Eine neue Dichtung von Rudolf Baumbach

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Titel: Eine neue Dichtung von Rudolf Baumbach
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 648
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Digitalisat des besprochenen Werkes (1888, 2. Tsd.): Internet Archive
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[648] Eine neue Dichtung von Rudolf Baumbach. Die leichtgeschürzte zierliche Muse dieses Dichters strebt immer mehr nach beschaulicher Darstellung, wie die Dichtung „Kaiser Max und seine Jäger“ (Leipzig, Verlag von A. G. Liebeskind) beweist. Zwar fehlt es auch hier nicht an einzelnen anmuthig hingehauchten Liedern und an jenen liederartigen Naturbildern, in denen das Leben der Alpenwelt sich so stimmungsvoll spiegelt, doch überwiegen die breiteren Schilderungen aus dem Hof- und Volksleben, wie die des Reckenspiels und des Johannisfeuers; auch der allbekannte Balladenstoff Kaiser Max auf der Martiuswand ist mit in die Handlung verwebt und in der knappen Form behandelt, welche die Muse Baumbachs liebt. Es ist eine eigenartige Erfindung des Dichters, daß der Nürnberger Schusterbursche Hans Sachs auf seiner Wanderung in die Hof- und Jagdgesellschaft des Kaisers geräth. So ist denn auch etwas Meistersängerei mit in das Gewebe der Dichtung verflochten. Hans Sachs schließt mit einem Jäger Sixt Freundschaft, die aber auf eine harte Probe gesetzt wird: der Jäger liebt Marilene, die Tochter eines Burgmannes und der alten Else; doch beim Johannisfeuer, wo er mit ihr einen unglücklichen Sprung durch die Flammen gethan, entbrennt seine Eifersucht auf Hans Sachs, der, glücklicher als er, von Marilene begünstigt scheint. In einer wilden Scene vergreift er sich an ihm und verletzt ihn aufs schlimmste. Doch nicht Hans Sachs, der Kaiser selbst ist sein Nebenbuhler; man hat ihn gesehen im zärtlichen Zusammensein mit dem Mädchen. Jetzt hegt der Jäger hochverräterische Gedanken und will dem Herrscher selbst an Leib und Leben, bis sich das Räthsel jener zärtlichen Zusammenkünfte löst – der Kaiser ist Marilenens Vater. Da faßt Reue den friedlosen Mann über das, was er gethan und gesonnen hat, doch gewährt ihm ein freundliches Geschick, daß er durch die That dafür Buße thun kann; er ist’s, der den auf der Martiuswand verirrten Kaiser errettet und dann von ihm selbst Verzeihung sowie Marilenens Hand erhält. Einer kleinen Liebschaft von Hans Sachs mit dem anfangs als Bursche verkleideten Mädchen Cilli, der Tochter des Malers Raber, wird auch am Schluß der Dichtung eine verheißungsvolle Aussicht eröffnet.

Als ein Beispiel der kurzathmigen, aber dem Naturleben sinnig abgelauschten Bilder aus der Alpenwelt theilen wir die Schilderung des Frühlings im Hochgebirge mit, welche die Dichtung eröffnet:

„Am Ferner leckt der Sonnenstrahl,
Hoch wallt der Inn durchs weite Thal;
Noch trägt Frau Hill an Berges Rand
Ihr weißes Hermelingewand.
Doch unten weht um Baum und Strauch
Des Frühlings warmer Liebeshauch.
Er küßt die Schlehenblüthe wach,
Bekränzt mit lichtem Grün den Bach;
Er lockt der gelben Primeln Schar
Und strählt der Birke zartes Haar.
Die alte Lärche sturmzerpflückt
Hat er mit Blüthen roth geschmückt;
Den ausgehöhlten Weidenbaum
Im grünen Schopf – man kennt ihn kaum,
Und selbst die alten Wettertannen
Die Aeste wohlig weiter spannen,
Ob ihnen wohl die Sommerszeit
Noch einmal frischen Trieb verleiht.“