Ein litterarischer Schutzmann
[483] Ein litterarischer Schutzmann. Das Verdienst, das sich unsere Schutzmänner um die öffentliche Sicherheit erwerben, wird man gewiß
mit Freuden anerkennen; wer empfindet nicht ein Gefühl von Beruhigung, wenn er zur Nachtzeit die wackeren Träger der Pickelhauben über die
Straßen patrouilliren sieht? Anstrengend genug ist ihr Dienst – und man muß um so mehr erstaunen, wenn man erfährt, daß es einen
Berliner Schutzmann giebt, der noch Muße für litterarische Beschäftigung gefunden hat. Adolf Schulze hat das Werk des Obersten Tscheng Ti
Tong über China und die Chinesen ins Deutsche übertragen, eben so das Werk Arthur Pougin’s über „Verdi“, außerdem den in der „Schles. Ztg.“
veröffentlichten Roman „Schneeblume“ von der Fürstin Kantacuzène. Auch verfaßt er Novellen und Romane und hat, mit der Bewilligung
seiner Vorgesetzten, eine Schrift. „Aus dem Notizbuche eines Berliner Schutzmanns“ herausgegeben, welche gewiß manches interessante Ereigniß
aus dem Berliner Straßenleben darstellen wird. Dieser sprachenkundige und schriftstellerisch thätige Schutzmann zeigt, daß man bei Talent
und Neigung in allen Lebensstellungen noch Muße finden kann zu literarischem Wirken und Schaffen. †