Erinnerungen aus Afrika
Es war zu Anfang des Octobers 1854, als Sidi-Ben-Jellul, der Kalifat (spr. Kalifa) des Dschebel-Ammur, begleitet von den Vornehmsten seines Stammes, in Algier eintraf, um dem französischen Gouverneur die Zeichen seiner kürzlich erfolgten freiwilligen Unterwerfung zu bringen und dafür den rothen, goldgestickten Burnuß, das Zeichen seiner Anerkennung Seitens der französischen Regierung, in Empfang zu nehmen.
Ben-Jellul, der die Grenzen der Sahara am südlichen Abhange des großen Atlas beherrscht, und ehemals zu den eifrigsten und mächtigsten Anhängern Abd-el-Kader’s gehörte, ist ein Kind der Wüste, und stammt aus einer der nobelsten Familien jener alten Berber-Aristokratie, welche das Vordringen der türkischen Macht in den Sand der Sahara zurückgetrieben hat. Er hatte früher die französischen Städte mit dem seinem Volke eigenen Mißtrauen gemieden; alle unsre Einrichtungen, Sitten und Gebräuche waren ihm und seinem Gefolge vollkommen fremd, aber die Araber schienen es sich zum Gesetz gemacht zu haben, über Nichts zu erstaunen. Sie würdigten die großartigen Bauwerke und reichen Läden kaum eines Blickes – nur das Meer schien Ben-Jellul, der vielleicht nie ein anderes Wasser gesehen hatte, als den schmalen Streifen des Ouëd-Mydroë und die schäumenden Gießbäche seiner Berge, unwiderstehlich anzuziehen. Stundenlang stand er an der Ballustrade des Platzes, der die Aussicht auf das mittelländische Meer gewährt, und schaute mit stillem Entzücken auf die tausend bunt bewimpelten Masten der im Hafen liegenden Schiffe, und folgte mit seinen Adlerblicken den Fischerkähnen, die mit ihren weißen vom Winde geblähten Segeln über das blaue Wasser dahinschossen, wie riesenhafte Möven. Nur die kommenden und gehenden Schiffe schienen die Wißbegierde des Kalifat zu erregen, und um diese zu befriedigen, lud der Commandant der Dampfcorvette „Cameleon“ den Wüstenfürsten zu einem Frühstück am Bord ein.
Am andern Morgen führte das Boot des Capitains eine muntere Gesellschaft, unter welcher sich der Kalifat, sein Sohn, sein Kodja und der Agha seiner Reiterei befanden, dem Schiffe zu.
[571] Die Corvette zeigte sich zu Ehren der seltenen Gäste im vollen Glanz und Schmuck. Die Mannschaften befanden sich in Paradeuniform auf Deck, und präsentirten das Gewehr, die Trommeln wirbelten, das blank geputzte Kupfer der dreißig Karonaden und das Compaßhäuschen blitzten wie Gold im Sonnenlicht. Auf dem Quarterdeck war ein elegantes Zelt mit Festons von rothen schweren Fransen aufgeschlagen und Blumen und Waffentrophäen schmückten die Brustwehr. Die Tafel war mit prächtigem Krystall und Porzellan bedeckt und bot einen Anblick, der ebenso angenehm für das Auge wie für den Magen hoffnungerregend war.
Bis zur Frühstücksstunde führte der Commandant seine Gäste auf dem Schiffe umher, und der Kalifat konnte ganz nach Belieben die einzelnen Theile desselben bewundern. Er ließ sich das Fahrzeug vom Kohlenraume bis zur Cajüte des Commandanten zeigen, und man führte, um ihn vollkommen zu befriedigen, selbst einige kriegerische Evolutionen mit dem Schiffe aus. Bei diesen schnellen, leichten und präcisen Bewegungen konnte er sein Erstaunen nicht mehr verbergen, aber es sollte sich noch steigern, als wir den Maschinenraum betraten. Der Anblick dieses Kunstwerks von polirtem Stahl, dessen einzelne Theile mit ebenso viel Eleganz wie Präcision in einander griffen, trieb seine Verwunderung auf den Gipfel. Sein Auge folgte den Bewegungen der Maschine mit dem Eifer und der Hartnäckigkeit eines Kindes, welches den Mechanismus eines Spielzeuges ergründen will. Er schien durchaus erspähen zu wollen, wo sich die Seele des Werkes versteckte, dessen Thätigkeit und Kraft er sich nicht zu erklären vermochte.
Endlich machte das aufgetragene Frühstück seinen Untersuchungen ein Ende. Die Söhne der Wüste aßen sehr mäßig, bedienten sich dabei ihrer Finger und fanden den Gebrauch, den wir von unsern Gabeln machten, sehr belustigend. Sie tranken nur Wasser und Limonade, während wir den ausgesuchten Weinen des Commandanten alle Ehre erwiesen.
Beim Dessert glaubte der Kalifat, dem die cordiale Gastfreundschaft, mit der er empfangen wurde, zu gefallen schien, sich nicht besser revanchiren zu können, als durch eine Einladung nach dem Dschebel-Ammur. Wir waren in einer Stimmung, die uns eine achtzig Lieues weite Vergnügungsreise, die durch wüste Ebenen und zerklüftetes Hochland führte, wie eine ganz natürliche Sache erscheinen ließ. Die Einladung wurde also angenommen und wir schieden sehr entzückt von unsern neuen Bekannten, die nach zwei Tagen die Stadt verließen, nachdem sie uns nochmals das Versprechen unseres baldigen Kommens abgenommen hatten.
An dem Tage, als wir die liebenswürdige Einladung des Kalifats annahmen, hatten sich wenigstens ein Dutzend Theilnehmer an der Reise gefunden und während einer ganzen Woche blieben auch Alle bei ihrem Entschlusse; als aber der 15. October, der letzte Termin der Abreise, herangekommen war, den wir nicht versäumen durften, wenn wir noch die schöne Jahreszeit benutzen wollten, da fanden fast Alle gute Gründe, sich von der Ausführung des Projectes zurückzuziehen. Es blieben von den Eingeladenen außer mir nur drei, welche fest entschlossen waren, ihr dem Kalifat gegebenes Wort zu halten.
Zwei von meinen drei Gefährten waren eben angekommene Pariser, die nach Abenteuern dürsteten, das Land noch nicht kannten und selbst von Frankreich noch nichts gesehen hatten, als die Bannmeile von Paris und die Straße, welche nach Marseille, dem Orte ihrer Einschiffung, führt. Mein dritter Gefährte, Henri G., ein lustiger Kumpan, der seit Jahren ein vagabondirendes Leben theilte, und Ali, mein arabischer Diener, vervollständigten die Karawane. Ali war ohne Zweifel die eigenthümlichste Personage der Gesellschaft. Er war sechzehn Jahre alt, listig und behend, wie ein Affe, treu und anhänglich wie ein Mann, muthig wie ein Löwe, flink wie eine Gazelle, faul wie eine Schildkröte, und lügnerisch wie fünfundzwanzig Beduinen zusammen, was gewiß nicht wenig sagen will. Zwei Maulthiere, die durch einen Araber geführt wurden, trugen unsere Zelte und Provisionen und zwei Mekalliahs, welche das arabische Bureau zu unserer Verfügung hatte, sollten uns als Führer und Bedeckung dienen.
