüht.“ Ein größeres Lob konnte dem Dichter nicht ausgesprochen werden, der inzwischen rüstig fortgearbeitet und in einer ganzen Reihe neuer Epen, wie in dem prächtigen, farbenfrischen Hochlandsidyll „Gundel vom Königssee“, in den mit orientalischen Farben tief gesättigten und phantastisch ausgestatteten Dichtungen „Tamarena“ und „Farek Musa“, in dem erschütternden Liebesdrama „Owaja“ u. A. auf’s Neue seine Meisterschaft in der Naturmalerei jeder Art, in der lebensvollen Schilderung eigenthümlicher Charaktere und in der Beherrschung volltönender, melodisch hinreißender Rhythmen gezeigt hat. Schon das verdiente die höchste Anerkennung in einer Zeit, da die Poesie im eigentlichsten Sinne des Wortes weniger und weniger gepflegt wird und die meisten Talente auf dem Gebiete der Erzählung sich der geschmeidigeren und gefügigeren Prosa zugewendet haben, wenn auch nicht zugleich und ganz besonders hervorgehoben werden müßte, daß gerade Grosse vor Vielen zu den unermüdlichsten Pflegern des wirklich Idealen und wirklich Schönen im Reiche der Kunst zählt. Um so lieber zeigen wir unsern Lesern an, daß die meisten Epen Grosse’s in einer von Künstlern, wie Thumann, Marschall, Watter, reich illustrirten und sechs mäßige Bände umfassenden Prachtausgabe (Berlin, Lipperheide) unter dem Titel „J. Grosse’s Erzählende Dichtungen“ soeben erschienen sind. Die Sammlung wird sicher auf dem Weihnachtstisch eines jeden Hauses, wo noch echte Poesie gepflegt wird, eine willkommene und würdige Gabe sein.