Einer Todten

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Textdaten
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Autor: Theodor Storm
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Titel: Einer Todten
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aus: Sommergeschichten und Lieder, S. 108-109
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Duncker
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung: Gedicht
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[108]
Einer Todten.

1.


Du glaubtest nicht an frohe Tage mehr,
Verjährtes Leid ließ nimmer dich genesen;
Die Mutterfreude war für dich zu schwer,
Das Leben war dir gar zu hart gewesen. – –

5
Er saß bei dir in letzter Liebespflicht;

Noch eine Nacht, noch eine war gegeben!
Auch die verrann; dann kam das Morgenlicht.
Mein guter Mann, wie gerne wollt’ ich leben!

Er hörte still die sanften Worte an,

10
Wie sie sein Ohr in bangen Pausen trafen:

Sorg für das Kind – ich sterbe, süßer Mann.
Dann halbverständlich noch: Nun will ich schlafen.

[109]

Und dann nichts mehr; - du wurdest nimmer wach,
Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber;

15
Der Athem Gottes wehte durchs Gemach,

Dein Kind schrie auf, und dann warst du hinüber.

2.


Das aber kann ich nicht ertragen,
Daß so wie sonst die Sonne lacht;
Daß wie in deinen Lebenstagen
Die Uhren gehn, die Glocken schlagen,

5
Einförmig wechselnd Tag und Nacht;


Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
Wie sonst der Abend uns vereint;
Und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden,
Schon Andre ihre Plätze fanden,

10
Und nichts dich zu vermissen scheint;


Indessen von den Gitterstäben
Die Mondesstreifen schmal und karg
In deine Gruft hinunterweben
Und mit gespenstisch trübem Leben

15
Hinwandeln über deinen Sarg.