Falsche Briefmarken

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Titel: Falsche Briefmarken
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 648
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Für Digitalisate des im Text erwähnten Lexikons siehe unter Enzyklopädien und Lexika#Dammer-1887.
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[648] Falsche Briefmarken. Was nicht gefälscht wird in der Welt! Beinahe Alles, was der Mensch braucht und wofür er Geld zahlen muß. Um das Unwesen der Fälscher zu bekämpfen, ist tagtäglich die Polizei auf den Beinen; Institute, Laboratorien etc. wurden zu diesem Zwecke ins Leben gerufen; dicke Werke sind über dieses Thema erschienen, und es fehlt sogar nicht ein „Illustrirtes Lexikon der Verfälschungen“ (Leipzig, J. J. Weber). Es ist ein umfangreiches Buch, in welchem wir mit wachsendem Interesse blättern; ein Buch, welches namentlich dem Kaufmann gute Dienste leisten kann, indem es seine Kenntnisse in der Waarenkunde erweitert und all die feinen Schliche aufdeckt, welche die Fälscher zu benutzen wissen. Aber auch andere Stände und selbst Laien finden in dem trefflich von Dr. Otto Dammer redigirten Werke eine seltene Fülle von Belehrung; denn auch sie müssen vor Fälschern auf der Hut sein. Da haben wir z. B. eine weit verbreitete Klasse von Menschen, welche der Liebhaberei des Briefmarkensammelns verfallen sind. Die Philatelisten, wie sie sich nennen, sind in letzter Zeit gleichfalls eine Ausbeute raffinirter Fälscher geworden; denn es ist viel lukrativer und weniger gefährlich, gerade diese anstatt die Behörden zu hintergehen. Der Staat hat es in Erfahrung gebracht, daß ihm durch die Fälschung von Briefmarken ein wesentlicher Schaden nicht zugefügt wird, und alle die früheren Vorsichtsmaßregeln gegen Fälschungen, wie besonders mit Seidenfäden durchzogenes oder mit Wasserzeichen versehenes Papier für Postwerthzeichen, werden größtentheils nicht mehr gebraucht. Nur durch Anbringung eines „Münzzeichens“ wird nach wie vor ein sicherer Schutz erstrebt. Dasselbe besteht in einem möglichst wenig in die Augen fallenden Fehler der Zeichnung, welchen der Fälscher leicht übersieht, der Eingeweihte aber sofort erkennt. Diese Münzzeichen werden aus nahe liegenden Gründen außerordentlich geheim gehalten und gelangen nur selten zur Kenntniß eines Privatmannes.

Die Briefmarkenfälscher suchen jedoch in der Regel werthvollere Objekte zu fälschen, als die in Kours befindlichen Postwerthzeichen, und solche sind eben durch die Philatelie geschaffen worden. Seltene Briefmarken werden augenblicklich mit 100 Mark und mehr für das Stück bezahlt; ja es sind sogar Fälle vorgekommen, wo für eine einzige Briefmarke 1000 Mark gezahlt wurden. Solche einfache Papierstückchen zu fälschen, erscheint schon Manchem der Mühe werth, und es ist gerade in Folge der Seltenheit der Originale ungemein schwierig, die Falsifikate als solche zu erkennen. Einzelne Vereine von Briefmarkensammlern haben darum besonders kundige Mitglieder zu Markenprüfungskommissären ernannt oder gar eine aus mehreren Mitgliedern bestehende Kommission zu diesem Zwecke gewählt.

Eine Abart der Fälschung von Postwerthzeichen sind die sogenannten Neudrucke alter seltener und nicht mehr in Kours befindlicher Marken. Personen in hervorragender Staatsstellung, welche unter die Philatelisten gegangen sind, ist es manchmal gelungen, von der betreffenden Behörde eine Anzahl Neudrucke alter seltener Marken zu erlangen. Vielfach haben auch die Behörden von den alten Originalplatten zum Besten des Aerars oder milder Stiftungen Neuabzüge veranstaltet oder auch die Platten an Privatleute verkauft, welche nach Herzenslust darauf losdrucken. Ueber den Werth der Neudrucke streiten noch die sachverständigen Sammler. Jedenfalls ist derselbe geringer als der alter Originale, und solche Neudrucke als alte seltene Marken zu verkaufen, ist zum Mindesten Täuschung und Uebervortheilung des Publikums. *