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Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau/§. 7. Wege und Hospitäler

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« §. 6. Magdalenium Wilhelm Löhe
Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau
Statistik des Diaconissenhauses vom Jahre 1868/69 »
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§. 7.
Wege und Hospitäler.
     Längst schon, ja schon seit der Einweihung des Diaconissenhauses hatte man bei dem häufig eintretenden schlechten und zum Theil rauhen Wetter das Auge auf die Wege gerichtet, welche die Einwohner und Einwohnerinnen des Diaconissenhauses bei der großen Communication mit dem Dorfe zu passiren hatten. Was hatten die jungen, zum Theil schwachen Schülerinnen des Hauses und die Kranken für Noth, wenn sie nur wöchentlich zwei, drei oder vier Mal in die| Pfarrkirche zum Gottesdienste zu gehen hatten. Es war ganz offenbar, daß die Wege beßer werden mußten. Daher stellte man einen gepflasterten Weg bis zur Grenze des Diaconissengebietes her. Und ebenso mußte darauf gedacht werden, daß die Wege am Gartenzaun entlang und rings umher gebeßert würden. Dazu fand sich bald, als sich die Spitäler des Diaconissenhauses mehr und mehr entwickelten, ein neuer Grund und jetzt freilich gehen wir bequemer als vorher von der Pfarrkirche zum Diaconissengarten und von dem zum Betsaal und zum Mutterhause und von da am Magdalenium und Rettungshause vorüber bis zu dem neuen Gottesacker. Das ist bereits eine lange Strecke und wenn wir auch nicht sagen können, daß wir bereits nach allen Seiten hin immer trockene Wege einschlagen können, so hat Noth und Fleiß doch bereits Großes gethan, und wir haben viele Gulden und Thaler bereits auf unsere Wege gewendet. Auch hat man angefangen, für die abendliche Zeit Lichter und Laternen zu schaffen und so wenig man bis jetzt sagen kann, durch die Beleuchtung der Diaconissenanstalt dem Dorfe entflohen und zu einer städtischen Bequemlichkeit gekommen zu sein, so wird man jedoch bis zu dieser Zeit bereits nahe vorgerückt sein. Diese Sachen und die Wegesbequemlichkeiten müßen unweigerlich folgen, wenn man sich einmal entschloßen hat, so viele Häuser zu bauen, als es bereits hier der Fall gewesen ist. Man kann doch nicht eine Menge stattliche Häuser bauen, um sie sammt und sonders im Gassenschmutze stecken zu laßen. Eins bringt das Andere mit sich und wer sich noch ein Jahr lang durch unsre Weges-Noth und -Mühe dahingeschleppt haben wird, der wird nicht blos trockene Wege haben, sondern auch bei Tag und Nacht helle, lichte Wege. Dann wird man gewiß auch auf dem Hospitalwege und -Platze zufrieden gestellt werden. Schon jetzt ist die Zeit lange vorüber, wo| die Rehe auf den Diaconissenfeldern spazierten, noch aber kann es niemand anders als ziemlich wild und unwegsam finden, wenn er nur von den Hospitälern bis zum Arzte, Dr. Riedel, wandern soll. Das muß gewiß in Baldem beßer werden. Da wo der Diaconissengarten beim Leichenhause aufhört, östlich von demselben, hat sich das Land mit großen Schritten erhoben, um eine Gestalt anzunehmen, die dem Zwecke der ganzen Colonie entspricht. Jetzt schon findest du zwei stattliche Häuser, die Wacht nach Osten halten und siehst, wie sie sich schützend nach Westen kehren. Im September des Jahres 1867 wurde das erste von diesen Häusern zum Distrikts-Männer-Hospitale eingeweiht und dicht neben diesem hat man an Allerheiligen im Jahre 1869 ein noch schöneres und neueres Haus zum Frauen-Hospital des Distrikts eingeweiht. Zwischen den beiden Häusern öffnet sich noch eine Thür, welche zu der Centralküche der beiden Distrikts-Hospitäler führt, aus welcher so Männer wie Frauen der beiden Hospitäler gespeist werden sollen. Seit dem 1. Dezember 1867 ist das Männerhospital in voller Thätigkeit gewesen und nun ist bereits seit dem 3. November dieses Jahres das Frauenhospital in voller Thätigkeit, und die Centralküche zwischen beiden mitten inne sendet durch ihre Verbindungsgänge rechts und links wohlschmeckende Speisen. Noch geht ihrer Vollendung in nächster Nähe die ungeschloßene Cisterne entgegen, welche die beiden Hospitäler von Waßer entledigen soll und noch spottet der Novemberweg des Verbindungsganges und der Wege, die auch noch ein drittes schon länger stehendes Gebäude mit der Centralküche vereinigen soll, aber bereits trägt man zu den Mahlzeiten von der Küche auch zu diesem Hause, nemlich dem Pfründhause, duftende Speisen. Bereits also stehen drei Gebäude auf Einem Platze dem Herrn zu Diensten. Das Pfründhaus soll Pfründner| der Gemeinde Neuendettelsau aufnehmen und in den andern Räumen wird den Schulkindern und Armen von Montag bis Freitag eine Suppenanstalt und nach derselben den Mädchen Industrieschule