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Eine neuentdeckte Wildziege

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Textdaten
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Titel: Eine neuentdeckte Wildziege
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 787
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Wilde Ziege von der Insel Giura. (Capra dorcas.) Nach dem Leben gezeichnet von G. Mützel.

Eine neuentdeckte Wildziege. Wenn mit Hilfe des Mikroskopes neue Thiere aufgefunden werden oder das Schleppnetz aus ungeahnten Tiefen des Meeres noch nie gesehene lebende Wesen zu Tage fördert, so nehmen diese Entdeckungen im Hinblick auf die verbesserten wissenschaftlichen Hilfsmittel nicht Wunder. Aber die Aufgabe, ein neues Säugethier, und noch dazu auf europäischem Boden erjagen zu wollen, hätten die Zoologen für unlösbar gehalten; denn nach allgemeiner Annahme enthält ihr System alle höheren Thiere unseres Erdtheils, so daß für etwaige Eindringlinge nirgends eine Lücke gelassen ist. Trotz alledem ist von dem Forschungsreisenden E. v. Oertzen ein neues europäisches Säugethier entdeckt und damit die Klasse der Wiederkäuer um einen bisher unbekannten Artgenossen bereichert worben. Es ist die auf dieser Seite abgebildete Wildziege (Capra dorcas).

Das kräftig gebaute, im Berliner Zoologischen Garten befindliche Thier ist kleiner als unsere Hausziege und hat ein röthlich gelbes Fell, auf dem sich schwarze Binden über Rücken und Hals kräftig abheben. Seine Heimath ist die nördlich von Euböa (Griechenland) gelegene, schwer zugängliche kleine Insel Joura (Giura), welche wegen ihres Ziegenreichthums von den Alten „Polyaipos“ genannt wurde. In neuerer Zeit ist der Bestand bis auf wenige Exemplare gelichtet. Doch schreibt ein Reisender noch im Jahre 1844: „Auf der unbewohnten Insel wimmelt es von einer Ziegenart; von welcher konnte ich nicht erfahren und trotz aller Anstrengungen und Versprechungen nicht einmal ein Gehörn erhalten. Sie sind so schlimm, daß sie den Jäger anfallen und, wenn er nicht vorsichtig ist, über die Felsen hinabstürzen.“

Der etwa zweijährige Bock im Berliner Zoologischen Garten zeigt die angeborene Wildheit noch in hohem Maße. Mit furchtbarer Kraft rennt er gegen das Gitter, hinter welchem das Publikum steht, und die verbogenen Eisenstäbe lassen zur Genüge erkennen, daß er den Menschen recht gefährlich werden kann. Wahrscheinlich ist die Capra dorcas, und nicht, wie bisher angenommen wurde, die Bezoarziege, die Stammform unserer Hausziege.