Wir traten unsern Weg in früher Morgenstunde an, passirten die Stadt Blidah, durchschwammen die reißenden Wasser der Chiffa und kamen am folgenden Abende in Medeah, der alten Hauptstadt der Provinz Titterih, an.
Erst von hier aus gewann unsere Reise einen eigenthümlichen Charakter. Bis hierher hatten wir noch immer Wirthshäuser, ein Obdach und Spuren europäischer Civilisation gefunden, von da ab gab es aber weder Straßen, noch Städte, noch Gasthäuser. Wir trafen nur hier und da noch einen Militairposten, stießen hin und wieder auf die Duars (Zeltdörfer) arabischer Hirten und das von tiefen Schluchten durchschnittene Land wurde immer wilder und einsamer.
Zuweilen genossen wir, Dank unserem Schutz- und Empfehlungsbriefe, die Gastfreundschaft der Kaïeds (Häuptlinge der Nomadenstämme), auf deren Horden wir stießen, nicht selten aber waren wir auch genöthigt, unser Nachtlager an einer Quelle im Schutze eines Palmenwäldchens aufzuschlagen. Wir Beide, Henri und ich, fanden uns ziemlich gut in diese Lebensweise, aber unsere Pariser zeigten sich, obgleich sie sich Mühe gaben, zufrieden auszusehen, wenig empfänglich für die Schönheiten dieser Bivouacs. Sie fanden die riesenhaften Flöhe, die zu Millionen im heißen Sande der Wüste nisten, außerordentlich unbequem und konnten sich nicht daran gewöhnen, ihren Schlaf durch das Gebell des Schakals und das klägliche Geheul der Hyäne unterbrochen zu sehen, welche sich nur durch die angezündeten Feuer in respectvoller Entfernung halten ließen.
Auch die culinarischen Bestrebungen Ali’s, welcher unter unserer Aufsicht und oft sogar mit unserer Mithülfe die Mahlzeiten bereitete, ließen viel zu wünschen übrig. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß ich freilich gestehen, daß er sein Möglichstes that und selbst nie versäumte, die Gärten zu plündern, an denen wir vorüberkamen. Henri bestärkte ihn durch Lobsprüche in diesen verderblichen Neigungen und die gestohlenen Wassermelonen, Orangen und Datteln, sowie einige Rebhühner, die wir schossen, und zwei oder drei Hasen, welche so unvorsichtig gewesen waren, unseren Hunden zu Gesicht zu kommen, bildeten die Hauptbestandtheile unserer Nahrung, deren Zubereitung eine sehr summarische war. An den an Schildkröten reichen Ufern des Ouëd-Mydroë machte ich den Versuch zu einer Schildkrötensuppe, aber ich fand dabei nur neue Gelegenheit, mich zu überzeugen, daß Eifersucht der Grundzug des französischen Charakters ist. Meine Reisegefährten fanden die Suppe abscheulich, während sie hingegen den Arabern, die nicht von jenem Gefühl beherrscht waren, ausgezeichnet schmeckte. Ich, als Chef der Gesellschaft, erklärte sie ebenfalls für delicat.
Wlr waren seit acht Tagen unterwegs, als wir am Duar des Mustapha-Ben-Saïd, eines Vasallen Ben Jelluls, ankamen. Nachdem der alte Muselmann den Firman des arabischen Bureau’s und das Siegel des General Daumas genau betrachtet hatte, sprach er seine Ergebenheit und seinen Eifer, uns zu dienen, mit echt orientalischer Uebertreibung aus, stellte uns zwei große Erdhütten, die mit der von ihm selbst bewohnten in Verbindung standen, zur Disposition und lud uns endlich zu einem Souper ein, bei welchem er mit großer Liebenswürdigkeit die Honneurs machte.
Wir trafen bei dieser Gelegenheit mit einem der berühmtesten Thalebs (Gelehrter, auch Richter) der Gegend zusammen, welcher die neuesten Commentare zum Koran geliefert hatte, und waren nicht wenig erstaunt, zu bemerken, daß er wirklich in den exacten Wissenschaften ziemlich zu Hause war, ganz im Gegensatz zu den meisten seiner Collegen, die sich Thalebs nennen, wenn sie fertig lesen und schreiben können.
Dies Dorf war unser letzter Ruhepunkt. Am andern Morgen saßen wir mit Sonnenaufgang zu Pferde. Der Kaïd erbot sich, uns mit einer Ehrenwache von funfzig Reitern zu begleiten, und ich konnte nicht umhin, bei dieser Gelegenheit die ungewöhnliche Größe seiner Leute und den reinen Typus ihrer Gesichtsbildung zu bewundern, der sich bei den in den Küstengegenden lebenden Stämmen durch die Vermischung der Racen verloren hat. Auch die Pferde waren von seltner Schönheit.
Nach zweistündigem ziemlich schnellem Ritt näherten wir uns den Höhen des Dschebel Ammur. Noch einige Schritte und wir sollten die grenzenlose Sahara vor uns sehen – nur die Bergkette, deren Gipfel wir fast erreicht hatten, verbarg sie noch vor unsern Blicken; da, als wir um die Ecke eines schwärzlichen Felsens bogen, an welchem sich ein arabischer Weg, d. h. eine Art Ziegenpfad hinauf zog, sahen wir plötzlich eine Wolke von Reitern mit wahrhaft erschreckender Schnelligkeit auf uns zukommen. Die Burnusse flatterten im Winde und die lange Reihe der Bewaffneten wand sich wie eine Schlange um den Felsen, an welchem sich der Pfad herabschlängelte. In stolzer Haltung und mit hoch erhobenen Flinten ritt, oder vielmehr flog die Truppe auf uns zu.
[572] Von einem momentanen Mißtrauen überfallen, hielten wir einen Augenblick unsre Pferde an und sahen uns nach unserm Kaïd um, aber sein wohlwollendes, ruhiges Lächeln beruhigte uns und wir hörten nun, daß er Ben-Jellul von unsrem Kommen benachrichtigt hatte, und daß dieser in eigner Person kam, um uns einzuholen. In diesem Augenblicke begrüßte uns die nahende Truppe mit einer tausendfach in den Bergen wiederhallenden Gewehrsalve und wenige Minuten später hatte der Kalifat und sein Sohn uns erreicht. Wir schüttelten uns die Hände auf’s Freundschaftlichste; Ben-Jellul dankte uns mit Herzlichkeit für das Vergnügen, das wir ihm durch unser Kommen bereiteten, während die uns begleitenden Araber seinen Burnuß und seine Steigbügel küßten, und bald darauf ritten wir an der Seite des Wüstenfürsten seiner Residenz zu.
Ben-Jellul ließ das Zeichen seiner Macht, eine grüne, reich mit Gold gestickte Fahne, vor sich hertragen. Er wollte uns mit allem ihm zu Gebote stehenden Pomp empfangen und ich habe diesen Empfang in so dankbarem Gedächtnisse, daß ich von den Leistungen der Musiker, die uns ganze anderthalb Stunden mit einer Fanfare von zehn sich ewig wiederholenden Takten regalirten, kein Wort sagen will; aber ich bin fest überzeugt, daß der Director dieser Musikschule nicht allzugroße Mühe gehabt haben kann. um seine Eleven bis zu dieser Höhe der Kunstfertigkeit zu bringen.
