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Ein Geständniß Ernesto Rossi’s

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Textdaten
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Titel: Ein Geständniß Ernesto Rossi’s
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 596
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[596] Ein Geständniß Ernesto Rossi’s. Der auch in Deutschland gefeierte italienische Künstler giebt unter dem Titel: „Vierzig Jahre Künstlerleben“ seine Memoiren, von denen soeben der erste Band erschienen ist, in seiner Muttersprache heraus; er hat sich jetzt sehr eifrig der schriftstellerischen Thätigkeit zugewendet; denn erst vor zwei Jahren ist ein Werk seiner Feder mit Lebenserinnerungen und kritischen Erläuterungen dramatischer Charaktere der deutschen Sprache angeeignet worden. Rossi weiß lebhaft zu erzählen und sagt sich selbst gelegentlich manches Gute nach; doch fehlt es auch nicht an offenherzigen Bekenntnissen. So erklärt denn Rossi selbst es für unkünstlerisch, daß ein Schauspieler seine Kunst ausübe in Gemeinschaft mit andern, die eine andere Sprache sprechen; sein künstlerisches Gewissen empöre sich dagegen – und doch müsse er sich immer wieder dies Opfer auferlegen; denn sein Versuch, mit einer italienischen Truppe Nordamerika zu durchreisen, sei gescheitert; immer wieder müsse er im fremden Lande mit fremden Schauspielern zusammenwirken.

Wie der Künstler darüber denkt, ist seine Sache; aber das Publikum, besonders das deutsche, sollte eigentlich sich solchen Sprachmischmasch nicht gefallen lassen, durch den ja jede Illusion zerstört wird. Wenn Edwin Booth in englischer Sprache, Rossi, Salvini, die Ristori in italienischer Sprache ihre Leidenschaften und Affekte in einer für das große Theaterpublikum unverständlichen Weise zum Ausdruck gebracht, dann werden sie von deutschen Schauspielern abgelöst, welche mit einer weniger genialen Verständlichkeit ihr Pensum in der wohlbekannten Muttersprache hersagen. Das erinnert an die bunten Flecke einer Harlekinsjacke; doch freilich, wer die großen Künstler des Auslandes kennen lernen will, der muß diesen kläglichen Mißstand mit in den Kauf nehmen. Uebrigens hat Rossi selbst das Bestreben gezeigt, ihn nach Kräften zu beseitigen; er hat ja Gutzkow’s „Königslieutenant“ in deutscher Sprache gespielt. Doch ein Künstler, der eine fremde Sprache spricht, ist wie ein ans Land geworfener Fisch: er zappelt, aber er schwimmt nicht mehr.