Entsagung (Uhland)
Wer entwandelt durch den Garten
Bei der Sterne bleichem Schein?
Hat er Süßes zu erwarten?
Wird die Nacht ihm selig seyn?
Nieder an des Thurmes Fuße,
Wo es spät herunterblinkt,
Und beginnt zum Saitengruße:
„Lausche, Jungfrau, aus der Höhe
Daß ein Traum dich lind umwehe
Aus der Kindheit Rosenzeit.
Mit der Abendglocke Klang
Kam ich, will vor Tage gehen,
Nicht im Sonnenstrale sehen.
Von dem kerzenhellen Saale,
Wo du throntest, blieb ich fern,
Wo um dich bei’m reichen Mahle
Mit der Freude nur vertraut,
Hätten Frohes sie begehret,
Nicht der Liebe Klagelaut,
Nicht der Kindheit Recht geehret.
Düstre Bäume, glänzet neu!
Daß ich in dem Zauberreiche
Meiner Kindheit selig sey.
Sinken will ich in den Klee,
Wandle her, die schöne Fee,
Und mit Blumen mich beschütte.
Ja! die Zeit ist hingeflogen,
Die Erinnrung weichet nie;
Steht auf trüben Wolken sie.
Schauen flieht mein süßer Schmerz,
Daß nicht die Erinnrung schwinde.
Sage das nur, ob dein Herz
Und es schwieg der Sohn der Lieder,
Der am Fuß des Thurmes saß;
Und vom Fenster klang es nieder,
Und es glänzt’ im dunkeln Gras.
Denk an unsrer Kindheit Schöne!
Nimm ihn hin! ein Edelstein
Glänzt darauf und eine Thräne.“