Nachdem wir endlich eine Art Avenüe hinter uns gelassen hatten, kamen wie auf einem Platze an, welcher mit einem Wassertrog und einem Brunnen versehen war, und hielten vor dem Palais unsres Wirthes.
Im Vergleich zu den Bauwerken, die es umgaben, konnte man den Palast Ben-Jelluls großartig und prächtig nennen. Es war ein umfangreiches, in maurischem Geschmack erbautes Haus, welches westlich mit einem Säulengange verziert war und aus einem etwas erhöhten Parterre und einer ersten Etage bestand, über welcher sich eine Plattform befand. In der Mitte der Gebäude lag ein Hof, nach welchem hin sich sämmtliche Fenster der Zimmer öffneten.
In diesem Hofe wurden wir empfangen. Ein Springbrunnen kühlte hier die heiße Luft. Die Steinplatten des Fußbodens waren mit Teppichen belegt und hier und da lag ein Kissen, das uns zum Sitze dienen sollte. Etwas seitwärts stand ein niedriger Tisch, mit Schüsseln und Körben besetzt, in denen sich Wassermelonen, Datteln und Feigen befanden. An jedem Ende der Tafel erhob sich eine Pyramide von Orangen; ein Dutzend kleine Tassen, die auf kleinen silbernen Dreifüßen standen, waren für den Kaffee bestimmt, und drei große Gefäße voll Schnee theilten ihre Frische den Limonadenkrügen mit, die man in ihrer Mitte versenkt hatte.
Man servirte den Kaffee und während unsre Araber die Pferde in die an das Haus grenzenden Schuppen brachten, konnten wir nach Belieben das Landschaftsbild betrachten, das sich uns durch die Zwischenräume der maurischen Colonnade zeigte. Im Norden erhoben sich mächtige terrassenförmig aufsteigende dunkle Bergmassen und südlich dehnte sich die unabsehbare, vom Sonnenlicht vergoldete Sahara vor uns aus. Einige ferne Karawanen, die nur wie bewegliche dunkle Linien erschienen, und der leichte Nebel einiger Quellen, der in die Luft aufstieg und hin und her wogte wie ein weißer leuchtender Federbusch, boten die einzigen Ruhepunkte für das Auge. Der Anblick dieses glänzenden unendlichen Sandmeeres macht einen großartigen Eindruck auf jeden für Naturschönheiten empfänglichen Menschen und unser Auge schweifte noch immer ungesättigt bald über die Wüste hin, bald zu den Gipfeln der Berge hinüber, als Ben-Jellul zu uns trat und sich entschuldigte, daß er uns nicht in seinem eignen Palaste aufnehmen könnte. Da Frauen im Hause seien, sagte er, wäre das unmöglich. Dann ließ er uns in ein andres Gebäude führen, welches zwar an seinen Palast grenzte, aber nicht damit in Verbindung stand.
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In dem Gebäude fand Jeder von uns ein Zimmer, das mit einem Ueberfluß von geflochtenen Matten, Thierfellen, großen, weichen, aus Kameelhaaren gefertigten Teppichen und kleinen runden, mit Kupfer unterlegten Spiegeln versehen war. Unser Wirth hatte die Aufmerksamkeit so weit getrieben, uns ein maurisches Bad bereiten zu lassen, das wir mit um so größerer Lust genossen, als wir seit acht Tagen der Hitze, dem Staub, sowie den Angriffen der Muskitos und der Myriaden der schon erwähnten stechenden Insecten ausgesetzt gewesen waren, und Dank den Bemühungen der Benizizabs, welche damit beauftragt waren, uns zu frottiren und zu kneten, fühlten wir uns bald eben so frisch, wie wir vor etwa zwei Stunden erschöpft und ermüdet gewesen waren. Wir empfanden ein unbeschreibliches Behagen, das sich über den ganzen Körper verbreitete, und nachdem wir einen Tschibuk geraucht und uns in gekühlter Orangenlimonade gütlich gethan hatten, wickelten wir uns in unsere Burnusse, streckten uns auf die mit weichen Teppichen belegten Marmorplatten, und waren bald in tiefen erquickenden Schlaf versunken.
Als wir nach vier Stunden erwachten, gingen wir sogleich in’s Freie, denn wir waren förmlich durstig nach Luft und Licht.
Die Aussicht, welche sich uns bot, sollte unser Entzücken und unsere Bewunderung von heute Morgen noch steigern. Man glaubt gewöhnlich, daß sich der Anblick der Wüste immer und überall gleich bleibe, aber dies ist ein Irrthum. Die Veränderungen der Luft und der Wechsel der Beleuchtung, welche fast zu jeder Stunde des Tages stattfinden, wirken auf die Formen und Farben der endlosen Ebene und verändern die Ansicht der Landschaft unaufhörlich. Als wir aus dem Hause traten, war die Sonne eben im Untergehen. Nicht das kleinste Wölkchen war am Himmel zu sehen, nicht das leiseste Geräusch berührte das Ohr; nur ein leichter weißer Nebel stieg hier und da in spiralförmigen Windungen in die stille Luft. Die purpurrothe Scheibe der untergehenden Sonne erschien in ungeheurer Größe und ihre matten Strahlen brachten eine so kalte, todte Beleuchtung hervor, wie bei uns zuweilen die bleiche Decembersonne. Dabei schien es, als wäre die gluthrothe Scheibe mit großen Augen übersäet, die uns unverwandt anstarrten – ich kann nicht beschreiben, welchen eigenthümlichen Eindruck diese merkwürdige Erscheinung auf uns hervorbrachte. Und je tiefer das Gestirn des Tages in sein sandiges Bett hinabsank, je riesenhafter wuchsen die Schatten. Gräser und Halme erschienen in ihren Schattenbildern wie ungeheure Bäume, und die dunklen Umrisse der Palmen streckten sich weit über die Wüste hin, und schossen selbst an den Wänden des weit entfernten Gebirges empor.
Plötzlich wandten wir den Blick von der scheidenden Sonne nach Osten und sahen zu unserer nicht geringen Ueberraschung, daß an der anderen Seite des Berges bereits die Nacht hereingebrochen war und Mond und Sterne ihr mildes Licht über die Gegend ausgossen, während nach Westen hin die Landschaft noch im Sonnenlicht glänzte. Der Pinsel des größten Meisters, die beredteste Feder vermöchte den unbeschreiblichen Reiz dieses Doppelschauspiels nicht wiederzugeben und die Scene nicht zu beschreiben, deren Stille nur durch die klare, kindliche Stimme des Muezzin unterbrochen wurde, der von der Höhe des Minarets die Gläubigen zum Gebet rief.
Einen Augenblick kniete jeder Muselmann nieder, beugte die Stirn in den Staub und rief den Propheten an, dann führten uns unsere Gastfreunde in das Palais zurück, wo uns die „Diffa,“ d. h. die Ehrenmahlzeit, die der Araber seinem Gaste gibt, erwartete.
