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Ein Späßchen

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Textdaten
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Autor: H. Villinger
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Titel: Ein Späßchen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 240–241, 256
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[240–241]

Ein Späßchen.0 Von L. Blume-Siebert.

[256] Ein Späßchen. (Mit Illustration S. 240 und 241.) Es ist Sonntag; der Kronenwirth steht vor der Thür der Wirthsstube, in Hemdsärmeln, die Hände in den Taschen guckt er die feierlich stille Gasse entlang. Da kommen einige Bursche singend und johlend des Wegs daher, und der Kronenwirth denkt laut: „Jetzt, wo werde die einkehre? – Aber,“ unterbricht er seinen Gedankengang, „isch des nit bi Gott, er isch’s – Korle, he, Korle. was bringt Di schon Heim?“

Die Bursche kommen näher, sie lachen und schreien alle durch einander; der aber, der jetzt dem Kronenwirth die Hand zum Grüß Gott hinstreckt, der sauberste von allen, sagt statt jeder Antwort: „Wo isch se?“

Aber der Alt’ schüttelt den Kopf: „A biwahr, a biwahr, was Di heim bringt, Herr Soldat – drei Johr sin no nit um –“

„I bin halt Dispositions-Urlauber,“ entgegnet der Bursche, thut einen lauten Juchzer und wiederholt, den Kopf zur Thür hinein streckend: „Wo isch se?“

„Wart – wart – wart ä bisle,“ schreit der Kronenwirth und fährt in seinen weißen Rock und setzt den Dreimaster auf, „se sin alle drübe bi der Aeltscht – ’s isch jo der Xaverle ihr Geburtstag –“

Damit rennen sie mit einander über die Gasse, der Alt’ und der Bursche sich fortwährend den Vorrang ablaufend, die Andern vergnügt schwatzend hinter drein.

Am Haus der „Aeltscht“, vor der Stubenthür giebt aber der Kronenwirth dem ungestüm drängenden Burschen einen Stoß: „Nur z’ruck bliebe – z’erscht kumm i, i bin der Vadder –“ Und sachte öffnet er die Thür – da sitzen sie beim Kaffee, das Xaverle mit dem Rücken gegen die Eintretenden – schnell springt der Alt’ auf das sich eben umwendende Mädel zu, schließt ihr die Augen und schreit ihr in die Ohren: „Nu roth’, wer kummt?“ Der Bursch bleibt unter der Thür, er will dem Alten den Spaß nicht verderben, und so steht er, schaut seinen Schatz an und lacht mit dem ganzen Gesicht, die sich neugierig vordrängenden Kameraden zurück haltend. Die „Aeltscht“ und ihr Mann sagen kein Wort, sind von Herzen vergnügt über das Ereigniß – nur des Kronenwirths Jüngste, die grad das Brot anschneidet, schaut bald ein bisle überrascht nach dem Alten, bald ein bisle zaghaft nach den lustigen Burschengesichtern.

Aber der „Vadder“ haltet auch das Xaverle gar so lang fest – schon eine ganze Weil ist’s her, daß sie „Jesus Maria“ geschrien hat – nun aber lacht sie – und wie lacht sie! Denn, wenn sie ihn auch nicht sieht, den Burschen an der Thür – sie fühlt’s: er isch’s – er isch’s!H. Villinger.