Für Rußland
Wild um sich schlägt in seinem Todeskampf,
Den Schaum der Wut auf den erblichnen Lippen,
Das fluchbeladne russische Zarat.
Die Salven rollen dröhnend durch die Gassen,
Wie eine Windsbraut ein Kosakenschwarm,
In der erhobnen Rechten die Nagaika,
Zum Stoß gesenkt die mörderische Lanze,
Und Weiber, Kinder, schreckgebannte Greise
Der wilde blut- und schnapsberauschte Schwarm.
Wer in der Tür sich und am Fenster zeigt,
Den nimmt zum Ziel sich die Kosakenkugel;
Schlüpfrig von Herzblut sind des Pflasters Steine,
Und die der Kriegssturm vor sich hergejagt
Wie lose Spreu, die rohe Soldateska
Rächt an den eignen Landeskindern sich
Und feiert mordend billige Triumphe.
In jedes Haus, das Beute hoffen läßt;
Sie schleppen fort, was ihre Gier gereizt,
Und als Finale züngelt durch die Sparren
Des Daches fauchend die gefräß’ge Flamme.
Den Horizont, und dichte Trauerschleier
Bedecken schonend eine Trümmerstatt.
So tobt in Rußland sich die Wut der Angst
In grauenvollen Henkerszenen aus,
Ist widerlich, wie es die Blüte war.
Der Völker Blicke hängen wie gebannt
Sich nie geboten, seit die Erde steht;
Daß man da drüben ihre Schlachten schlägt,
Daß jedes Opfer, das der Huf zerstampft,
Gefallen ist für ihre eigne Sache.
Und riesengroß aus riesengroßem Elend
Nach besten Kräften helfend abzutragen
Die Schuld des Dankes, die sie sonst erdrückt.
Was eigne Armut nur entbehren kann –
Hier soll sie willig es und freudig geben.
Wenn aus dem Herzen es zum Kopfe drängt
Und unwillkürlich uns die Augen feuchtet,
Die sich an blut’gem Elend blind gesehn,
Der strengste Mahner aber ist die Pflicht!
Anmerkungen (Wikisource)
Ebenfalls abgedruckt in:
- Der Wahre Jacob. Nr. 497 (1905), S. 4769.