Die Tafel war gedeckt. Der Kuskussu (ein aus Weizengrütze bereiteter Brei) dampfte in großen Schüsseln. Ein ganzes am Spieß gebratenes Schaf, sowie die ebenfalls gebratene hintere Hälfte einer Gazelle und einige Flaschen Portwein standen vor uns. Der brave Ben-Jellul, der sehr streng gegen sich selbst war, und in seiner doppelten Eigenschaft als Marabout und Kalifat nichts trank als Wasser, glaubte seinen Gott nicht zu beleidigen, wenn er den Bekennern einer andern Religion einen Theil des Tributs vorsetzte, den die Thuaregs (Räuber) der Wüste von irgend einem jüdischen Handelsmanne erhoben hatten. Wir unsererseits tranken den vortrefflichen Wein, trotz seines zweifelhaften Erwerbs, mit philosophischer Ruhe und ohne alle Gewissensbisse.
Die arabische Küche ist außerordentlich einfach. Saucen sind völlig unbekannt. Das gebratene Schaf war mit Datteln, Oliven, Pistazien und spanischem Pfeffer gefüllt, und lag in seiner eigenen Brühe. Die Gazellenkeulen lagen, von Gurken- und Citronenscheiben umgeben, in Palmenessig, der mit Thymian und Salbei gewürzt war.
Der Kalifat besaß zufällig ein Dutzend Teller von englischem Steingut, hatte diese vor uns hinstellen lassen und servirte uns ohne Umstände mit der Hand ansehnliche Portionen von den vorhandenen Gerichten. Wir waren, was arabische Reinlichkeit betraf, bereits vollkommen abgestumpft, außerdem war hier nicht der Ort zu Weitläufigkeiten, denn unsre Magen schrieen laut, und so gingen wir ohne weitere Ueberlegung an’s Werk. Unsere Becher wurden oft gefüllt und geleert, denn die arabischen Gewürze lassen die Pfeffersaucen der französischen Küche weit hinter sich. Die Gazelle und das Schaf waren bald verzehrt und, ich muß es dem Koch unsers Wirthes zur Ehre nachsagen, sie waren ausgezeichnet. Besonders das Schaf war deliciös, und wir haben später noch oft Veranlassung gehabt, mit sehnsüchtigem Verlangen an dies eigenthümliche Gericht zurückzudenken.
Dank der Redseligkeit einiger Gäste, deren Rang nicht die strenge Zurückhaltung und Würde erheischte, zu welcher der Kalifat verurtheilt war, ging das Diner sehr heiter vorüber. Der Kaffee wurde im innern Hofe unter dem Sternenzelte des Himmels servirt, und halb in den Kissen liegend, schmauchten wir eine Cigarre, und verfolgten mit den Augen die eigenthümlichen Figuren der Rauchwölkchen, die vor uns in die Luft stiegen, während drei arme Teufel, Naturkünstler der Gegend, auf Violinen mit zwei Saiten und einer entsetzlichen Guitarre in monotonem Rhythmus kratzten und klimperten.
Ben-Jellul rauchte nicht. Hochgestellte Araber und besonders die, welche zu den Marabouts gehören, erlauben sich niemals diesen vom Koran verbotenen Genuß. Trotzdem wir Europäer gewohnt sind, uns den Muselmann fast nie ohne Pfeife vorzustellen, ist es Thatsache, daß nur die Schismatiker unter den Muhammedanern in dieser Beziehung den Gesetzen des Propheten trotzen. Das Volk, das hier wie überall der Sclave seiner Neigungen ist, raucht ohne Bedenken und ohne Gewissensbisse.
Ich beobachtete den Kalifat, dessen Blicke verriethen, daß er zerstreut war und an Dinge dachte, die ihn sehr in Anspruch nahmen. Unsere Augen begegneten sich endlich – Ben-Jellul streckte mir die Hand entgegen, reichte mir ein grünsammetnes, goldgesticktes Täschchen und gab mir ein Zeichen, es zu öffnen. Ich gehorchte, und fand ein Pergament, auf welchem in den gothischen Schriftzügen des Mittelalters die lateinischen Worte: „Qui credit in me, in aeternum vivet“[1] zu lesen waren. Das viereckige Stück Pergament war allem Anscheine nach aus einem reich verzierten Meßbuche geschnitten – aber durch welchen sonderbaren Zufall kam es in die Hände des Kalifat? Ben-Jellul bemerkte meine fragenden Blicke und ehe ich noch Zeit hatte, ein Wort zu sagen, erbot er sich, uns die Geschichte zu erzählen. Ich rief Ali, um mir Wort für Wort übersetzen zu lassen, und der Fürst begann:
„Ich stamme, wie Ben-Salem, von der Familie des Propheten. Meine Vorfahren sind in Euer Land gekommen (dabei richtete er sich stolzer auf), wie Ihr jetzt zu uns kommt, und eins der Häupter meiner Familie ist dem ruhmgekrönten Abd-er-Rahman über das Meer hinüber gefolgt. Ali-Ben-Jellul-Ben-Omar war zugleich Agha (Befehlshaber der Reiterei) des Sultans und Kalifat des eroberten Landes. Sein Muth, seine Frömmigkeit und Weisheit hatten ihm den Beinamen Bou Allah (Mann Gottes) erworben und trotz seiner Jugend stand er in hohem Ansehen und der Prophet würdigte ihn zuweilen im Traume seiner Erscheinung.
Eines Tages nun, als Ben-Omar spazieren ging, sah er ein [590] schönes Weib, das vor einigen seiner Soldaten floh. Ihr Mann war todt, sie stand allein und ohne Schutz in der Welt und rief das Mitleid des Siegers an. Er ließ sie in seinen Palast führen, gab ihr alle ihre Güter wieder und stellte eine Wache vor ihre Thür. – Ben-Omar und die Christin sahen sich oft. Er war ein großer Feldherr und ein schöner Mann, sie war ein reizendes Weib – sie liebten sich bald und der Muselmann hätte sich vielleicht verführen lassen, seinen Glauben zu den Füßen der Ungläubigen abzuschwören, die ihre Religion nicht aufgeben wollte, als ihm in einer stürmischen Nacht der Prophet im Traume erschien und ihm befahl, die Gegend ohne Säumen zu verlassen und nach Spanien zu ziehen, um dort die Christen zu bekämpfen, welche Krieg gegen die Mauren führten. Erschreckt ließ Ben-Omar seine Waffen und seine Schätze einpacken, sandte einen Boten mit der Nachricht an Abd-er-Rahman und reiste ab. – Wenige Tage darauf, an einem schönen Morgen des Blüthenmonats, ließ sich eine Taube vor Ben-Omar’s Zelte nieder, legte dies Blatt zu seinen Füßen und erhob sich mit der Schnelligkeit des Gedankens zu den Wolken, hinter denen sie verschwand. Es war die Seele der Christin, die am Tage nach Ben-Omar’s Abreise aus Sehnsucht nach ihm gestorben war. Das Pergament ist aber ein Talisman,“ fuhr der Kalifat mit allem Anscheine der Ueberzeugung fort, „der vor bösem Zauber schützt und sich seit Jahrhunderten auf das älteste Glied der Familie vererbt.“
Ben-Jellul verlangte nach Beendigung seiner Erzählung die Uebersetzung der Schrift auf dem Pergamente. Er zweifelte nicht, daß Gelehrte von unserer Bedeutung im Stande sein würden, die Worte der Christin zu entziffern. Wir erzeigten ihm die Gefälligkeit recht gern, erklärten ihm den Sinn des Spruches, konnten aber unsere Heiterkeit nicht unterdrücken, als wir den altgläubigen Muselmann die christliche Reliquie mit Andacht an sein Chapelet befestigen sahen.
