Einer Todten
Du glaubtest nicht an frohe Tage mehr,
Verjährtes Leid ließ nimmer dich genesen;
Die Mutterfreude war für dich zu schwer,
Das Leben war dir gar zu hart gewesen. – –
Noch eine Nacht, noch eine war gegeben!
Auch die verrann; dann kam das Morgenlicht.
Mein guter Mann, wie gerne wollt’ ich leben!
Er hörte still die sanften Worte an,
Sorg für das Kind – ich sterbe, süßer Mann.
Dann halbverständlich noch: Nun will ich schlafen.
Und dann nichts mehr; - du wurdest nimmer wach,
Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber;
Dein Kind schrie auf, und dann warst du hinüber.
Das aber kann ich nicht ertragen,
Daß so wie sonst die Sonne lacht;
Daß wie in deinen Lebenstagen
Die Uhren gehn, die Glocken schlagen,
Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
Wie sonst der Abend uns vereint;
Und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden,
Schon Andre ihre Plätze fanden,
Indessen von den Gitterstäben
Die Mondesstreifen schmal und karg
In deine Gruft hinunterweben
Und mit gespenstisch trübem Leben