gehalten. Überlege dir das, überlege, daß im Männerhospitale auch der leidende, kranke Wanderer neben dem Distriktskranken Aufnahme findet, daß im Frauenhospitale neben den weiblichen Distriktskranken auch Kranke aus anderem Stande bereits Aufnahme gefunden haben, daß die Pfründner der Gemeinde bereits das Pfründhaus füllen, die Suppenanstalt und die Industrieschule alle Tage wenigstens Stunden lang einen ganzen Haufen fröhlicher Kinder zum Empfange von Liebesdiensten sammelt, so hast du bereits den Anfang eines reichen Lebens der Barmherzigkeit, das sich nunmehr da entfaltet, wo ehedem nur Reuters Pferde die Hufe hoben, ohne daß irgendwem ein Nutzen geschafft wurde. Jetzt ist es Winter, aber wie bald wird die schönere Jahreszeit kommen. Dann werden in den bereits hergestellten Anlagen Neupert’s Bäume ausschlagen und unter den Fenstern der Distriktshospitäler seine Rosen blühen. Weggenommen wird werden alles, was noch wild ist, und auch die anliegenden Wohnungen werden sich im Chor mit allen den verschiedenen Anstaltshäusern vereinigen und Alles wird werth sein und werden, die Werke des Hospitalplatzes zu schmücken. Man kann nicht wißen, was alles noch auf demselbigen Grund und Boden erwächst und wächst, aber siehe, wir sind hier auf den eigentlichen Arbeitsfeldern der Neuendettelsauer Liebesthätigkeit. Von dem Mutterhause der Diaconissenanstalt durch alles, was dazwischen liegt, dehnt und zieht man sich zu den Hospitälern als zu dem praktischen Ziele des Ganzen. Wenn der Frühling kommt und die schmutzigen Wege vertrocknen und cultiviert werden, dann wünsche ich dir, lieber Leser, eine überlegsame Reise aus den Hospitalplatz von| Dettelsau. Vielleicht gefällt dir alles mit einander. Die Hospitäler sind Dettelsau’s Ostende, und weiter geht es vielleicht nicht, aber es ist ja genug, wenn es in freudiger Kraft bis hieher gegangen ist. Es hat wahrlich Mühe genug gekostet, bis es nur hieher kam. Oben habe ich gesagt, von der Pfarrkirche bis zu dem Gottesacker der Diaconissen sei es ein weiter Weg und doch ist es nur eine kleine Strecke, auf der sich viel und mancherlei Werke entwickeln, Werke, nicht zur Seligkeit gewirkt oder gemeint, wohl aber zum Preis des Einzigen, der uns Allen zum ewigen Heile gelebt hat und gestorben ist.
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     Jetzt sind gerade fünf Jahre vorüber und die Schwestern von Dettelsau haben in den 137 Ortschaften des Distrikts zehn mühevolle Gänge und Sammlungen vollendet. Da haben sie Familie auf Familie um irgend eine Gabe für die Distriktskranken angesprochen und dabei den Kindern Bilder, den Alten Tractate gereicht mit süßen und zum Evangelium lockenden Worten. Wie viele wohlhabende und reiche Bauern haben sie dafür abgeschnauzt, mit Hunden gehetzt, mit Schimpfworten fortgeschickt und nicht begriffen, daß sie gar nichts gewollt haben, als eine vertragsmäßige Gabe für die Distriktskranken sammeln und die armen Leidenden freundlich anmahnen, ihre Gaben in kranken Tagen in Dettelsau aus den Händen der Liebe wieder heim zu holen. Wie manche junge zarte Magd des Herrn hat in Geduld bei jedem Wetter die weiten Wege gemacht, und hat unter dem Spott und Hohn von allerlei Menschen die Liebe des Erlösers gegen die Kranken gepriesen. Wie manche ist selber darüber voll Weh und Krankheit geworden, ohne Klage, aber wie manche hat auch bei ihren Sammlungen den Segen der Armen und Kranken bekommen, die mit Thränen der Sehnsucht sich für ihr Leiden und Sterben nichts Beßeres zu wünschen gewußt haben, als| einen Aufenthalt in Dettelsau in kranker Zeit oder in Todesnoth. Nun stehen unsere Häuser gebaut und wir haben sie wohnlich und heimlich gemacht. Ochsen und Mastvieh sind geschlachtet, kommt es ist Alles bereit. Wir wollen euch segnen und euch Gottes Liebe zeigen. Kommt nur in eure Distriktshospitäler, sie sind in Wahrheit euer. Das letzte Hospital hat eine adelige Jungfrau gebaut, die in ihrem ganzen Leben keinen schöneren Gedanken gehabt hat, als Jesu nach das Ihre für unsere Kranken zu geben, seine süße Armuth zu ererben und sich dabei zu trösten, daß es andere von ihrem Gute im Leben und Sterben gut haben möchten. Wofür die edle Seele ihr Gut mit großem Eifer gegeben hat, dafür haben die meisten unter uns nie etwas gethan oder gegeben. Wir dürften roth darüber werden, aber wenn das auch nicht, so werden wir doch so roh und boshaft nicht sein, daß wir nicht fänden, eine solche Liebe zu den armen Brüdern und Schwestern Jesu sei doch auch schön und in der That doch auch wirklich nachahmenswerth. Ich freue mich, daß so etwas in Dettelsau vorgekommen ist und wünsche mir nichts als den gleichen Sinn und ein demüthiges Herz. –




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