Nachdem Jeder von uns eine Anzahl Cigarren geraucht und etwa zehn Tassen des unschädlichen arabischen Kaffee’s genossen hatte, begaben wir uns zur Ruhe, um uns auf die Strapazen des folgenden Tages vorzubereiten, der mit einer Jagd auf wilde Schweine und Gazellen begonnen werden sollte.
Wlr waren mit dem ersten Morgenrothe auf den Beinen. Die Pferde stampften bereits vor der Thür; die Slughis, die Windhunde der Wüste, die zwei Mal so groß sind wie die unsrigen, bellten wie rasend; die großen borstigen Schweißhunde gingen knurrend umher und zeigten ihre ungeheueren Zähne.
Ben-Jellul hatte eins der schönsten seiner Pferde bestiegen, sein Sohn und einige höhere Würdenträger des Stammes begleiteten ihn, etwa funfzig Araber folgten zu Fuße und zu Pferde, fünf oder sechs starke, halbnackte Neger führten die Hunde und die Falkoniere trugen ein halbes Dutzend Geierfalken von der stärksten Art, die bei der Gazellenjagd benutzt werden sollte. Dieser ganze fremdartige, stampfende, lärmende, knurrende Trupp bot, beleuchtet vom Morgenroth der Wüste, den eigenthümlichsten Anblick, den man sich denken kann.
Wlr ritten einen langen Hohlweg hinab und gelangten zu einem Felsenthale, in welchem ein für Pferde und Menschen undurchdringliches Dickicht und ein Sumpf stehenden Wassers unserem Vordringen bald ein Ziel setzten. In diesem Dickicht sollten sich wilde Schweine befinden. Die Schweißhunde wurden losgelassen, drangen mit kühnem Muthe in das Gebüsch ein und wir stellten uns ringsum auf, um das zuerst erscheinende Thier mit Flintenschüssen zu empfangen.
Seit einer Viertelstunde folgten wir mit den Augen der Spur der Hunde, die sich durch die Bewegung der Büsche verrieth, und noch zeigte Nichts das Dasein eines Wildschweines an. Endlich hörten wir ein anhaltendes Gebell und konnten genau den Weg sehen, den das Thier sich durch Gesträuch und Dornen bahnte; drei der zusammengekoppelten Windhunde wurden losgelassen und bald darauf stürzte ein ungeheuerer, borstiger Eber aus dem Gebüsch. Die Windhunde hatten ihn mit wenigen Sprüngen erreicht; der schnellste von ihnen griff den Eber mit Ungestüm an, empfing aber in dem Augenblicke, wo er seine Zähne einschlug, einen so kräftigen Schlag mit den Hauern, daß das ungeheuere Thier zehn Schritte weit hinweggeschleudert wurde und kaum die Kraft hatte, sich wieder zu erheben.
Obgleich aber dies mit der Schnelligkeit des Gedankens vor sich gegangen war, hatte es den übrigen Windhunden doch Zeit gegeben, sich ebenfalls zu nähern, und der Eber wurde von Beiden zugleich am rechten Ohre gepackt. Er stieß ein lautes Gegrunze aus und machte einen ungeheueren Sprung, in welchem er seine beiden Feinde, die ihn mit ihren Zähnen festhielten, wie mit eisernen Zangen, mit fortriß. Jetzt ließ man die zwei andern Hunde los und Menschen und Thiere stürzten sich dem Eber nach durch die enge Schlucht, die von Geschrei, Hundegebell und Pferdegetrappel wiederhallte.
Trotz ihrer Geschwindigkeit konnten die letzten beiden Hunde den Eber nicht erreichen; der eine der beiden Slughis, die ihn zuerst packten, hatte seine Beute losgelassen, der andere hielt noch immer fest, da drängte sich der Eber plötzlich in einen Winkel der steil aufsteigenden Felswand, kehrte seinen Verfolgern den Rüssel mit den ungeheueren Hauern entgegen, preßte den noch immer an seinem Ohre hängenden Windhund gegen den Felsen, daß er erstickt zu Boden fiel, und wollte sich, seiner Last entledigt, mit verdoppelter Schnelligkeit eben in der Richtung nach der Ebene hin wieder auf den Weg machen, als sich zehn ober zwölf von unseren Flinten zugleich entluden und der Eber fiel. Er hatte, wie sich bei näherer Besichtigung ergab, sechs Kugeln im Leibe.
Die Jagd hatte beinahe drei Stunden gewährt. Wir waren in Schweiß gebadet und mit Staub bedeckt, aber wir wollten noch Jagd auf Gazellen machen, wenn sich eine Heerde dieser Thiere auftreiben ließ. Die Gazelle ist in der Gegend sehr häufig, aber es ist außerordentlich schwer, sich ihr zu nähern. Sie sieht sehr scharf und das geringste Geräusch treibt sie in die Flucht. Man muß die Wachsamkeit ihrer Vorposten täuschen, um sie zu überraschen, oder sie durch Treiber den zum Jagdgrund bestimmten Plätzen zutreiben lassen. Diese schwierige Jagd wird von den Arabern mit großer Geschicklichkeit betrieben. Sie kennen die Gewohnheiten des Thieres und ihr scharfes Auge vermag die Spur des Wildes im feinsten, leichtesten Sande eben so sicher zu verfolgen, wie auf moosigem und rasigem Boden oder auf kahlem Felsengrunde.
Wir wurden an den Eingängen einiger tiefer Schluchten aufgestellt. Die Treiber entfernten sich im Halbkreise und die Falkoniere hielten sich bereit, ihre Thiere loszulassen. Die Zeit der Erwartung schien uns um so länger, da wir unbeweglich und im tiefsten Schweigen verharren mußten und die Hitze auf etwa 42 Grad gestiegen war. Die senkrechten Strahlen der Sonne, die auf uns herabfielen und im Zustande der Ruhe viel unerträglicher erscheinen, als bei zerstreuender Bewegung, durchdrangen glühend unsere Kopfbedeckung und unsere leichte Kleidung und machten unseren Zustand zu einem höchst unbehaglichen.
Seit etwa einer Stunde mochten wir so gestanden haben, als sich plötzlich das verabredete Zeichen, ein schriller Pfiff, hören ließ. Fast zu gleicher Zeit sahen wir eine Heerde von zwanzig bis dreißig Gazellen erscheinen, welche mit der ihnen eigenen fabelhaften Geschwindigkeit auf unsere Linie zustürmten. Da sie nicht rückwärts konnten, ohne den Treibern in die Hände zu fallen, so bogen sie, als sie uns bemerkten, seitwärts ab und passirten unsere Linie in einer Entfernung von etwa hundert Schritt. In diesem Augenblicke wurden die Geierfalken losgelassen und diese stürzten sich mit unerhörter Schnelligkeit auf die Heerde. In einem Augenblicke hatten die behendesten unter ihnen schon ihren Raub gepackt und vier Gazellen, in deren Nacken eben so viele Falken ihre mächtigen Klauen eingeschlagen hatten, blieben sichtlich hinter ihren übrigen Cameraden zurück.
