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Eine verhängnißvolle Alpenfahrt

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Textdaten
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Titel: Eine verhängnißvolle Alpenfahrt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 111-112
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[112] Eine verhängnißvolle Alpenfahrt. Gewiß sind die meisten unserer Leser der lebens- und schwungvollen Schilderung mit Interesse gefolgt, welche in Nummer 3 des laufenden Jahrgangs dieses Blattes ein Weihnachtsbild aus einem Tiroler See- und Bergwinkel vor Augen brachte. Sie werden daher mir schmerzlicher Theilnahme von dem beklagenswerthen Unfalle hören, der dem Verfasser jenes Artikels, Dr. Heinrich Noë, einem der talentvollsten jüngeren Schriftsteller Baierns, vor Kurzem in der Nähe des Achensees, wo er zeitweilig sein Zelt aufgeschlagen, widerfahren ist. Die Augsburger Abendzeitung berichtet aus München, wie folgt:

„Aller Einreden ungeachtet machte sich Dr. Noë mit ganz einfacher Fußbekleidung auf den Weg von Bertisau nach dem Plumser Joch; nach einiger Zeit begann es auf das Heftigste zu stöbern: Noë irrte vom Wege ab und verlor im fußtiefen Schnee seine Schuhe; es blieb ihm dessenungeachtet nichts anderes übrig, als seinen Weg gleichwohl fortzusetzen; binnen kurzer Zeit hatten sich an seinen Fußsohlen Eisklumpen gebildet, sodaß er deswegen und vor Mattigkeit nicht mehr gehen konnte. Nun schleppte er sich, auf allen Vieren kriechend, nach einer nahen verlassenen Sennhütte und fand dort noch vorräthiges Holz. Hiervon machte er sich Feuer und schmolz das Eis von den Füßen. Leicht vorauszusehen wäre sein Loos gewesen, hätten nicht glücklicherweise des Weges kommende österreichische Grenzwächter, von dem aus der Hütte emporquellenden, übelriechenden Rauch aufmerksam gemacht, den Verirrten entdeckt und nach der nächsten Ortschaft gebracht. Man hat den Unglücklichen mit der Bahn nach Ansbach gebracht, wo seine Eltern leben. Zum Glück scheint indeß der Unfall nicht so ernste Folgen nach sich zu ziehen, wie die ihn jetzt behandelnden Aerzte anfänglich fürchteten, die von Amputation der Zehen beider Füße, ja sogar vielleicht dieser letzteren selbst sprachen. Dr. Noë befindet sich erfreulicher Weise schon auf dem Wege völliger Genesung und wird sicher noch manche Alpenfahrt – hoffentlich aber keine so verhängnißvolle mehr wie die neuliche – unternehmen und schildern können.