Eine originelle Notenzeichnung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: – i.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Eine originelle Notenzeichnung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 18
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[18] Eine originelle Notenzeichnung. (Mit Abbildung.) Nur in dem Kopfe des geistreichen französischen Zeichners J. J. Grandville, der in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts namentlich durch seine satirischen Bilder Bedeutendes zu schaffen wußte, konnte die kecke Idee entstehen, durch Entwürfe, wie die untenstehenden „Noten“, zwei Künste, die Musik und die Zeichenkunst, zu verschmelzen. Wie sonderbar auch dieser Einfall bei näherer Prüfung erscheinen mag, dem genialen Zeichner ist es in der That gelungen, die Noten zu beleben und aus jenen für das Auge so langweiligen Zeichen ein Bild zu schaffen, das auf den ersten Blick den Inhalt des betreffenden Musikstückes errathen läßt oder wenigstens als stimmungsvolle Illustration desselben gelten darf. So bieten uns die Noten der kurzen Melodie der Barcarole, des weltbekannten Liedes der venetianischen Gondelführer, in der Grandville’schen Zeichnung eine vollständige Episode aus dem Fischerleben, in der es weder an Sturm und Unglück, noch an frohen Scenen der glücklichen Heimkehr fehlt. Die Grandville’schen Noten illustriren ungefähr folgende Geschichte: Die Fischer rüsten sich zur Abfahrt und nehmen Abschied von ihren Frauen, von denen eine ihren Knaben dem Vater in das Boot reicht. Sie rudern und segeln bei ruhigem Wetter fröhlich in gleichmäßigem Tempo auf den Wogen, bis die See unruhig wird, der Himmel sich mit zerrissenen Wolken bedeckt und die Boote derart schwanken, daß einer von den Fischern in’s Wasser fällt. Nach diesem kleinen Unfall tritt eine Pause ein, sodaß ein anderer Fischer auf einem Horn lustige Fanfaren erschallen läßt. Doch diese Ruhepause dauert nicht lange, die kleine Seemöve verkündet ein neues Anheben des Sturmes, der also wüthet, daß die Schiffer ihre Hände jammernd gegen den Himmel erheben und ein Boot mit sechs Mann von den Wogen umgeworfen wird. Der Sturm legt sich wieder, wohl treiben die Verunglückten in den Wellen, aber die Geretteten rudern emsig dem Hafen zu, in welchem die besorgte Mutter ihren Knaben wieder in Empfang nimmt.

Barcarole. Nach einer alten Zeichnung von J. J. Grandville.

Unsere musikalischen Leser werden die Bedeutung der einzelnen Striche und Punkte in der Zeichnung sicher erkennen, und wir wollen dieselbe an dieser Stelle nicht erklären, um ihnen die Freude des leichten Enträthselns nicht zu rauben. – Grandville entwarf in ähnlicher Weise eine Reihe von Notenzeichnungen, unter denen wir noch die „Ronde-Tarantelle“, den „Masken-Galopp“ und den „Türkischen Kriegsmarsch“ hervorheben möchten. – i.