Die hiesigen Geierfalken, welche viel größer und stärker sind, als die unsrigen, werden ganz so verwendet, wie die Falken in alten Zeiten bei uns, nur mit dem Unterschiede, daß man hier nicht nöthig hat, sie mit einer Haube zu bedecken und sie zu befestigen. Sie sind sehr gut dressirt, steigen nicht eher auf, bis ihre Herren das Signal geben und kehren auf dies Signal ebenfalls ohne Zögern zurück.
Haben sie ihre Opfer gepackt, so breiten sie ihre großen Flügel aus, beugen sich zurück und hemmen auf diese Weise den schnellen Lauf des Thieres, während sie es zu gleicher Zeit mit ihrem scharfen Schnabel zu verwunden suchen.
Die zwei Falken, welche auf keine Gazelle gestoßen waren, schwebten in großen Kreisen über der flüchtigen Heerde, die sich von den vier angefallenen Gazellen getrennt hatte. Der Moment, welchen die Vögel erwartet zu haben schienen, war endlich gekommen; die Gazellen beschrieben, ich weiß nicht, warum, in ihrem Laufe einen Bogen und in demselben Augenblicke schossen die beiden Falken [591] mit der Schnelligkeit des Pfeils auf sie herab. Der eine faßte eins der flüchtigen Thiere, der andere war weniger glücklich.
Damit war die Jagd eigentlich beendigt, denn nach wenigen Minuten waren die von Schmerz und Müdigkeit überwältigten Gazellen eingeholt und zehn Minuten später lagen sie verendend zu unseren Füßen.
Wir kehrten mit Vergnügen, ja sogar mit Ungeduld nach unserem Dorfe zurück, denn es war vier Uhr Nachmittags, und da wir in unserer Sorglosigkelt versäumt hatten, Mundvorräthe mitzunehmen, waren wir fast noch nüchtern. Endlich kamen wir an, und nie ist wohl ein Mittagsessen mit größerem Appetit verzehrt worden, als der Kuskussu des Kalifat. Selbst unsern Parisern schien er vortrefflich.
Der Kaffee wurde auf der Terrasse servirt, und ich betrachtete mehr als zum zehnten Male das prachtvolle Panorama vor mir. Um einige Punkte genauer unterscheiden zu können, zog ich mein Opernglas, das ich vorsorglich mitgenommen hatte, aus dem Etui. Der Kalifat folgte allen meinen Bewegungen mit Aufmerksamkeit und ich sah, daß nur seine rücksichtsvolle Höflichkeit ihn abhielt, mich um den Zweck des Instrumentes zu fragen. Ich reichte ihm also das Glas und forderte ihn auf, durchzusehen – kaum hatte er das aber gethan, als er in Ausrufungen des Erstaunens und der Freude ausbrach. Der Kalifat beschäftigte sich lange mit dem Glase, und als er es mir endlich zurückgab, schien er es nur mit Bedauern zu thun.
„Das muß wohl sehr theuer sein,“ meinte er.
„Nein,“ entgegnete ich, „ich bitte Euch, es als ein Andenken an unsern Besuch zu behalten.“
„Aber es ist jedenfalls ein Werk des Teufels, und Gott verbietet alle Zauberei;“ antwortete er zögernd.
Ich drang weiter in ihn, das Glas zu behalten, und er kämpfte sichtllch zwischen dem Wunsche, es zu besitzen, und der Furcht, eine große Sünde zu begehen, oder auch vielleicht dem Bedenken, mich eines Gegenstandes zu berauben, der mir lieb war. Endlich besiegte ich seine Scrupel, und er übergab das Glas seinem Agha, der sich ohne Zweifel beeilte, ihm einen Platz zwischen den Waffen und dem Kriegsgeräth seines Herrn anzuweisen.
Wie wir am Abend noch hörten, hatten die zu diesem Zwecke ausgesandten Leute die Spuren des Löwen aufgefunden, welcher seit einiger Zeit die Heerden des Stammes decimirte, und kaum war am andern Morgen die Sonne aufgegangen, als wir, zur Jagd gerüstet und mit ausreichendem Mundvorrath versehen, der Oase von Sebaün-Aiun (der Oase der sechzig Brunnen) zuritten. Sie liegt an einem kleinen Gewässer, das sich in den Chelif ergießt, und wird von einem großen Walde begrenzt, der sich am Ufer dieses Flusses hinzieht. Wir hatten fünfzehn Lieues in nördlicher Richtung zurückzulegen, ehe wir unser Ziel erreichten.
Zwei Stunden nach unserem Aufbruche fühlten wir, daß uns der schreckliche Wind der Wüste, der Sirocco, bedrohte. Die Ebene hinter uns glich dem aufgeregten Meere und vor uns trieb der Wind mächtige Sandwolken empor. Trotz der Ungewohntheit ertrugen wir diese Beschwerden und eine Temperatur, welche geeignet schien, Eier in der Schale hart zu kochen, ziemlich gut. Aber die Karawane kam nur langsam vorwärts. Unsere Pferde schienen dem verderblichen Einflusse des glühenden Windes zu erliegen. Wir befanden uns im buchstäblichen Sinne des Wortes wie in einem gut geheizten Backofen.
Unter solchen Umständen war an diesem Tage nicht an die Jagd zu denken. Menschen, Pferde und Hunde waren wie gelähmt, und so beschlossen wir, bei dem Kaïd von Sebaün-Aiun ein Unterkommen zu suchen, und den Kampf mit dem Löwen auf morgen zu verschieben. Nachdem wir diesen Entschluß gefaßt hatten, ritten wir in tiefem Schweigen weiter, und selbst der unermüdliche Schwätzer Henri war stumm, wie eine Sphinx von Granit.
Der Kaïd empfing uns mit großer Gastfreundschaft. Hungrig wie wir waren, aßen wir, obgleich ohne allen Appetit, ein riesenhaftes von zwei Straußeneiern bereitetes Omelette und etwas Kuskussu und streckten uns dann, von Hitze und Anstrengung tief erschöpft, auf eine lange Matte.
Gegen Abend drehte sich der Wind. Er wehte jetzt von Nord-West, und brachte mit einigen Tropfen Thau eine etwas erträglichere Temperatur. Wir verließen unsere Zelte, um die Betäubung, die auf uns lag wie Blei, von uns abzuschütteln, und hörten plötzlich die Tön eines Tambourin und einer Pfeife, die uns ein Marionettentheater in der Nähe vermuthen ließen. Henri wollte sogar aus diesen Tönen auf die Gegenwart eines Savoyarden schließen, und um uns in dieser Frage Gewißheit zu verschaffen, verfügten wir uns so schnell wie möglich nach dem öffentlichen Platze, welcher etwa sechzig Fuß im Geviert messen mochte und mit einer hohen Hecke von Cactus und Aloe umgeben war. In der Mitte desselben bemerkten wir einen dichten Knäuel von Männern und Kindern, die im Kreise um einen Araber geschaart waren, der irgend eine Litanei psalmodirte, während ein Negerknabe auf einer Art von Flageolet mit zwei Löchern blies.
