Falsches Haar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: –i.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Falsches Haar
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 156
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[156] Falsches Haar. Die Haarkünstler von Marseille, die jährlich 25000 falsche Haarkoiffuren für Damen und etliche tausend Perücken für Herren anfertigen, wurden in den letzten Monaten bitter enttäuscht. Die mit Sehnsucht erwarteten Schiffe aus China liefen zwar pünktlich ein, aber ohne eine Ladung, die sie sonst regelmäßig mitbrachten, ohne chinesisches Haar. Es ist wohl eine bekannte Thatsache, daß das civilisirte Europa von den Chinesen Zöpfe kauft und daß unsre Nachbarn jenseit der Vogesen zu den fleißigsten Vermittlern in diesem eigenartigen Handel zählen. Sind doch im Jahre 1882 nicht weniger als 70758 Kilogramm und im Jahre 1883 sogar 124715 Kilogramm chinesischer Haare nach Frankreich importirt worden.

Der Krieg mit China scheint jetzt diesen Handel lahm gelegt zu haben, und der Ausfall dieser Waare wird sehr schmerzlich fühlbar werden, denn Europa kann den Bedarf seiner Glatzköpfe allein nicht decken, und überdies liefern die Chinesinnen das billigste Haar, das mit mit 10 bis 12 Franken für das Kilogramm bezahlt wird. Es ist zwar nicht so schön wie das Haar aus dem Norden Frankreichs, das für das schönste unter allem Haar der Welt ausgegeben wird, aber das letztere ist auch nur für die vornehmsten Damen bestimmt, denn ein 80 Centimeter langer Zopf einer bretonischen oder normandischen Schönen wird mit 1000 Franken bezahlt, und fast unglaublich ist der Preis für ein Kilogramm schneeweißer Zöpfe jener Provinzen, der sich nach einer in „Science et Nature“ veröffentlichten Mittheilung auf rund 25000 Franken belaufen soll. Die Engländer und die Deutschen, deren Haar mit dem französischen konkurriren kann, behalten ihre Zöpfe zum größten Theil im Lande, und so richtet sich die Hoffnung der französischen Haarkünstler auf Italien, welches schon in den letzten Jahren nach Marseille durchschnittlich 22000 Kilogramm dieser seltenen Waare exportirt hatte. i.