Der in der Mitte des Kreises stehende Araber hatte eine lange Ruthe in der Hand, mit welcher er fremdartige Figuren in den Sand zeichnete, während er mit großen, regelmäßigen Schritten im Kreise um einen blauen am Boden liegenden Sack herumsprang, und bei jedem Schritte drei- oder viermal um sich selbst drehte, wie ein Kreisel.
Das Auditorium lachte und schauderte abwechselnd und verfolgte mit ungetheilter Aufmerksamkeit alle Bewegungen, Gesten und Worte des Mannes. Wir fragten, was die Scene zu bedeuten habe, und einige Araber antworteten lachend und mit bedeutsamem Achselzucken: „Mabul, mabul!“ (Er ist wahnsinnig.) Indessen sprang und drehte sich der Mann immer fort, Schaum trat ihm auf die Lippen und die Scene nahte sich offenbar ihrer Entwickelung. Die Aufmerksamkeit war bis auf’s Aeußerste gespannt und der Zuschauerkreis war so still, daß man nichts als das dann und wann ausgestoßene rauhe Geschrei des Fanatikers hörte. Plötzlich näherte er sich dem Sacke, lösete den Knoten der Schnur, die ihn zusammenhielt, befahl dem Kinde mit der Pfeife Schweigen, murmelte in näselndem, klagendem Tone eine neue Litanei, und holte dann eine kleine Pfeife aus der Tasche, welcher er zwei scharfe, schreiende Töne entlockte.
Bei diesem Signal wälzte sich ein Knäuel von Schlangen und Nattern von allen Größen und Farben aus dem Sacke hervor, die sich auf ihren Herrn zuschnellten und ihn mit unzähligen Ringen umschlangen. Der Mann küßte die Thiere, drückte sie zärtlich an sich und liebkoste sie, indem er fortwährend in eigenthümlicher Weise mit den Füßen stampfte. Endlich, als er völlig athemlos und mit Schaum und Schweiß bedeckt war, gab er dem kleinen Neger ein Zeichen, dieser schlug wie toll auf das Tambourin und sogleich lösten die Schlangen ihre Ringe und kehrten, von der Ruthe getrieben, die das Kind dem Tausendkünstler aus der Hand nahm, in den Sack zurück. Sobald die letzte Schlange sich zurückgezogen hatte, drehte sich der Araber nochmals etwa fünf Minuten lang wie ein Kreisel um sich selbst und fiel dann mit offenen Augen, aber starr und leblos, inmitten des Zuschauerkreises nieder.
Alle kehrten nun zu ihren Zelten zurück; wir waren ziemlich die Letzten auf dem Platze, und Ali erklärte uns auf dem Nachhausewege, daß wir einen der Convulsionäre von der Secte der Aichaüa gesehen hatten.
Bei der Rückkehr zu unsern Zelten wartete unser ein anderes Schauspiel. Einige streitende Parteien hatten sich eingefunden, um von der Weisheit des Kalifat einen Rechtsspruch zu erbitten. Das Zelt des Kaïd diente zum Gerichtssaal. Einige arme Teufel, die zu den Füßen des Kalifat kauerten, vertheidigten ihre Sache mit Vehemenz – aber das Urtheil ließ nicht lange auf sich warten und lautete in allen Fällen auf Bastonnade oder eine Geldstrafe.
Zwei der Schuldigen waren zu einer Geldstrafe von vier Duros, ein Dritter zu fünfundzwanzig Stockhieben auf die Fußsohlen verurtheilt und der Chaouk war schon bereit, das letztere Urtheil zu executiren, als wir uns in’s Mittel legten und es durch unsere Fürsprache dahin brachten, daß die Stockschläge in eine Geldstrafe von dreißig Francs verwandelt wurden. Mit großem Bedauern mußten wir aber hören, daß der Betroffene uns nichts weniger als dankbar war. Er hätte lieber funfzig Stockprügel erduldet, als sechs Piaster bezahlt. Erst als wir ihm mit der fraglichen Summe ein Geschenk machten, drückte er seine Dankbarkeit aus und versprach mit großer Weihe, unser in seinem Gebete zu gedenken und uns dem Schutze eines der Mächtigsten im Paradiese, eines gewissen Abd-el-Kader, zu empfehlen.
Nach einer schlaflosen Nacht stiegen wir am andern Morgen zu Pferde und kamen bald bei dem Zufluchtsorte des Löwen, einem von Schluchten durchschnittenen, dichten Walde, an. Wir ritten in geschlossenen Reihen über eine sumpfige Lichtung, auf welcher die Hufe unserer Pferde oft fußtief einsanken. Zwei Neger von Biskara [592] gingen voran und folgten der für ungeübtere Augen völlig unsichtbaren Spur des Löwen, bis diese sich am Fuße eines dunkeln Granitfelsens verlor, dessen Wände senkrecht vor uns aufstiegen. Es war nicht denkbar, daß der Löwe eine Höhe von mehr als sechzig Fuß hätte überspringen können – er mußte sich also links oder rechts gewendet oder in eine Höhle versteckt habenm die unseren Augen vielleicht durch das dichte Gebüsch verborgen war.
Wir erschöpften uns in Muthmaßungen, als einer der beiden Neger uns auf einen bedeckten Gang aufmerksam machte, der an der Seite des Felsens hinauflief. Nach besonderen Zeichen glaubte er schließen zu dürfen, daß das Thier seinen Weg hier hinauf genommen hätte, aber es war unmöglich, ihm auf diesem Pfade zu folgen, wir hätten denn auf Händen und Füßen hinaufkriechen müssen. Zwei oder drei Hunde, die wir in die Höhlung schickten, um ihre Länge zu erforschen, kamen nach einigen Minuten mit hängenden Ohren und eingekniffenem Schwanze zurück.
Der Felsen mochte etwa vierhundert Fuß lang sein, war von der einen Seite durch einen stinkenden Sumpf, von der andern durch ein undurchdringliches Dickicht begrenzt und mit hohem, stachligem Gebüsch und ungeheueren, gelbblühenden Aloes bewachsen. Die Höhe des Felsens schien eine Art von Plattform zu bilden, die sich nach nordwestlicher Richtung hin senkte. Wir beschlossen nach einiger Ueberlegung, uns nach dieser Seite des Felsens zu begeben und einen Versuch zu machen, ihn von hier aus zu besteigen. Aber es erwies sich als eben so unmöglich, den Sumpf zu durchreiten, als in das Dickicht der anderen Seite einzudringen, und wir fingen schon an, zu verzweifeln, sahen aber bald ein, daß wir die Hülfsmittel unserer Gefährten unterschätzt hatten.
Nachdem der Agha die Befehle seines Herrn empfangen hatte, rief er den Negern zu: „Djib-el-asia!“ und sogleich bewaffnete sich jeder von ihnen mit einem Bund brennender Reiser und begann, das Gebüsch in Brand zu stecken. Die dürren Zweige fingen sogleich Feuer, eine schwarze Rauchwolke erhob sich und fünf Minuten später stiegen die Flammen, vom Winde angefacht, in mächtigen Garben zum Himmel.
Dem Löwen blieb jetzt nur dreierlei übrig. Er konnte sich in den Flammen rösten lassen, sich in den Sumpf werfen oder den Weg nach der Ebene einschlagen, auf welchem wir eben gekommen waren. Das Letztere war das Wahrscheinlichste, denn die Ebene, welche im Süden vom Dschebel begrenzt wird, bot dem Löwen sicherlich bekannte Verstecke. Jeden anderen Weg versperrte das Feuer.
Nachdem der Brand etwa eine Viertelstunde gewährt und schon mehrere der einzeln stehenden großen Bäume krachend zu Boden gestürzt waren, hörten wir ein mächtiges Gebrüll. Der Feind stieß sein Kriegsgeschrei aus und ich gestehe, ohne zu fürchten, daß einer meiner damaligen Cameraden mich widerlegen wird, daß dieses ein schreckenerregendes ist. Mein Pferd warf den Kopf zurück, spitzte die Ohren und ich fühlte, daß sein ganzer Körper unter mir erzitterte. Da ich den Muth des wackeren Thieres bei anderen Gelegenheiten erprobt hatte, trug seine unverkennbare Angst und Aufregung nicht eben dazu bei, mich über die Bedenklichkeiten zu beruhigen, die in mir aufstiegen. Es war sicher, daß das, was uns erwartete, eher ein Kampf, als eine Jagd war, bei dem ein Sturz, ein falscher Tritt oder ein momentanes Zaudern des Pferdes unser Leben ernstlich in Gefahr bringen konnte, und ich gestehe gern, daß diese Art und Weise, meine Existenz zum Abschlusse zu bringen, durchaus nichts Verführerisches für mich hatte. Selbst Buffon’s Schilderungen des großmüthigen Charakters des Löwen, die mir einfielen, vermochten in diesem Augenblicke nicht, meine Reflexionen freundlicher zu gestalten.
Ein zweites, wuthzitterndes Gebrüll benachrichtigte uns, daß der Löwe nicht mehr sehr fern war. Wir begaben uns mit gespannten Karabinern nach dem einzigen Auswege, welchen das Feuer ihm ließ und zogen uns von da einige hundert Schritt nach der Ebene zurück, um das Thier aus größerer Entfernung herankommen zu sehen. Kaum hatten wir unsere Linie geordnet, als wir den Löwen auf dem nördlichen Abhange des Felsens erscheinen und langsam nach der Ebene herabklettern sahen. Zuweilen blieb er stehen, ließ ein langgedehntes Gebrüll erschallen, peitschte seine Flanken mit dem mächtigen Schweife und schien die Entfernung zu messen, die uns von ihm trennte.
Ich wage, zu bezweifeln, daß irgend Jemand von uns in diesem Augenblicke große Lust gehabt hätte, dem Thiere in der Nähe gegenüber zu stehen. Die Araber versicherten zwar, es würde fliehen, wenn wir uns näherten, aber seine ganze Haltung deutete eher auf einen Angriff, als auf die Absicht zum Rückzug. Die Pferde zeigten fast alle Furcht und Schrecken und die Hunde, selbst die großen Molossen nicht ausgenommen, verkrochen sich zwischen die Beine der Pferde.
Indessen ist der Löwe nicht der Feind, dem gegenüber es gerathen wäre, Zeit zu verlieren und Jeder machte sich bereit, sein Bestes zur Niederlage des Feindes beizutragen. Das Fußvolk war hinter die Reiter postirt und diese hatten den Burnuß zurückgeworfen, die Zügel auf den Hals des Pferdes gelegt und harrten unbeweglich und mit angelegtem Gewehr der Dinge, die da kommen sollten. – Nachdem das vom Feuer verfolgte Thier einige Mal am Rande des Felsens hin- und hergelaufen war, faßte es plötzlich einen entscheidenden Entschluß, sprang von einer Höhe von mindestens zwanzig Fuß herab, fiel brüllend, mit gesträubter Mähne und hochgeschwungenem Schweife etwa 150 Fuß von unsern Posten entfernt zur Erde und schlug in mächtigem Trott die Richtung nach den etwa funfzehn Lieues entfernten Bergen ein.
Als sich der Löwe unserer Linie auf etwa achtzig Schritt genähert hatte, wurde er von einer Flintensalve empfangen, die er mit entsetzlichem Gebrüll beantwortete; aber nichts verrieth, daß eine unserer Kugeln das Thier erreicht hätte; sein Gang war schnell und kräftig. Ein Trupp von etwa zwölf Arabern, an ihrer Spitze Omar-Ben-Jellul, der Sohn des Kalifat, suchte dem Thiere einen Vorsprung abzugewinnen, um ihm den Weg nach den Bergen abzuschneiden, während wir Uebrigen hinter ihm herjagten, so schnell unsere Pferde laufen wollten.
Nachdem der erste Schrecken überwunden war, thaten unsere Pferde ihre Schuldigkeit, aber der Löwe hatte einen Vorsprung von zwei- bis dreihundert Schritt und ein dann und wann von den Arabern abgefeuerter Schuß hatte kein anderes Resultat, als ihn zu nur noch größerer Eile anzutreiben. So folgten wir dem Thiere bereits länger als eine Stunde, ohne daß sich die Entfernung zwischen ihm und uns verkürzte, und schon näherten wir uns den Bergen, die dem Löwen Schutz gewähren und ihn unserer Verfolgung entziehen mußten, als plötzlich Omar mit seiner Truppe erschien und ihm den Weg versperrte.
Einen Moment stand das Thier beim Anblick des neuen Feindes unschlüssig, dann, als schäme es sich dieses augenblicklichen Zauderns, nahm es seinen Weg gerade auf die Reiter zu. Mir trat der Angstschweiß auf die Stirn, ich sah den Kalifat an, dieser aber lud lächelnd seine Flinte und spornte sein Pferd, um dem Kampfplatze näher zu kommen.
Der Löwe war noch etwa funfzig Schritt von der Gruppe der Reiter entfernt. Wir sahen, daß die Araber ihre Flinten anlegten. Der unternehmende Jüngling, der sie anführte, erhob sich in dem Steigbügel, zielte so ruhig auf den Löwen, als wäre es ein Rebhuhn, und drückte ab. Das Thier fiel, erhob sich aber sogleich wieder. Der junge Cheriff warf sein Pferd zur Seite, um dem Sprunge auszuweichen, womit der Löwe ihn bedrohte, und die ihn begleitenden Araber machten durch gut gezielte Schüsse dem Kampfe und dem Leben des Thieres ein Ende. Es war von zehn Kugeln getroffen, und als wir den Kampfplatz erreichten, wand es seine ungeheueren Glieder in den letzten Zuckungen.
Unsere Jagdbeute wurde auf das Pferd eines unserer Piqueurs gelegt und langsam nach dem Dorfe transportirt, während wir, nicht wenig stolz auf unsern Triumph, im Galopp zurückkehrten.
Nach einigen Tagen der Ruhe traten wir unsere Rückreise nach Algier an. Das Fell des Löwen, welchen wir zusammen jagten, hat der Kalifat mit rothem Tuche füttern und mit Goldstickereien verzieren lassen – es liegt als Fußteppich unter meinem Schreibtische. Der Sohn Ben-Jellul’s aber wird diesen Winter nach Europa kommen und ich und meine damaligen Gefährten hoffen, uns hier für die Gastfreundschaft erkenntlich beweisen zu können, mit der uns sein Vater am Dschebel-Ammur aufgenommen hat.
- ↑ Wer an mich glaubt, der wird leben in Ewigkeit.